Warum mögen manche Menschen keinen Körperkontakt?
Es gibt nur wenige Dinge, die tröstender sind als eine Umarmung. Sie gibt uns das Gefühl, geliebt, unterstützt und sicher zu sein. Doch nicht jeder empfindet diese angenehmen Gefühle. Für manche kann sogar eine einfache Berührung an der Schulter sehr unangenehm sein. Doch warum mögen manche Menschen keinen Körperkontakt?
Körperkontakt kann viele Formen annehmen und unterschiedlichste Botschaften vermitteln. Ein Willkommensgruß, ein Abschied, Unterstützung, Zuneigung oder Mitgefühl… Berührungen bringen uns näher und tun uns gut. Manche Menschen empfinden sie jedoch als aufdringlich oder bedrohlich. Sie mögen keine Umarmungen, vermeiden Küsse und halten Distanz. Wenn es sich um nahestehende Personen handelt, kannst du dich zurückgewiesen fühlen. Sobald du jedoch ihre Gründe kennst, wirst du besser verstehen, warum sie so reagieren.
Warum mögen manche Menschen keinen Körperkontakt?
1. Erziehungsstil
Verschiedene Untersuchungen zeigen, dass die Angst vor Körperkontakt in vielen Fällen mit dem Erziehungsstil zusammenhängt. Wenn Kinder in einer liebevollen, zärtlichen Familie aufwachsen, erfahren sie Berührung als angenehm und wohltuend. Ist dies jedoch nicht der Fall, können sie das distanzierte Verhalten ihrer Eltern übernehmen oder auch gegenteilig handeln. Menschen, die mit einem Mangel an körperlicher Zuneigung aufgewachsen sind, können im Erwachsenenalter besonders großen Wert auf Nähe und Körperkontakt legen.
2. Geringes Selbstwertgefühl und Unsicherheit
Menschen, die sich bei Körperkontakt unwohl fühlen, mangelt es vielleicht an einem gesunden Selbstwertgefühl. Sie fühlen sich durch die Nähe anderer bedroht, da sie an sozialen Ängsten leiden.
Durch den Abstand haben sie das Gefühl, die Situation besser kontrollieren zu können. Sie fühlen sich sicherer vor Ablehnung, scheinen weniger verletzlich zu sein und sehen sich nicht dazu gezwungen, eine emotionale Bindung aufzubauen.
Die Ablehnung von Körperkontakt ist oft ein Zeichen für einen Mangel an Vertrauen oder Selbstvertrauen.
3. Kein Körperkontakt aufgrund des Selbstbilds und Körperbewusstseins
Auch das Selbstbild und die Beziehung zum eigenen Körper können dazu führen, dass manche Menschen keinen Körperkontakt mögen. Sie fühlen sich unwohl mit sich selbst und projizieren das auch auf andere. Wenn sich eine Person hässlich, unangenehm, unattraktiv, zu groß oder zu klein, zu dick oder zu dünn fühlt, vermeidet sie es (bewusst oder unbewusst), von anderen berührt zu werden. Sie fühlt sich unwürdig und möchte deshalb keinen Körperkontakt. Auch Menschen mit geringem Körperbewusstsein können so reagieren.
4. Kulturelle Faktoren, die gegen Körperkontakt sprechen
Natürlich prägt auch das Umfeld, in dem wir aufwachsen und in dem wir leben, unsere Einstellung zu körperlichen Zuneigungsbekundungen. Wie wir alle wissen, wird diese körperliche Nähe in einigen Kulturen gefördert und ermutigt, während sie in anderen eingeschränkt und begrenzt wird.
5. Ängste und Phobien
In anderen Fällen vermeiden Menschen die Nähe zu anderen, weil sie Angst vor Keimen, Schmutz oder einer Infektion haben. Aufgrund der aktuellen Lage hat diese Angst zugenommen. Dieser Zustand kann verschiedene Ausmaße annehmen und in manchen Fällen zu einer starken irrationalen Angst vor Berührung werden, die als Haphephobie bezeichnet wird.
6. Angst vor Körperkontakt durch Trauma und Missbrauch
Schließlich ist es sehr wahrscheinlich, dass sexueller oder körperlicher Missbrauch zu einer Abneigung führt, die Körperkontakt schwer macht. Frühere Traumata und negative Erfahrungen können eine große Angst vor körperlicher Nähe erzeugen.
Auch Menschen, die Körperkontakt nicht mögen, brauchen ihn
Die mehr oder weniger ausgeprägte Neigung, Körperkontakt zu suchen und zu genießen, kann ein Persönlichkeitsmerkmal sein. In Wirklichkeit gibt es verschiedene Liebessprachen und jeder von uns drückt seine Zuneigung auf unterschiedliche Weise aus. Viele Studien belegen jedoch die Vorteile von Körperkontakt für den Menschen.
Berührung reduziert den Stresspegel, verbessert die Gesundheit und das Immunsystem, fördert positive emotionale Zustände und begünstigt soziale Beziehungen. Deshalb ist es wichtig, an den Aspekten zu arbeiten, die dazu führen, dass der Körperkontakt als unangenehm oder bedrohlich empfunden wird.
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