Survivorship Bias: Wie beeinflussen uns Erfolgsgeschichten?

Wenn wir lernen, zwischen Realität und verzerrter Wahrnehmung zu unterscheiden, können wir angesichts der Herausforderungen des modernen Lebens eine ausgeglichenere und widerstandsfähigere Denkweise entwickeln.

Erfolg und Produktivität sind in unserer schnelllebigen Welt von zentraler Bedeutung. In den sozialen Netzwerken begegnen uns täglich Erfolgsgeschichten von prominenten Persönlichkeiten und auch von unbekannten Menschen. Diese ständige Präsenz verleitet schnell zu der Annahme, dass Erfolg die Regel und Misserfolg die Ausnahme ist. Die systematische Überschätzung des eigenen Erfolgs und die ständige Fokussierung darauf haben einen Namen: Survivorship Bias. 

Es handelt sich um eine kognitive Verzerrung, die auch als Überlebenden-Irrtum oder Überlebenden-Verzerrung bekannt ist. Dazu kommt es, da erfolgreiche Personen stärker sichtbar sind. Wir lassen uns jedoch von Erfolgsgeschichten beeinflussen, ohne die Situation der Hauptdarsteller zu verstehen. Wir laden dich heute ein, mehr über dieses Thema zu erfahren.

Kognitive Verzerrung: Was ist das?

Der Begriff kognitive Verzerrung beschreibt eine systematische Abweichung von der rationalen Denkweise oder objektiven Wahrnehmung. Diesem Phänomen liegen bestimmte psychologische Mechanismen zugrunde, die zu einer ungenauen oder irrationalen Informationsverarbeitung führen und deshalb auch unsere Entscheidungsfindung beeinträchtigen.

Um ein positives Selbstbild aufrechtzuerhalten, interpretieren wir soziale Informationen oft voreingenommen oder unvollständig. Durch die beeinträchtigte Wahrnehmung verzerrt sich die Realität. Ein Beispiel dafür wäre ein Investor, der glaubt, dass sich seine vergangenen Erfolge auch in Zukunft immer wieder wiederholen werden. Das kann seine Entscheidung beeinflussen und ihn zu risikofreudigen Operationen verleiten, anstatt tiefgehende Analysen und realistische Daten als Entscheidungsgrundlage zu verwenden.

Wenn wir den Mechanismus der kognitiven Verzerrungen verstehen, können wir unsere Fähigkeit des kritischen Denkens verbessern und Eintscheidungsfehler minimieren. Wir sehen uns deshalb nachfolgend an, was Survivorship Bias bedeutet und wie wir diese verzerrte Wahrnehmung verhindern können.

Survivorship Bias: Was ist das?

Wenn du dich auf Erfolgsgeschichten konzentrierst und Misserfolge ignorierst, kann dies deine Entscheidungen negativ beeinflussen. Du siehst eine verzerrte Realität, die dich dazu bringt, Erfolge überzubewerten und Misserfolge zu bagatellisieren. Diese Voreingenommenheit entsteht aus dem menschlichen Bedürfnis, Erfolge ungeprüft zu bestätigen, ganz egal, ob wir in sozialen Netzwerken, in einem Buch, in der Zeitung oder durch persönliche Kontakte darüber erfahren.

Survivorship Bias: Wie kommt es dazu?

Der Survival Bias entsteht durch die selektive Natur unserer Aufmerksamkeit und unseres Gedächtnisses. Unser Gehirn neigt dazu, den Geschichten der Erfolgreichen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und sich an sie zu erinnern, da sie in der Gesellschaft sichtbarer sind und gefeiert werden. Wir vergessen deshalb oft den Prozess und den Kontext, die zu Erfolgen führen.

Laut einer in der Zeitschrift Journal of the Center for Project Management Innovation veröffentlichten Untersuchung, konzentrieren sich viele auf erfolgreiche Projekte der Vergangenheit, um bestimmte Muster zu erkennen und Strategien zu wiederholen. Doch die Ergebnisse sind nicht immer wie erwartet, da der Zeitpunkt nicht mehr derselbe ist.

Wir kommen auf unser Investitionsbeispiel zurück: Der berühmteste Investor aller Zeiten (Warren Buffett) führt seinen Erfolg darauf zurück, dass er in einem Land geboren wurde, in dem die Bedingungen unternehmerischer und wirtschaftlicher Freiheit es ihm ermöglichen, seine Tätigkeit zu entfalten. Wie du siehst, sind der Kontext und die historische Zeit sehr relevant. Erfolg ist nicht automatisch auf jeden übertragbar so wie ein kontrolliertes Laborerreignis.

Den Survivorship Bias überwinden

Wie bei anderen kognitiven Verzerrungen ist es wichtig, deinen Geist zu öffnen und kritisches und rationales Denken einzusetzen. Du musst dir bewusst sein, dass eine Erfolgsgeschichte durch harte Arbeit und besondere Umstände entsteht.

Viele Technologien sind nicht gescheitert, weil sie nicht geeignet waren, sondern weil das soziale oder wirtschaftliche Timing nicht stimmte. Es ist kein Zufall, dass es Orte wie das Silicon Valley gibt, an denen die Gründung eines Startups deutlich leichter ist als an anderen Orten (Umgebung, Kultur, Vernetzung…).

Ebenso helfen uns die Diversifizierung unserer Informationsquellen und das Einholen von Feedback von Menschen mit unterschiedlichen Sichtweisen, einen ausgewogeneren Blick auf die Realität zu bekommen. Es fällt uns so einfacher, objektive Entscheidungen zu treffen. 

Survivorship Bias: Lass dich nicht verleiten!

So sehr uns naheliegende Erfolgsgeschichten auch einen Hoffnungsschimmer für eine Wiederholung der Gewinngleichung geben können, die Wahrheit ist, dass hinter jedem Triumph eine Reihe spezifischer Bedingungen stehen. Lass dich also nicht vom Survivorship Bias leiten, sondern bilde dich weiter, denke kritisch und objektiv und vermeide die Verzerrung der Realität, um fundierte und realistische Entscheidungen zu treffen.