Warum fällt es mir so schwer, mich anderen gegenüber zu öffnen?

Würdest du gerne eine offenere Haltung einnehmen, aber du weißt nicht, wie du das erreichen kannst? Hast du das Gefühl, dass du eine Blockade hast, die dich zu sehr in die Defensive drängt? Hier findest du einige Tipps, die dir helfen, das Problem zu lösen.
Warum fällt es mir so schwer, mich anderen gegenüber zu öffnen?
Elena Sanz

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Elena Sanz.

Letzte Aktualisierung: 17. Februar 2023

Die Welt der Emotionen ist komplex, das emotionale Management oft schwierig. Eine Person, der es schwerfällt, sich zu öffnen, muss nicht schüchtern sein und auch keine emotionalen Schwierigkeiten haben. Es gibt viele Gründe, die uns davon abhalten, unsere Gefühlswelt mit anderen zu teilen.

Soziale Beziehungen sind eine Quelle der Gesundheit und des Glücks. Sie setzen jedoch Vertraulichkeit und Selbstoffenbarung voraus: Wir müssen unsere Gedanken und Gefühle mit anderen teilen und dies ist nicht immer einfach. Außerdem müssen wir wissen, wie wir mit schwierigen, negativen Emotionen am besten umgehen und diese in die richtige Richtung lenken. Ansonsten könnten sich betreffende Gefühle festsetzen und Blockaden oder auch somatische Krankheiten auslösen.

Frau fällt es schwer, sich zu öffnen
Die meisten Menschen, denen es schwerfällt, sich anderen gegenüber zu öffnen, haben eine große emotionale Distanz zu sich selbst.

Warum fällt es mir schwer, mich anderen gegenüber zu öffnen?

Wir beschreiben anschließend einige häufige Gründe, die es manchen Menschen schwer machen, die Innenwelt mit anderen zu teilen. Identifizierst du dich damit?

1. Schlechte Kenntnis der eigenen Gefühle

Viele Menschen haben im täglichen Leben keinen Kontakt zu ihren Gefühlen. Sie sind vielleicht ängstlich, gestresst, traurig oder frustriert, aber sie achten nicht auf ihren inneren Zustand. Sie halten nicht inne, um darüber nachzudenken, und leben einfach auf Autopilot.

Wenn du nicht weißt, was mit dir passiert, kannst du auch nicht mit anderen darüber sprechen. Der Gefühlsausdruck ist in diesen Fällen oft explosiv und impulsiv. Meistens sind diese Menschen nicht durchsetzungsstark und handeln nicht überlegt.

2. Mangelnde Übung und Fähigkeiten

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Gefühlsausdruck eine erlernte Fähigkeit ist. Die Sozialisierung findet bereits früh im familiären Umfeld statt, doch in vielen Familien wird zu wenig über Gefühle gesprochen. Die Zuneigung wird nicht immer offen ausgedrückt, deshalb fehlt es vielen auch im Erwachsenenalter schwer, sich anderen gegenüber zu öffnen, ganz besonders, wenn sie in der Kindheit gelernt haben, dass dies ein Ausdruck von Schwäche ist. Oft verschließen sich diese Menschen, weil sie sich verletzlich fühlen.

3. Vermeidendes Bindungsverhalten

Wenn die Bezugsperson nicht auf die Bedürfnisse eines Säuglings eingeht, entwickelt dieser in vielen Fällen vermeidendes BindungsverhaltenBetroffene Kinder sind vielfach auch im Erwachsenenalter nicht fähig, ihre Emotionen auszudrücken, da sie daran gewöhnt sind, dass ihre Bezugspersonen mit Gleichgültigkeit reagieren. Sie lernen so, dass es sinnlos ist, Schutz oder Hilfe zu suchen und glauben, auf sich allein gestellt zu sein. Sie verbergen ihre Gefühle und tun sich schwer damit, sich anderen gegenüber zu öffnen.

4. Angst vor Verletzlichkeit

Bestimmte Menschen öffnen sich anderen gegenüber langsam: Sie brauchen Zeit, um Vertrautheit und Nähe aufzubauen und ihre Gefühle ausdrücken zu können. Sie möchten nicht verletzlich erscheinen oder schwach wirken. Erst wenn sie eine Person näher kennen, sind sie bereit, über ihre Innenwelt zu sprechen. Um Beziehungen einzugehen, müssen sie Risiken auf sich nehmen, was ihnen schwerfällt. Deshalb haben sie meist einen kleinen Freundeskreis.

5. Retterkomplex

Wenn es dir schwerfällt, dich anderen zu öffnen, kann es sein, dass du unter dem Retterkomplex leidest. Du setzt dich vielleicht zu sehr für andere ein und vergisst dich selbst. Du bemühst dich, die Probleme anderer zu lösen, sprichst jedoch ungern über deine eigenen. Menschen mit Retterkomplex bitten selten um Hilfe und zeigen nicht, dass sie Zuneigung und Trost benötigen.

Warum fällt es mir so schwer, mich anderen gegenüber zu öffnen?
Manche Menschen konzentrieren sich so sehr auf andere, dass sie sich emotional von sich selbst abkoppeln.

Was tun, um sich anderen gegenüber zu öffnen?

Folgende Tipps können dir helfen, dich zu öffnen und gesunde Beziehungen zu anderen aufzubauen:

  • Schenke dir selbst mehr Aufmerksamkeit und gib deinen Gefühlen Wichtigkeit. Nimm dir einen Moment Zeit, um über deine Gefühle nachzudenken, diese zu benennen und zu verstehen, warum sie da sind, anstatt dich von ihnen überwältigen zu lassen oder sie zu verdrängen.
  • Verstehe, wie wichtig es ist, tiefe Beziehungen zu anderen aufzubauen. Denke an die Dinge, die du durch deine Angst verlierst, um dich zu motivieren.
  • Finde den besten Weg, um deine Angst zu überwinden. Du kannst mit einem therapeutischen Brief oder Tagebuch beginnen, um deine Gefühle in Worte zu fassen und sie nach außen zu tragen. Wähle eine Person, der du vertraust, und beginne damit, dich ihr in deinem eigenen Tempo zu öffnen. Du wirst sehen, dass dir das guttut.
  • Beobachte, schätze und sei dankbar, wenn andere sich dir gegenüber öffnen. Sie können dir als Vorbild und Inspiration dienen.

Letztlich geht es darum, die Angst vor dem Verletztwerden zu überwinden. Gib anderen eine Chance, dich kennenzulernen und nutze die Gelegenheit, deine Gefühle zu zeigen und dich selbst zu entdecken.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Altman, I., & Taylor, D. A. (1973). Social penetration: The development of interpersonal relationships. Holt, Rinehart & Winston.
  • Mikulincer, M., & Nachshon, O. (1991). Attachment styles and patterns of self-disclosure. Journal of Personality and Social Psychology, 61(2), 321–331. https://doi.org/10.1037/0022-3514.61.2.321
  • Fernández Peña, R. (2005). Redes sociales, apoyo social y salud. Perifèria: revista de recerca i formació en antropologia, (3).

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.