Viktor Frankls Lehren über Resilienz

Viktor Frankls Lehren über Resilienz zeigen uns die Notwendigkeit auf, uns selbst zu verändern, wenn wir die äußeren Umstände nicht ändern können. Der Begründer der Logotherapie ist ein Beispiel dafür, wie Resilienz uns Sinn und Kraft geben kann, um die Widrigkeiten des Lebens besser bewältigen zu können.
Viktor Frankls Lehren über Resilienz
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 14. Februar 2023

In unserer heutigen Zeit sind Viktor Frankls Lehren über Resilienz wichtiger und notwendiger als je zuvor. Der berühmte Psychiater erklärte, dass er während seiner Zeit im Konzentrationslager große mentale Anstrengungen unternehmen musste. Er visualisierte sich selbst in einer nicht allzu fernen Zukunft und stellte sich vor, wie er vor einem großen Publikum einen Vortrag darüber hielt, wie man die Traumata eines Krieges bewältigen und verarbeiten kann.

Diese Strategie funktionierte für Frankl sehr gut. Denn sie ermöglichte ihm, eine innere Zuflucht zu finden, in der er seine Hoffnungen, Träume und auch seine psychische Stärke bewahren konnte. Er setzte sich dieses Ziel und machte es zu einem Anker, an dem er sich festhalten konnte.

Außerdem versuchte er, einen Sinn im Unerklärlichen zu finden. Sein Wunsch war, dass der Horror und das große Leiden, das er erlebt hatte, einen echten Sinn für das Leben haben sollte. Er wollte es dazu nutzen, anderen Menschen beizubringen, wir man emotionalen Schmerz bewältigen kann.

Viktor Frankls Lehren und seine Psychotherapie sind niemals aus der Mode gekommen. Auch wenn er den Begriff Resilienz als solchen nicht verwendet hat (obwohl er das Wort Widerstand benutzte), können wir dennoch seine Lehren als Grundlage dafür nutzen, um dieses Konzept besser zu verstehen. Und genau damit wollen wir uns nun eingehender befassen.

“Es geht nicht darum, was wir vom Leben erwarten, sondern vielmehr darum, was das Leben von uns erwartet.”

-Viktor Frankl-

Viktor Frankls Lehren - emporgestreckte Hände zwischen Vögeln

Viktor Frankls Lehren über Resilienz, ein Vermächtnis zum Nachdenken

Das Konzept der Resilienz hat seinen Ursprung in der Welt der Physik und Technik. Es handelt sich um die Eigenschaft, die bestimmte Materialien haben, wenn sie nach einem Aufprall oder einer anderen äußeren Einwirkung in ihren ursprünglichen Zustand zurückkehren (beispielsweise die Elastizität eines Gummibands). Später griff die Psychologie diesen Begriff auf und seit den 1940er Jahren wird Resilienz auch in diesem Fachgebiet als Begrifflichkeit verwendet.

Norman Garmezy, heute Professor Emeritus an der Universität von Minnesota, Minneapolis, war einer der ersten, der diese Metapher verwendete, welche ursprünglich ein reales physikalisches Phänomen beschrieben hatte.

Bei seiner Forschung auf dem Gebiet der Schizophrenie entdeckte er etwas Bemerkenswertes. Die Kinder von Patienten, die an dieser Störung litten, erbten diese Erkrankung normalerweise nicht. Tatsächlich waren sie stattdessen tendenziell sehr belastbare, kompetente und widerstandfähige Persönlichkeiten.

Die Erfahrungen, die sie in ihrem Elternhaus gemacht hatten, ermöglichten ihnen, das zu entwickeln, was Garmezy als “resiliente Persönlichkeiten” bezeichnete. In einem ähnlichen Kontext und etwa zur gleichen Zeit beobachtete Maurice Vanderpol, der ehemalige Präsident des Boston Psychoanalytic Society and Institute, dass viele Überlebende der deutschen Konzentrationslager ebenfalls diese Charakteristika aufwiesen. In der Tat war auch Viktor Frankl ein solches Beispiel.

Die Art der Therapie, die Frankl entwickelte und bei seinen Patienten anwendete, verfolgte genau dieses Ziel. Sie unterstützte Menschen dabei, neuen Sinn in ihrem Leben zu finden und eine resilientere Persönlichkeit zu entwickeln. Dank dieser Resilienz können diese Menschen dann wieder einen echten Sinn in ihrem Leben finden und weiter voranschreiten. Denn hierin liegt der Schlüssel für alles.

“Entscheidungen und nicht die Umstände bestimmen, was und wer ein Mensch ist.”

-Viktor Frankl-

Die Realität akzeptieren

Es ist immer gut, sich mit Viktor Frankls Lehren über Resilienz zu beschäftigen. Wenn du seine Bücher und die Aufzeichnungen seiner Vorträge liest, wirst du entdecken, dass es etwas sehr Entscheidendes gibt, das du unbedingt tun solltest. Die Realität akzeptieren, in der du lebst. In den meisten Fällen kannst du die Dinge, die dir widerfahren, nicht kontrollieren oder beeinflussen. Denn die Widrigkeiten des Lebens haben häufig eine chaotische Komponente, die dich oftmals überfordern kann.

In diesem Kontext besteht deine einzige Option darin, die Realität zu akzeptieren. Es ergibt nur wenig Sinn, sich an der Frage aufzureiben, warum etwas geschehen ist. Stattdessen solltest du dich auf das Wie und Was konzentrieren.  Wie kann ich dieser Herausforderung begegnen? Was ist ihr Zweck? Was kann ich aus dieser Erfahrung lernen? Wie kann ich darauf reagieren?

“Der Sinn meines Lebens besteht darin, anderen Menschen zu helfen, einen Sinn in ihrem Leben zu finden.”

-Viktor Frankl-

Den eigenen Sinn finden

Viktor Frankl sagte, dass das Leben im Konzentrationslager häufig schlichtweg in der Frage bestand, ob man eine Zigarette gegen eine Schüssel Suppe tauschen oder den Aufseher umbringen sollte, mit dem man es an diesem oder am folgenden Tag zu tun haben würde.

Inmitten dieser Umgebung, in der die Angst allgegenwärtig war und die von fortwährender Sinnlosigkeit und endlosem Grauen geprägt war, entschied er sich dazu, sich eine Art Überlebensmechanismus zu suchen.

Er wollte einen Sinn finden in allem, was er sah, fühlte und erleiden musste. Daher sagte er zu sich, dass er jeden Tag etwas lernen konnte, was er dann am darauf folgenden Tag nutzen konnte, um anderen dabei zu helfen, dieses Trauma zu bewältigen. Genau das war sein Ziel und das, was ihm dabei half, all dies zu überleben.

Dies kann auch eine Strategie für dich sein, die du angesichts all der Schwierigkeiten anwenden kannst, die du bewältigen musst. Werde dir klar über deine Ziele und kämpfe für sie. Denn, so erklärte Frankl das selbst, “Sobald ein Mensch bei der Suche nach dem Sinn erfolgreich ist, macht ihn dies nicht nur glücklich, sondern es versetzt ihn auch in die Lage, Leiden zu bewältigen.

Viktor Frankls Lehren über Resilienz: Einstellung und Transformation

Laut Frankl bestimmt deine Einstellung zum Leben und zu deinen eigenen Schwierigkeiten deine Fähigkeit, mit nahezu allem fertigzuwerden. Darüber hinaus liegt es an dir, die richtige Haltung einzunehmen und nicht aufzugeben. Es liegt in deiner Hand, die Hoffnung aufrechtzuerhalten und daran zu glauben, dass deine Vergangenheit nicht zwangsläufig deine Zukunft bestimmen muss.

Genau diese Einstellung und die Fähigkeit, dich selber zu transformieren und mit Widrigkeiten fertigzuwerden, sind ein Teil des Vermächtnisses, das Viktor Frankl uns in seinen Lehren über Resilienz hinterlassen hat. Wie er erklärte, ist es nicht der Kontext oder die Umstände, die bestimmen, wie du mit etwas fertig wirst, sondern vielmehr deine Entscheidungen und Gedanken.

Daher solltest du sicherstellen, dass du dir ihrer bewusst bist. Behalte diese Ideen in deinem Kopf und versuche, die Lehren des Begründers der Logotherapie so weit irgend möglich auf dein Leben anzuwenden.

“Unsere größte Freiheit ist die Freiheit, unsere Einstellung wählen zu können.”

-Viktor Frankl-


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.