Ulrichs Theorie der Stressbewältigung
Die Theorie der Stressbewältigung wurde von Roger Ulrich vorgeschlagen und ist eine interessante Perspektive für den Umgang mit dem großen Feind des modernen Menschen: Stress. Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Stress nicht nur die Lebensqualität beeinträchtigt, sondern auch katastrophale Auswirkungen auf die körperliche und geistige Gesundheit haben kann.
Roger Ulrich war Professor für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung an der Universität Texas (USA), als er 1983 die Theorie der Stressbewältigung aufstellte. Er interessierte sich für ein Thema, das in der Architektur noch wenig erforscht war: die Beziehung zwischen physischen Räumen und Gesundheit.
Nach langen Studien zu diesem Thema kam Ulrich zu dieser Theorie, die unter anderem darauf hinweist, dass Stress eng mit physischen Räumen verbunden ist. Er stützte seine Idee auf die Neurobiologie und wies darauf hin, dass dies das Ergebnis des evolutionären Prozesses der menschlichen Rasse selbst ist.
“Die räumliche Offenheit, das Vorhandensein von Mustern oder Strukturen und die Wasserelemente, die die Natur bietet, lösen Gefühle von Interesse, Freude und Ruhe aus, die es uns ermöglichen, uns vom Stress zu erholen“.
Marc Arenas Camps
Die Theorie der Stressbewältigung: Was ist das?
Roger Ulrich weist darauf hin, dass sich während der frühen Prozesse der natürlichen Auslese bei der menschlichen Rasse physiologische und psychologische Reaktionen auf Umweltreize zu entwickeln begannen. Diese waren unfreiwillig und automatisch. Angesichts bedrohlicher Reize nahm die Kampf- oder Fluchtreaktion Gestalt an.
Unter diesen Umständen erhöht sich der Herzschlag, die Atmung beschleunigt sich, die Verdauung verlangsamt sich und die Leber setzt Glukose zur Energiegewinnung frei. Bei all dem muss sich der Körper stark anstrengen und ermüdet daher. Trotzdem setzte sich diese Reaktion durch, da sie eine schnelle Reaktion ermöglichte, die angesichts einer Bedrohung überlebenswichtig war.
Das ist der Kern von Stress. Er war zunächst als Reaktion auf konkrete Bedrohungen aus der Umwelt wichtig, die die Unversehrtheit oder das Leben gefährden könnten. Heute gibt es Reize, die als bedrohlich wahrgenommen werden, auch wenn sie es nicht sind. Vor allem in Großstädten wird Stress häufig aktiviert. Langfristig wirkt sich das auf die Gesundheit aus.
Ein evolutionäres Problem
Um die Theorie der Stressbewältigung zu verstehen, ist es sinnvoll, bis zu den Anfängen der Spezies zurückzugehen. Die Menschen wurden von gefährlichen Tieren bedroht. Sie hatten zwar nicht ihre Stärke oder ihre Fähigkeiten, aber sie hatten Intelligenz und wussten, dass dies ein mächtiges Werkzeug war. Deshalb musste er sie schnell wiedererlangen, wenn sie gestört wurde.
Der prähistorische Mensch kletterte wahrscheinlich auf Bäume, wenn er von einem Löwen gejagt wurde. Auf diese Weise entkam er aus ihrer Reichweite und konnte, sobald er in Sicherheit war, seinen physiologischen und psychologischen Zustand wiedererlangen. Inzwischen konnte er hoch oben seine Umgebung sehen. Heute sind wir darauf programmiert, uns großen Tieren zu stellen oder vor ihnen zu fliehen. Darin sind wir den primitiven Menschen gleich.
Tatsache ist auch, dass es das sympathische Nervensystem ist, das uns in Alarmbereitschaft versetzt und die Stressreaktion auslöst. Der Parasympathikus hingegen bringt Körper und Geist in den Grundzustand zurück.
Ulrich hat herausgefunden, dass es Reize gibt, die den Parasympathikus dazu bringen, sich zu aktivieren: Pflanzen und Wasser. Es ist dasselbe wie bei unseren Vorfahren, die auf einen Baum kletterten und vor einer wilden Bestie davonliefen.
Räumliche Offenheit
Roger Ulrich fand heraus, dass geschlossene, tote oder schwer zugängliche Räume potenziell stressig sind. Sie vermitteln nicht das Gefühl von Zuflucht, sondern von Gefangenschaft. Sie stimulieren nicht den Parasympathikus, sondern den Sympathikus. Daher erhöhen sie die Nervosität eher, als dass sie sie verringern.
Daraus folgt, dass offene Räume bei Stress besser geeignet sind. Die frühen Menschen fanden die Savannen als idealen Lebensraum. Sie waren in dieser Umgebung besser in der Lage zu überleben. Ihre wichtigsten Merkmale: Pflanzen, Wasser und Horizont. Das ist die Quintessenz des menschlichen Lebens.
Auch das scheint sich nicht geändert zu haben. Die Menschen von heute fühlen sich auch wohler und sicherer, wenn sie offene Flächen sehen, Wasser wahrnehmen und sich in die Vegetation einfügen. Letztendlich sind wir ein Teil der Natur und diese Räume bringen uns zurück zu den biologischen Grundlagen, die zwar getarnt sind, aber immer noch existieren, auch wenn wir in einer Großstadt leben.
Insgesamt besagt die Theorie zur Stressbewältigung, dass es ideal ist, in solchen Situationen ins Grüne zu gehen, am besten zu einem Fluss oder See. Aus den oben genannten psycho-evolutionären Gründen haben diese Orte das Potenzial, den Parasympathikus zu stimulieren und Gelassenheit wiederherzustellen.
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