Von der Verlassenheit zur Verbundenheit: Auf dem Weg der Heilung

Die Heilung von Kindheitswunden ist kein einfacher, linearer Weg, sondern eine tägliche Herausforderung.
Von der Verlassenheit zur Verbundenheit: Auf dem Weg der Heilung
Sharon Laura Capeluto

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Sharon Laura Capeluto.

Letzte Aktualisierung: 01. Februar 2024

Der Weg von der Verlassenheit zur Verbundenheit ist eine Herausforderung, doch Heilung ist möglich. Während dieses Prozesses musst du lernen, deine Gefühle zu akzeptieren, einschränkende Überzeugungen zu hinterfragen und zu verändern und dysfunktionale Muster zu durchbrechen. In diesem Artikel beleuchten wir mögliche Ursachen und Schritte, um das Gefühl der Verlassenheit zu überwinden.

Das schmerzliche Gefühl der Verlassenheit

Das Gefühl der Verlassenheit entsteht in der Regel durch traumatische Kindheitserlebnisse, die emotional sehr belastend sind, wenn sie nicht angemessen verarbeitet werden. Die tiefe Verletzung hinterlässt emotionale Narben, die sich im Erwachsenenalter bemerkbar machen und das gesamte Leben beeinflussen.

Die emotionale oder physische Vernachlässigung eines Kindes hinterlässt tiefgehende Spuren. 

Das schmerzliche Gefühl der Verlassenheit kann jedoch auch im Erwachsenenalter entstehen: Traumatische Trennungen, soziale Ausgrenzung oder der Verlust eines geliebten Menschen sind häufige Ursachen.

Anzeichen für schmerzliche Verlassenheit

Die Umstände und Erfahrungen sind individuell sehr verschieden, doch wir können häufige Muster beobachten, die Betroffene bis ins Erwachsenenalter begleiten:

  • Emotional abhängige Bindungen
  • Übermäßiges Streben nach externer Anerkennung
  • Probleme mit dem Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
  • Tiefes Gefühl der Hilflosigkeit und Unwürdigkeit
  • Schnelles Aufgeben bei Projekten und Zielen
  • Misstrauen und Schwierigkeiten, sich anderen gegenüber emotional zu öffnen
  • Selbstsabotage in Beziehungen, Angst vor dem Verlassenwerden
  • Selbstzerstörerische Tendenzen
  • Übermäßige Selbstgefälligkeit und Schwierigkeiten, Grenzen zu setzen

Die Folgen der emotionalen Verlassenheit

Menschen, die verlassen oder vernachlässigt werden, glauben häufig, nicht wertvoll zu sein und keine Liebe zu verdienen. Sie fühlen sich verletzlich und entwickeln Verlassensangst. Sie verwenden häufig eine emotionale Maske, um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen. Der Preis ist in vielen Fällen die emotionale Abhängigkeit, denn ihre größte Angst sind Einsamkeit und das erneute Verlassenwerden. Sie haben nie das Gefühl, ausreichend Liebe oder Aufmerksamkeit zu bekommen, ihr emotionales Bedürfnis nährt die Abhängigkeit.

Menschen, die an emotionaler Verlassenheit leiden, können sich jedoch auch in die Einsamkeit zurückziehen, um sich selbst vor weiteren Verletzungen zu schützen.

Von der Verlassenheit zur Verbundenheit: Auf dem Weg der Heilung

Die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen ist komplex und langwierig. Du kannst deine Vergangenheit nicht verändern, doch du kannst lernen, sie zu akzeptieren und zu verhindern, dass sie dich in der Gegenwart belastet. Höre damit auf, dich selbst zu verurteilen oder zu beschuldigen und stelle dich deinen Ängsten. Folgende Strategien helfen dir auf dem Weg der Heilung:

1. Werde dir bewusst und akzeptiere deine Wunden

Der Weg zur Heilung beginnt mit dem Bewusstsein. Dieser Schritt ist schmerzhaft, doch er gibt dir die Macht, dein Leben zu verändern. Du kannst an den schmerzhaften Erfahrungen arbeiten, sie akzeptieren und in Zukunft verhindern, dass sie dich weiterhin belasten.

2. Stärke dein Selbstvertrauen

Um das Gefühl der Verlassenheit zu überwinden, musst du an deinem Selbstvertrauen arbeiten. Du musst verstehen, dass dein Selbstwert nicht von der Meinung anderer abhängt, nur du allein bist dafür zuständig. Werde dir über deine Stärken und Leistungen bewusst, um ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln und die Angst vor dem Verlassenwerden zu reduzieren.

3. Kultiviere deine Unabhängigkeit

Unabhängigkeit bedeutet nicht, sich in die Einsamkeit zurückzuziehen. Viel mehr geht es darum, eigenständige Entscheidungen zu treffen, ohne von anderen abzuhängen. Du musst ein Gleichgewicht zwischen Selbstständigkeit und dem Bedürfnis nach Hilfe finden.

4. Habe keine Angst, nein zu sagen

Wie oft ignorierst du deine Bedürfnisse, nur um zu vermeiden, dass andere sich unwohl fühlen? Hilfsbereitschaft ist sehr zu begrüßen, sie darf jedoch nicht auf Kosten deiner eigenen emotionalen oder körperlichen Gesundheit gehen. Lerne, Grenzen zu setzen und kommuniziere sie selbstbewusst, um ausgeglichenere und befriedigendere Beziehungen aufzubauen.

5. Genieße einsame Momente

Du musst auch lernen, Momente der Einsamkeit zu genießen und zu einer bereichernden Erfahrung zu machen. Bist du nicht in der Lage, deine eigene Gesellschaft zu ertragen, hast du das Bedürfnis, dich an andere zu klammern und wirst von ihnen abhängig. Ziehe dich nicht in die Einsamkeit zurück, lerne jedoch, mit einsamen Momenten umzugehen, anstatt Angst davor zu haben.

Von der Verlassenheit zur Verbundenheit

Du musst dich mit dir selbst, mit deinen Emotionen und Erfahrungen verbinden, um traumatische Erlebnisse bewältigen zu können. Fühlst du dich nicht in der Lage, allein damit zurechtzukommen, solltest du unbedingt psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen.Verschiedene klinische Ansätze wie die kognitive Verhaltenstherapie (CBT), die Akzeptanz- und Commitment-Therapie (ACT) oder die EMDR-Therapie können dir auf deinem Weg der Heilung helfen.


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