Warum berührt mich alles so sehr?

Hast du das Gefühl, dass dir alles zu viel wird? Fühlst du dich von vielen Dingen, die dich umgeben, überwältigt? Es ist an der Zeit zu erkennen, dass du am Ende deiner Kräfte bist und dass du etwas ändern musst.
Warum berührt mich alles so sehr?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 02. Dezember 2021

“Warum mache ich mir so viele Sorgen? Warum berührt mich alles so sehr?” Viele werden sagen, dass du zu empfindlich bist oder übertreibst. Vielleicht ist das tatsächlich der Fall, doch es könnte auch sein, dass sich hinter diesem ständigen Unbehagen und der erhöhten Empfindlichkeit eine psychologische Realität versteckt, die du vernachlässigst.

Stress, Ängste, emotionale Erschöpfung… deine psychische Verfassung beeinflusst die Art und Weise, wie bestimmte Dinge auf dich wirken. Es stimmt, dass Stress die Empfindlichkeit erhöht und dass Angst aus einer Mücke einen Elefanten macht. Es gibt jedoch auch tiefergehende Faktoren, die zu berücksichtigen sind.

Manche Menschen fühlen sich schon in unbedeutenden Situationen überwältigt und verlieren ihr emotionales Gleichgewicht. Bei transzendentalen Ereignissen sind sie völlig überfordert und unfähig, Maßnahmen zur Bewältigung zu ergreifen. Diese psychologischen Realitäten sind in der Therapie eine Konstante. Wir gehen heute tiefer auf dieses Thema ein.

Warum berührt mich alles so sehr?

Warum dich alles so sehr berührt

Du bist nicht aus Stein, dein Herz ist nicht aus Metall. Wir sind alle aus Fleisch, Knochen und Gefühlen gemacht, deshalb ist es normal, dass die Welt uns von Zeit zu Zeit verletzt und bestimmte Dinge uns beeinträchtigen. Das Problem entsteht, wenn praktisch alle Aspekte des täglichen Lebens Kummer und Ängste, Befürchtungen und Sorgen entfachen.

Um zu verstehen, warum dich alles so sehr berührt, stell dir ein Glas voll Wasser vor. Die Flüssigkeit, die es enthält, sind deine überquellenden Gefühle. Jede Bewegung, jedes Zittern oder auch nur ein leises Seufzen reicht aus, um zu merken, dass du kurz davor bist, zu explodieren und alles, was in dir steckt, auszuschütten. Doch warum ist es so weit gekommen?

Das exzessive Denken nährt pathologische Sorgen

Das ewige Gedankenkarussell, schlaflose Nächte voller Sorgen und ständiges Grübeln gönnen deinem Gehirn keine Pause. Du verbringst viel Zeit damit, über Dinge nachzudenken, ohne eine Entscheidung zu treffen. Du stellst dir das Schlimmste vor und leidest. “Was wäre, wenn” ist ein Gedanke, der deinen Verstand in einen unerbittlichen Richter verwandelt, der dich immer dafür bestraft, dass du dies und jenes nicht tust.

All diese Dynamiken und Gedankenströme sorgen für Unbehagen und bewirken, dass  dich alles mehr belastet, als es sollte. So zeigen beispielsweise eine an der Emory University durchgeführte Studie sowie andere Forschungsarbeiten, dass übermäßiges Denken die Sprache der Angst ist und dies nicht nur der Ursprung von psychischem Unbehagen, sondern auch von gesundheitlichen Problemen sein kann.

Was kannst du tun?

Du kannst übermäßiges Denken nicht einfach ausschalten. In Wirklichkeit ist der Verstand wie eine Fabrik, die unaufhörlich Ideen, Bilder und Überlegungen produziert. Der Schlüssel ist, diese Gedanken zu nutzen. Wenn dich etwas beunruhigt, löse es. Wenn du es nicht lösen kannst, akzeptiere es und wende dich neuen Interessen zu.

Die offene emotionale Wunde

Der Grund, warum dich alles so sehr berührt, kann in deiner Vergangenheit liegen: in einem ungelösten Trauma. Es gibt Wunden, die offen bleiben, und das kann dazu führen, dass dir alles über den Kopf wächst, alles zu sehr schmerzt, weil es eine emotionale Verletzung gibt, die du noch nicht verarbeitet hast. Deshalb reagierst du manchmal unverhältnismäßig auf scheinbar unwichtige Dinge. Deine Leidensgrenze ist sehr empfindlich, daher der Kummer.

Was kannst du tun?

Traumata und die Spuren des Schmerzes von gestern müssen in einer psychologischen Therapie aufgearbeitet werden. Wir müssen verstehen, dass Traumata oft nicht das Ergebnis eines einmaligen Ereignisses sind. Wenn du dich damals nicht mit ihnen auseinandergesetzt hast, bedeutet das, dass im Laufe der Zeit andere Wunden hinzugekommen sind.

Wenn du dich diesen Realitäten stellst, ist es notwendig, an aufdringlichen Gedanken zu arbeiten, die mit den traumatischen Erinnerungen verbundenen Emotionen zu bewältigen und gleichzeitig ein Gefühl der Sicherheit wiederzuerlangen.

Warum berührt mich alles so?

Warum berührt mich alles so sehr? Wegen der Überlastung durch deine Unzufriedenheit

Du bist gereizt, überlastet, erschöpft und schlimmer noch: Du fühlst dich unglücklich. Wenn du dich fragst, warum dir die Dinge so zu schaffen machen, ist es leicht zu glauben, dass es an Stress und Ängsten liegt, wie wir bereits zu Beginn erwähnt haben. Aber Vorsicht: Stress und Angst sind Symptome und keine abgegrenzten Entitäten, die alles von selbst erklären.

In vielen Fällen ist es also so, dass wir mit dem Leben, das wir führen, unzufrieden sind. Es kann sein, dass der Job die Motivation, die Würde und das Selbstwertgefühl schwächt. Es ist auch möglich, dass du in einer unglücklichen emotionalen Beziehung verharrst. Es gibt viele Faktoren, die Unzufriedenheit hinterlassen, und wenn du nicht darauf achtest, wirkt sich alles negativ auf dich aus.

Was kannst du tun?

Wenn dich alles stört, aufregt, schmerzt, beeinflusst oder beunruhigt… reagiere. Finde heraus, was die Ursache für diesen emotionalen Zustand ist und arbeite an den Auslösern. Wenn du nicht handelst und keine mutige Entscheidung triffst, wird die Unzufriedenheit zu Depressionen führen und dann wird das Leiden noch größer. Normalisiere das gegenwärtige Unbehagen nicht und verwandle es durch kleine oder drastische Veränderungen in neue Hoffnung.

Abschließend ist noch zu erwähnen, dass es zwar stimmt, dass jeder die Dinge auf seine eigene Weise wahrnimmt und empfindet, aber es gibt Zeiten, in denen alles zu viel wiegt und weh tut. Du darfst dieses Gefühl nicht auf morgen verschieben. Kümmere dich um dich, so wie du es dir verdient hast : mit Zuneigung, Verantwortung und Mitgefühl.


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Kaya, Y., & Dumitras, T. (2018). How to Stop Off-the-Shelf Deep Neural Networks from Overthinking. ArXiv.Orgcs.LG. Retrieved from http://arxiv.org/abs/1810.07052v1 papers3://publication/uuid/46F2E7E2-DA20-44BB-B17F-DA1B09AB0088
  • Kaiser, B. N., Haroz, E. E., Kohrt, B. A., Bolton, P. A., Bass, J. K., & Hinton, D. E. (2015). “Thinking too much”: A systematic review of a common idiom of distress. Social science & medicine (1982)147, 170–183. https://doi.org/10.1016/j.socscimed.2015.10.044
  • Vangkilde, Kasper & Sausdal, David. (2016). Overponderabilia: Overcoming Overthinking When Studying “Ourselves”. Forum: Qualitative Social Research. 17.

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.