Verbotenes Verlangen: der Unterschied zwischen denken und tun
Manchmal fantasieren wir über Ideen, die in uns zweischneidige Gefühle erzeugen. Gedanken, die fast wie von Zauberhand erscheinen und die uns in der Mehrzahl der Fälle eine perverse Vorstellung bringen – die wir deshalb auch niemandem mitteilen – die aber nicht aufhört, tief in uns ein Verlangen zu erzeugen. Und dieses wiederum, da wir es wirklich für verwerflich erachten, erzeugt in uns diese Fülle an gegensätzlichen Emotionen.
Jedoch besteht ein gehöriger Unterschied zwischen denken und tun. Wenn alles wahr werden würde, was in unserer Vorstellungskraft passiert, dann hätten wir bis heute bestimmt schon mehrmals im Lotto gewonnen und hätten bereits mehrere der Menschen “umgebracht”, die uns in unserem Leben nichts als nur Steine in den Weg gelegt haben.
Wenn wir uns positive Dinge vorstellen, wie etwa Geld zu haben oder dass es jemand anderem gut geht, dann werden wir von angenehmen Gefühlen durchflutet. Dies passiert in der Regel nicht, wenn wir anderen Schlechtes wünschen oder wenn wir Fantasien mit Menschen nachhängen, die nicht unser Partner sind. Diese Gedanken werden gewöhnlich von unangenehmeren Gefühlen begleitet.
Mein Verlangen lässt mich schuldig fühlen
Bei vielen Gelegenheiten schämen wir uns für das, was wir denken, wir fühlen uns deswegen schuldig, und wollen, dass es verschwindet. Wir betrügen uns selbst, indem wir sagen, dass diese Impulse in Wirklichkeit gar nicht existieren. Aber sie sind da und sie werden nicht weggehen, nur weil wir sie ignorieren.
Je mehr wir vor diesem Verlangen weglaufen wollen, desto mehr verfolgt es uns. Es ist ein perfektes Paradox, genauso wie wenn wir uns vornehmen, nicht an einen weißen Bären zu denken, und wir dann nicht aufhören können, an ihn zu denken. Je mehr du es zu vermeiden versuchst, desto mehr Kraft wird es dich kosten.
Unsere Vernunft sagt uns, dass etwas zu denken etwas ganz anderes ist als etwas zu tun. Niemandem kommt es in den Kopf, dass er im Lotto gewinnen wird, nur weil er ganz fest daran denkt und es sich wünscht. Jedoch funktioniert das Gehirn nicht immer auf rationale Weise.
Wo ist die Grenze
Manchmal können unsere Schuldgefühle so stark sein, dass sie völlig überhandnehmen. Es scheint so, als würde unser Verlangen ein Eigenleben führen und unser Handeln bestimmen: Wir bekommen das Gefühl, dass wir nicht mehr in der Lage sind, unsere Gedanken und unsere Handlungen zu kontrollieren.
Fehlende Kontrolle über unser Verlangen oder das intensive Unwohlsein sind Alarmsignale, die uns in Bereitschaft versetzen. Sie warnen uns, dass wir vielleicht überfordert sind und nicht mit dem umgehen können, was mit uns passiert.
Wenn dein Verlangen deinen Alltag beeinträchtigt, wenn es in dir tiefes Unwohlsein hervorruft, oder wenn deine Handlungen, von deinem Verlangen getrieben, zu irgendetwas führen, was die Rechte anderer Personen verletzt oder dir selbst schadet, dann ist der Moment gekommen, nach Hilfe zu fragen und zu lernen, wie man auf gesunde Weise mit diesem Verlangen leben kann.
Wie kann man gegen den Kopf ankommen
Gedanken sind Gedanken und als solche muss man sie auch nehmen. Verlangen und Gedanken haben nicht mehr Macht, als du ihnen gibst. Es ist weder notwendig noch empfehlenswert, dass du dein Verlangen verneinst oder vor ihm fliehst. Lass es einfach da sein, hab deinen Spaß daran, wenn es aufkommt und nach einiger Zeit wird es auch wieder fortgehen.