Trypanophobie oder die irrationale Angst vor Spritzen und Nadeln

Du hast irrationale Angst vor Spritzen oder kennst eine Person, die bereits bei dem ersten Gedanken an eine Nadel in Panik gerät? Dann wird dich dieser Artikel interessieren.
Trypanophobie oder die irrationale Angst vor Spritzen und Nadeln

Letzte Aktualisierung: 19. Juli 2021

Trypanophobie bezeichnet die irrationale Angst vor Spritzen und Nadeln. Wie kommt es dazu? Welche Symptome produziert die Spritzenangst und was kannst du dagegen tun? Lies weiter, wenn du mehr über dieses Thema erfahren willst.

Trypanophobie oder die irrationale Angst vor Spritzen und Nadeln

Wir sprechen heute über eine Angststörung, die bereits beim Anblick einer Spritze intensive Symptome bis hin zur Ohnmacht auslösen kann. Nadeln können zwar bei falscher Anwendung Schaden anrichten, doch bei Trypanophobie ist die Angst davor übermäßig intensiv und irrational. Betroffene meiden deshalb in vielen Fällen das Krankenhaus, da sie bereits bei dem Gedanken an einer Nadel oder Spritze in Panik geraten.

Wie entsteht diese panische Angst?

Der konkrete Auslöser ist bei dieser spezifischen Phobie der Gedanke, durch eine Nadel beziehungsweise Spritze an Schmerz oder einer Verletzung zu leiden. In manchen Fällen können auch typische Gerüche, die an das Krankenhaus oder chirurgische Materialien erinnern, Panik auslösen.

Welche Symptome entstehen bei Trypanophobie?

Nach den Kriterien des DSM-5 (2014) treten bei einer Trypanophobie in der Regel folgende Symptome auf:

  • Intensive und irrationale Ängste vor Nadeln oder Injektionen
  • Vermeidungsverhalten in Situationen mit diesen Gegenständen
  • Klinisch signifikantes Unbehagen oder Beeinträchtigung des täglichen Lebens.

Die konkreten Symptome können in drei Kategorien eingeteilt werden:

  • Körperliche Symptome: unter anderem Kurzatmigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel sowie Magenschmerzen.
  • Kognitive Symptome: irrationale Gedanken im Zusammenhang mit Nadeln, Todesgedanken und Verwirrungszustände.
  • Verhaltenssymptome: das bereits erwähnte Vermeidungsverhalten.

Die Symptome treten oft bereits bei den Gedanken an eine Spritze oder Nadel auf. Dies kann der Fall sein, wenn die betroffene Person zum Arzt muss oder sich verletzt hat und deshalb an eine Spritze denkt. Auch in anderen Situationen, in denen Nadeln (jeder Art) vorhanden sind, können die erwähnten Anzeichen auftreten.

Diese Angststörung ist nicht bei allen gleichermaßen ausgeprägt. Manche geraten in Panik, wenn sie an eine Spritze denken, andere nur, wenn sie Kontakt damit haben. 

Eine Frau mit Trypanophobie

Ursachen der Trypanophobie

Verschiedene Ursachen können die Trypanophobie oder die irrationale Angst vor Nadeln erklären. Eine der häufigsten Ursachen ist ein traumatisches Erlebnis im Zusammenhang mit Spritzen, unter anderem beim Blutabnehmen.

Dies kann durch das Konzept des assoziativen Lernens (der klassischen Konditionierung) erklärt werden. Der Verstand verankert die negative Erfahrung und produziert in einer ähnlichen Situation Angst. Der amerikanische Psychologe John Watson zählt zu den weltweit anerkannten Experten auf diesem Gebiet. In den 1920er Jahren brachte er einen Jungen namens Albert dazu, unglaubliche Angst vor weißen Ratten zu entwickeln.

Wie alle Phobien kann die Spritzenangst aber auch durch stellvertretende Konditionierung erworben werden. So kann dich unter anderem ein Familienmitglied, das an Trypanophobie leidet, negativ beeinflussen.

Des Weiteren scheint eine biologische Prädisposition vorhanden zu sein. Bestimmte Ängste waren für unsere Vorfahren besonders wichtig, um das Überleben zu garantieren. Es handelt sich in diesem Fall um eine Kampf- oder Fluchtreaktion, um die Spezies zu retten. Diese Ängste sind in primitiven Bereichen des Gehirns latent vorhanden.

Behandlung der Trypanophobie

Aus der Sicht der klinischen Psychologie und unter Berücksichtigung des Werkes “Guide to Effective Psychological Treatments” von Pérez et al. (2010) und Caballo (2002) sind folgende zwei Methoden besonders effektiv, um spezifische Phobien zu therapieren:

Expositionstherapie

Sie besteht darin, den Patienten dem phobischen Auslöser in einer herausfordernden, und langsam gesteigerten Weise auszusetzen. Dies geschieht unter der Anleitung des Therapeuten.

Im Falle der irrationalen Angst vor Nadeln wird die betroffene Person zuerst anhand von Bildern oder Videos an die Ansicht von Spritzen gewöhnt. Danach muss sie lernen, direkten Kontakt zu akzeptieren, bis sie schließlich in der Lage ist, eine Injektion zu erhalten. Das Ziel ist, dass die betroffene Person sich der Situation künftig ohne Angst stellen kann.

Kognitive Therapie

Bei der kognitiven Therapie, genauer gesagt, bei der kognitiven Umstrukturierung, geht es darum, die irrationalen und katastrophalen Gedanken, die der Patient in Bezug auf seine Phobie hat, zu verändern. Im Falle der irrationalen Angst vor Nadeln können dies z. B. folgende Gedanken sein: “Ich werde den Schmerz der Nadel nicht aushalten können” oder “Es wird mir fürchterlich wehtun”. Es geht darum, diese Gedanken durch realistischere und funktionalere zu ersetzen.

Die Angst vor Nadeln und andere verwandte Ängste

Die irrationale Angst vor Nadeln ist oft auch mit anderen Phobien verbunden, wie z. B. der Hämatophobie (Angst vor Blut) oder der Aichmophobie (Angst vor scharfen Gegenständen). Mit anderen Worten: Wenn du unter Trypanophobie leidest, ist es wahrscheinlicher, dass diese anderen Ängste ebenfalls auftreten.

Zusätzlich zur Expositionstherapie und zur kognitiven Therapie können auch andere Behandlungsmethoden hilfreich sein, unter anderem die Psychoedukation, Achtsamkeitsübungen und die kognitive Verhaltenstherapie.

Solltest du an einer Phobie leiden, lasse dich von einer erfahrenen Fachkraft behandeln!


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  • American Psychiatric Association –APA- (2014). DSM-5. Manual diagnóstico y estadístico de los trastornos mentales. Madrid: Panamericana.
  • Caballo (2002). Manual para el tratamiento cognitivo-conductual de los trastornos psicológicos. Vol. 1 y 2. Madrid. Siglo XXI (Capítulos 1-8, 16-18).
  • Pérez, M., Fernández, J.R., Fernández, C. y Amigo, I. (2010). Guía de tratamientos psicológicos eficaces I y II:. Madrid: Pirámide.

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