Verabschiede dich von dem Zwang, Gefühle und Gedanken loslassen zu wollen

Verabschiede dich von dem Zwang, Gefühle und Gedanken loslassen zu wollen
Raquel Aldana

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Raquel Aldana.

Letzte Aktualisierung: 09. November 2021

Streiche aus deinem Kopf den Gedanken, alles loslassen zu müssen, was dich beschäftigt, denn wenn dir das nicht gelingt, wird dir das noch mehr Angst bereiten. Du sollst dich nicht schuldig fühlen und nicht denken, dass du nicht dazu in der Lage bist, mit deinen Gefühlen umzugehen. Denk immer daran, dass du damit nur gegen dich selbst ankämpfst.

Wenn du es schaffst, diesen Kampf zu gewinnen, gehst du zwar als Gewinner, aber gleichzeitig auch als Verlierer heraus und das ist etwas, was du dir selbst nicht antun solltest. Damit ist gemeint, dass etwas tief in deinem Inneren zerbricht, wenn es dir tatsächlich gelingen sollte, dich gewaltsam von deinen Gedanken und Emotionen zu befreien.

Erlaube dir selbst, dass dir deine Gefühle zeigen, was sie dir zeigen sollen, und versuche sie nicht einfach loszuwerden. Wenn du dich akzeptierst, egal ob du dabei deiner Meinung nach gewinnst oder verlierst, wirst du als Sieger aus diesem Kampf hervorgehen.

„Lasse den Gedanken los, ‘loszulassen’. Und verabschiede dich auch von dem Gedanken, dass du nicht dazu in der Lage bist, ‘loszulassen’. Lass einfach zu, dass der Moment kommt, so wie er kommen soll, oder eben auch nicht.
Und was hast du dann vom ‘Loslassen’?“

Jeff Foster

Maedchen mit Loewenzahn

Setze dich nicht selbst unter Druck, für jedes Gefühl gibt es den richtigen Moment

Setze dich nicht selbst unter Druck, nur weil du denkst, dass du gewisse Gefühle, koste es was es wolle, loslassen musst. Beispielsweise können wir es oftmals einfach nicht lassen und wollen in sogenannten toxischen Menschen etwas Gutes sehen.

Manchmal möchten wir einen Grund dafür finden, dass etwas, was uns einst in der Vergangenheit Schaden zufügte, weiterhin besteht. In anderen Fällen wiederum finden wir keine passenden Gründe, um loszulassen. Auch kann es uns passieren, dass es uns nicht gelingt, loszulassen, trotz der Tatsache, dass wir jeden Grund dazu hätten und es eigentlich so einfach wäre.

Unabhängig davon, wie deine Situation auch sein mag, vergiss niemals, dass es für jedes Gefühl den richtigen Zeitpunkt gibt. Du solltest keine Angst vor dir selbst haben. Nicht loslassen zu können, ist niemals ein Zeichen der Schwäche, sondern eine Art und Weise, wie wir lernen, uns die benötigte Zeit zu nehmen, um einen Ausweg nicht zu dramatisieren.

Nur wer sich verliert, kann sich wiederfinden

Es ist ganz normal, dass wir uns wünschen, dass das, was uns verletzt, aus unserem Leben verschwindet. Aber wir irren uns, wenn wir meinen, dass es uns helfen wird, wenn wir nicht auf unsere Gefühle hören. Wenn du deinen Gefühlen nicht lauschst und sie nicht akzeptierst, wirst du weiterhin auf der Stelle treten und das eigentliche “Loslassen” wird nichts weiter als ein Vorhaben bleiben.

Vogel umarmt Frau

Manchmal sind wir schlichtweg nicht dazu in der Lage, loszulassen, was uns Schmerzen bereitet. Das macht uns noch mehr Angst und hat zur Folge, dass wir all die emotionale Arbeit zunichtemachen, die wir mit diesem Vorhaben durchführen wollen. Denn es bleibt nichts weiter als der Gedanke, dass wir niemals fähig sein werden, ein vollkommenes Leben zu haben.

Gefühle und Gedanken urplötzlich loszulassen bedeutet, sie ruckartig von uns wegzustoßen – doch wir vergessen, dass eine schnelle Trennung immer schmerzt. Wir müssen uns die Zeit nehmen, um tief einzuatmen und einen Atemzug zu finden, der nicht verunreinigt ist.

„Liebe bedeutet gleichzeitig auch Leid, weil du sie verlieren kannst. Aber der Liebe die kalte Schulter zu zeigen, um Leid zu vermeiden, ist nicht die Lösung, denn man leidet, weil man sie nicht hat. Wenn also das Glück in der Liebe verborgen iegt und die Liebe Leid bedeutet, dann sage ich das auch im Glück das Leid verborgen liegt.“

Sonia in “Liebe und Tod” von Woody Allen

Wir sollten sowohl unsere Engel als auch unsere Dämonen umarmen

Wenn du etwas loslässt, dann wird dir klar, dass du alles gehen lässt, von dem du dachtest, dass du darüber Bescheid wüsstest. Das hat zur Folge, dass du dein eigenes Spiegelbild akzeptieren kannst. Du wirst dir aber auch darüber bewusst, dass jegliche Emotion und jedes Gefühl kleine niedliche Kreaturen sind, die du mit Respekt und Vorsicht behandeln solltest. Umarme deine inneren Dämonen

Du solltest dich nicht selbst belasten oder deine Gefühlswelt ignorieren. Behalte deinen eigenen Rhythmus bei und wäge die Pros und Contras jeder Situation gewissenhaft ab. Gib deinen Emotionen einen Platz in deinem Inneren, an dem sie selbst atmen und sich sicher fühlen können.

Konzentriere dich auf sie, zähle bis drei und spüre sie. Deine Gefühle sind weder Gefangene, noch etwas, das du loslassen musst. Wenn du versucht, bestimmte Gefühle von dir zu weisen, dann wird dir ihre bloße Anwesenheit schon Angst bereiten und du fühlst dich überfordert.

Vergiss nicht, dass du alles, was du in deinem Umfeld vorfindest, dir selbst und deiner eigenen Realtiät zu verdanken hast. Lass deinen Gefühlen freien Lauf und versuche nicht, dich von ihnen zu befreien. Sobald du ihrer Stimme lauschst, können sie sich beruhigen und mit dir Verbindung aufnehmen.

Mit unseren Gefühlen sollten wir kein Versteck spielen.
Hör auf das Echo deines Herzens, lasse dein Herz im Rhythmus deines Lebens schlagen und setzte deinen Emotionen keine Grenzen. Akzeptiere sie und lasse sie einfach geschehen. Der Moment, in dem du leben musst, ist genau jetzt.

Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von Benjamin Lacombe und Nicoleta Ceccoli


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.