Vergleiche dich nicht mit anderen!
Der Vergleich mit anderen ist im Alltag normal und unvermeidlich, denn er hat verschiedene Funktionen: Er gibt dir unter anderem Informationen über dich selbst und verrät auch einiges über dein soziales Umfeld. Außerdem hilft dir das Vergleichen, deine eigenen Fähigkeiten einzuschätzen. Problematisch werden Vergleiche jedoch, wenn sie dein Selbstwertgefühl beeinträchtigen und du immer das Gefühl hast, nicht gut genug zu sein.
Wenn du deine eigenen Fähigkeiten, Leistungen und Eigenschaften im Vergleich mit anderen bewertest, kannst du dir selbst schaden, denn dein Selbstwertgefühl und deine Selbstwahrnehmung hängen immer von anderen ab. Auch wenn der Vergleich nicht grundsätzlich schlecht ist und verschiedene bedeutungsvolle soziale Funktionen hat, nennen wir anschließend verschiedene Gründe, die erklären, warum du dich nicht ständig mit anderen vergleichen solltest.
Warum vergleichst du dich mit anderen?
Die Theorie des sozialen Vergleichs, die 1954 von dem Psychologen Leon Festinger entwickelt wurde, besagt, dass Menschen einen angeborenen Drang haben, sich selbst zu bewerten, oft im Vergleich zu anderen. Festinger glaubte, dass Menschen sich vergleichen, um einen Bezugspunkt zu haben, an dem sie sich selbst richtig einschätzen können.
Der Prozess des sozialen Vergleichs impliziert, sich selbst durch die Bewertung der eigenen Einstellungen, Haltungen, Fähigkeiten und Charaktereigenschaften kennenzulernen. In den meisten Fällen findet dieser Vergleichsprozess mit Personen aus der gleichen Gruppe oder mit ähnlichen Personen statt. Es gibt zwei Arten des sozialen Vergleichs: den sozialen Vergleich nach oben und nach unten.
Soziale Vergleiche nach oben
Du vergleichst dich mit Personen, von denen du glaubst, dass sie besser sind als du. Bei diesen Aufwärtsvergleichen geht es oft um den Wunsch, deinen aktuellen Status oder dein Kompetenzniveau zu verbessern. Du suchst vielleicht nach Wegen, um ähnliche Ergebnisse zu erzielen.
Soziale Vergleiche nach unten
Du vergleichst dich mit Personen, denen es schlechter geht als dir. Solche Abwärtsvergleiche zielen oft darauf ab, sich in Bezug auf die eigenen Fähigkeiten oder Eigenschaften besser zu fühlen. Du bist vielleicht nicht gut in etwas, aber zumindest bist du besser als andere.
Warum du aufhören solltest, Vergleiche mit anderen anzustellen
Einige der negativen Folgen dieser Angewohnheit sind folgende:
- Du verschwendest deine Zeit: Wenn du dich ständig mit anderen vergleichst, konzentrierst du dich auf Dinge, die du nicht hast, statt auf das, was du hast und stärken kannst. Du nimmst eine Mangelperspektive ein. Außerdem lenkt der Vergleich deine Aufmerksamkeit auf eine andere Person, die nichts mit dir zu tun hat und deren persönliche Biografie völlig anders ist, sodass es wenig Sinn ergibt, dies zu tun. Denke daran, dass du dich nur verbessern kannst, wenn du dich auf dich selbst konzentrierst.
- Es schwächt dein Selbstwertgefühl: Vergleiche führen dazu, dass du dein Leben oder deine Situation als weniger vorteilhaft ansiehst als die Lage anderer. Sie können auch dazu führen, dass du deine Leistungen, deine Stärken, deine Qualitäten usw. unterschätzt. Auf lange Sicht untergräbt das dein Selbstvertrauen und deine Würde und führt zu Selbstablehnung.
- Vergleiche verschlechtern deine Stimmung: Vergleiche nach oben wirken sich oft negativ auf deine Gefühle aus, da sie deine Aufmerksamkeit auf das lenken, was du nicht hast oder auf die Fehler, die du gemacht hast.
- Sie hindern dich daran, gesunde Beziehungen aufzubauen: Wenn du dich ständig mit anderen vergleichst und versuchst, besser zu sein als sie, wird es für dich schwierig sein, dauerhafte, gute Beziehungen aufzubauen. Vergleiche wecken oft Neid- und Konkurrenzgefühle gegenüber Menschen, zu denen du eine Beziehung aufbauen kannst.
Vergleiche dich nicht mit anderen: hilfreiche Tipps
Es ist nicht einfach, mit den Vergleichen aufzuhören, denn es handelt sich um einen Automatismus. Doch folgende Strategien können dir dabei helfen.
1. Erkenne die Situationen, in denen du Vergleiche anstellst
Wenn du nicht in der Lage bist zu erkennen, dass du dich mit anderen vergleichst, wird es schwierig sein, das Problem zu lösen. Der erste Schritt ist deshalb, die Situationen zu erkennen und diese Realität zu akzeptieren.
Identifiziere deine Unzufriedenheit, deine Wünsche und Sehnsüchte so zu sein, wie eine andere Person. Beobachte dein Verhalten anderen gegenüber und halte Innenschau, um Neid oder Bewunderung zu erkennen. Wünschst du dir das Leben einer anderen Person? Hast du das Gefühl, dass andere besser sind oder ein leichteres Leben haben?
Beobachte, wann du Vergleiche mit andere anstellst und führe am besten ein Tagebuch, um bestimmte Muster zu analysieren und dich selbst besser zu kennen.
2. Sei dir bewusst, welchen Schaden du dir selbst zufügst
Denk darüber nach, wie sich Vergleiche mit anderen auf dich auswirken. Wie fühlst du dich dadurch? Bist du frustriert oder motiviert? Spürst du Unzufriedenheit oder Schwäche? Vergisst du alle guten Dinge, nur weil du glaubst, dass andere ein schöneres Leben führen?
3. Reduziere deine Zeit in den sozialen Medien
Soziale Netzwerke spielen im täglichen Leben vieler Menschen eine bedeutende Rolle. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass die meisten nur die positiven Aspekte ihres Lebens zeigen, was den Eindruck erweckt, dass sie keine Probleme oder Schwierigkeiten haben. Du glaubst deshalb vielleicht, dass du nicht so gut bist, was jedoch nicht der Realität entspricht.
Vergleiche mit Personen in sozialen Netzen sind nur eine Illusion. Wir empfehlen dir deshalb, die Zeit auf diesen Plattformen einzuschränken.
4. Konzentriere dich auf Lernprozesse, anstatt mit anderen zu konkurrieren
Niemand ist perfekt. Wenn du dich schlecht fühlst, weil du dich mit anderen vergleichst, ist das ein Zeichen dafür, dass du nicht bescheiden genug bist, um zu akzeptieren, dass du von anderen lernen kannst. Wenn du dich also vergleichst, versuche, dadurch zu lernen und dich inspirieren zu lassen. Mit dieser Einstellung kannst du von Vergleichen profitieren und dich selbst weiterentwickeln. Versuche nicht, wie andere zu sein, sondern deine eigene Persönlichkeit weiterzuentwickeln.
5. Vergiss nicht: Niemand ist perfekt!
Das Leben ist ein kontinuierlicher Lernprozess. Um ein erfülltes Leben zu führen, musst du akzeptieren, dass Fehler Teil des Lebens sind und dir helfen, auf deinem Weg voranzukommen. Mach das Beste draus!
Indem du dich mit anderen vergleichst, nimmst du dir selbst die Möglichkeit, zu lernen und dich weiterzuentwickeln. Du nährst dich mit falschen Illusionen.
6. Was willst du erreichen?
Du musst deine Ziele kennen, die sich an deinen eigenen Werten orientieren müssen. Überlege dir, wie du sie erreichen kannst und mit welchem Schritt du beginnen wirst. Konzentriere dich auf deinen eigenen Weg, anstatt die Erfolge anderer zu beneiden.
Wenn du trotzdem wieder Vergleiche anstellst, solltest du folgende Fragen beantworten:
- Hat diese Person etwas, das ich selbst gern hätte?
- Wäre das Objekt der Begierde, die Leistung oder der Erfolg dieser Person für mich wirklich befriedigend?
- Ist diese Person wirklich besser als ich, nur weil sie etwas hat, das ich nicht habe?
- Würde ich mich damit besser fühlen oder sollte ich besser lernen, zu schätzen, was ich habe?
- Schätze ich mich selbst durch die andere Person?
- Auf welche andere Art und Weise und mit welchen anderen Dingen könnte ich anfangen, mich selbst zu schätzen?
- Welche Aspekte an mir sind mir wichtig und worauf bin ich stolz?
Es ist nicht einfach, Vergleiche mit anderen zu stoppen, doch es lohnt sich. Konzentriere dich auf deine Gefühle und deine Entwicklung, um zu verhindern, selbst dein schlimmster Feind zu sein. Falls du allein nicht damit zurechtkommst, kannst du jederzeit psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
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