Warum langsames Denken Vorteile hat

In welchen Situationen ist es von Vorteil, langsam zu denken? Erfahre heute mehr über dieses Thema.
Warum langsames Denken Vorteile hat

Geschrieben von Redaktionsteam

Letzte Aktualisierung: 03. Juni 2022

Der menschliche Verstand neigt dazu, Abkürzungen zu nehmen, um schnelle Entscheidungen zu treffen, Energie zu sparen und die Überlebenschancen zu erhöhen. Reflexe müssen schnell sein, denn es handelt sich um überlebenswichtige Mechanismen. Wir laden dich heute jedoch ein, mit uns darüber nachzudenken, warum auch langsames Denken Vorteile hat.

Unsere moderne Gesellschaft ist schnelllebig, wir sind ständig unter Druck, müssen sofortige und gleichzeitig effiziente Entscheidungen treffen und vielzählige Herausforderungen bewältigen. Langsames Denken ist nicht gefragt, jedoch in der Entscheidungsfindung sehr wichtig.

Beide Denkarten sind grundlegend, wir sollten Ausgleich finden und der Langsamkeit nicht weniger Bedeutung beimessen. 

Warum langsames Denken Vorteile hat
Langsames Denken erfordert mehr Anstrengung und Energie, aber es hat seine Vorteile.

System 1 und System 2

Kahneman unterscheidet zwei Denkarten: das schnelle Denken (System 1) und das langsame Denken (System 2):

Das System 1 ermöglicht rasche Entscheidungen, die automatisch, ohne oder mit wenig Anstrengung erfolgen (Kahneman, 2012). Es ist sparsam und benötigt wenig Energie. Allerdings ist nicht alles perfekt. Diese Art der Verarbeitung ist sehr anfällig für Verzerrungen und systemische Fehler, die sich auf unsere Entscheidungen auswirken. Dieses System ist effizient und ermöglicht es uns, mit wenig Information schnell zu reagieren.

Einige Beispiele dafür sind:

  • Das schnelle Denken ermöglicht es uns, die Quelle eines plötzlichen Geräusches zu erkennen,
  • es zeigt bei unangenehmen Ereignissen unseren Ärger im Gesicht,
  • ermöglicht es uns, automatische Tätigkeiten wie Autofahren auszuführen,
  • versteht einfache Sätze und
  • hilft uns, Gegenstände schnell zu erkennen.

Das System 2 hingegen ermöglicht uns langsame, überlegte und kontrollierte Entscheidungen. Es konzentriert die Aufmerksamkeit auf geistige Aktivitäten, wie komplexe Berechnungen, und steht mit der Erfahrung, der Wahl und der Konzentration in Beziehung (Kahneman, 2012).

Dieses Verarbeitungssystem kann ohne fokussierte und freiwillige Aufmerksamkeit nicht funktionieren. Es erfordert mehr Anstrengung und Energieaufwand, sodass es anstrengend ist, dieses System längere Zeit zu nutzen.

Einige Beispiele dafür sind:

  • Das langsame Denken beobachtet, wann sich die Ampel ändert,
  • sucht nach einem Buch in der Bibliothek,
  • vergleicht zwei Produkte, um zu entscheiden, welches besser ist,
  • prüft Argumente,
  • beobachtet das Verhalten in einer bestimmten Situation
  • und hört die Stimme einer Person, obwohl Lärm vorhanden ist.

All diese Beispiele erfordern es, die Aufmerksamkeit auf einen Zielreiz zu richten. Es handelt sich um das bewusste und freiwillige Eingreifen des Subjekts.

Langsames Denken hat verschiedene Vorteile

Anschließend beschreiben wir die wichtigsten Vorteile des langsamen Denkens.

1. Langsames Denken ermöglicht es dir, Alternativen und Konsequenzen zu erwägen

Die langsame und detaillierte Informationsverarbeitung verbessert deine Entscheidungsfähigkeit. Du kannst in Ruhe über das Problem nachdenken, die Alternativen abwägen und die Konsequenzen voraussehen.

Durch langsames und kritisches Denken kannst du vergleichen, verschiedene Möglichkeiten visualisieren und schließlich die bestmögliche Entscheidung treffen.

2. Du kannst mit Logik, Mathematik und Statistik besser umgehen

Das System 1 ist bei einfachen Rechenaufgaben (wie 2 + 2 = 4) grundlegend, denn diese erfolgen praktisch automatisch. Komplexe mathematische Aufgaben erfordern jedoch tiefgehende Denkfähigkeiten. Auch statistische Probleme benötigen langsame und überlegte Lösungen

3. Langsames Denken hilft dir, Fehler zu korrigieren

Um Fehler zu korrigieren, sind Aufmerksamkeit und höhere mentale Denkprozesse nötig. Du musst gezielt über Details und Informationen nachdenken, um die Situation gründlich zu analysieren. Die Metakognition zur Korrektur der Fehler erfordert langsames Denken, das die Planung, Überwachung, Kontrolle und Bewertung der Ergebnisse ermöglicht.

4. Du kannst bewusste Entscheidungen treffen

Langsames Denken ermöglicht es dir, bewusste Entscheidungen zu treffen. Automatische und schnelle Prozesse führen oft zu falschen Entscheidungen. Tiefgehendes Nachdenken ermöglicht es dir jedoch, auch die Konsequenzen zu berücksichtigen und die beste Option zu wählen.

Langsames Denken ist wichtig
Langsames Denken ermöglicht es dir, bessere Entscheidungen zu treffen.

5. Langsames Denken hilft dir, Regeln besser zu befolgen

Langsames, sequenzielles Denken erleichtert es, Regeln zu befolgen. Schnelle Prozesse zielen auf sofortige Ergebnisse ab, ermöglichen es jedoch nicht, alle Regeln zu berücksichtigen.

Wenn der Verstand langsam, absichtlich, bewusst und freiwillig denkt, ist er besser in der Lage, die Regeln zu befolgen, da er sie verstehen kann, indem er über sie nachdenkt und nach ihrem Sinn sucht. Außerdem lernst du, wie du sie verwenden kannst und welche Ergebnisse sie erzielen.

6. Du kannst dein Denken und Verhalten kontrollieren

Um Gedanken und Handlungen zu kontrollieren, musst du imstande sein, langsam zu denken. Du hast Zeit, zu beobachten und die kognitiven Prozesse zu lenken. Durch das Betrachten, Analysieren und Reflektieren der eigenen Gedanken und Verhaltensweisen kannst du Aktionspläne umsetzen und deine Handlungen steuern.

Abschließend sei gesagt, dass schnelles und langsames Denken gleichermaßen nützliche und vorteilhafte Prozesse sind. Jede Denkart ist in verschiedenen Situationen grundlegend, du musst nur wissen, sie richtig anzuwenden.


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  • Kahneman, D. (2012). Pensar rápido, pensar despacio.Debate.
  • Krauzlis, R. J., Wang, L., Yu, G., & Katz, L. N. (2021). What is attention?. Wiley Interdisciplinary Reviews: Cognitive Science, e1570.
  • Michel, J. B. (2020, January). Thinking fast and slow in medicine. In Baylor University Medical Center Proceedings (Vol. 33, No. 1, pp. 123-125). Taylor & Francis.
  • Sherwood, C. C., Subiaul, F., & Zawidzki, T. W. (2008). A natural history of the human mind: tracing evolutionary changes in brain and cognition. Journal of anatomy212(4), 426-454.

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