10 Strategien zur Überwindung von Höhenangst
Zahlreiche Menschen leiden an Höhenangst, auch Akrophobie genannt. Viele fühlen sich auf einem Berggipfel, hoch oben im Riesenrad oder im obersten Stock eines Wolkenkratzers beim Blick nach unten unwohl, doch Höhenangst ist mehr als das: Betroffene empfinden unrealistische Angst, die ausufert und zu Symptomen wie Schweiß, hohem Puls, Schwindel, Herzrasen oder auch Panikattacken führt.
Wir erklären, was es mit Höhenangst auf sich hat und geben dir Strategien mit auf den Weg, damit du deine Angst besser kontrollieren und deine Lebensqualität verbessern kannst.
“Mit jeder neuen Höhe, die wir erreichen, drohen uns neue und beunruhigendere Gefahren.”
Henry Miller
Wie äußert sich Höhenangst?
Das Journal of Neurology veröffentlichte 2013 eine Studie der deutschen Ludwig-Maximilians-Universität. Daraus geht hervor, dass diese Störung fast 5 Prozent der Bevölkerung betrifft. Die Zahlen könnten sogar noch höher sein, da nicht jeder den Schritt wagt, Hilfe zu suchen.
Auffällig ist auch, dass Frauen stärker betroffen sind, vorwiegend in der Alterskohorte zwischen 50 und 59 Jahren. In diesem Jahrzehnt ist die Höhenangst am stärksten ausgeprägt, aber meistens macht sie sich bereits davor irgendwann bemerkbar.
Folgende Symptome sind charakteristisch:
- Innere Unruhe
- Gefühl des Unwohlseins im Magen
- Instabilität
- muskuläre Verspannung
- Gefühle von Panik, Alarm oder Bedrohung
- Tachykardie
- Übelkeit, Schwindel und Magenschmerzen
- Schwierigkeiten, klar zu denken
- Kurzatmigkeit oder Erstickungsgefühl
Höhenangst: mögliche Ursachen
Die Ursachen für diese Angst sind vielfältig und können von Person zu Person unterschiedlich sein. Es handelt sich um ein evolutionäres Phänomen, das unser Überleben sichern soll. Doch manche Menschen reagieren überempfindlich und irrational. Höhenangst kann durch traumatische Erfahrungen oder im Zusammenhang mit anderen Angststörungen entstehen.
Neuere Studien bringen die Akrophobie mit dem Innenohr und dem Gleichgewichtssinn in Verbindung, der die propriozeptive und vestibuläre Empfindungen mit visuellen Signalen integriert. Nicht nur die Höhe spielt in diesem Fall eine Rolle, sondern auch die Position: Die Angstempfindung variiert beim Stehen, beim Sitzen oder bei bestimmten Bewegungen. Höhenschwindel kann diese Angststörung auslösen, wenn die betroffene Person ihrem Gleichgewichtssinn nicht vertrauen kann.
Höhenangst: Was tun?
Eine in der Zeitschrift Current Opinion in Neurology veröffentlichte Studie erklärt, dass Ovid diesen Zustand bereits in seinen Metamorphosen erwähnte, als er beschrieb, wie Phaethon (der sterbliche Sohn des Sonnengottes Helios) auf dem Sonnenwagen erblasste. Der Grund dafür war kein anderer als Höhenangst. Obwohl viele an dieser Angst leiden, nehmen nur wenige professionelle Hilfe in Anspruch.
1. Hilfe durch virtuelle Realität
Du musst dich deiner Angst stellen, um sie allmählich zurückzulassen. Die virtuelle Realität zählt zu den effektivsten und am häufigsten verwendeten Techniken: Wie in einer Studie des Fachbereichs Psychologie der Universität von Minho (Portugal) erklärt wird, reichen in vielen Fällen bereits drei Sitzungen aus, um gute Ergebnisse zu erzielen.
2. Tiefe Atmung
Wenn du Angst spürst und dir Sorgen machst, atme tief durch, um dich zu beruhigen und die Kontrolle zu übernehmen. Bereite dich auf diesen Augenblick vor, indem du eine Atemtechnik lernst, die du jederzeit und überall einsetzen kannst.
Stelle dir deine Angst auf einer Skala mit 10 Stufen vor. Bewerte sie und atme sie bei jedem Atemzug aus. Visualisiere diesen Prozess, während du dich beruhigst.
Die Angst anzuerkennen und zu identifizieren ist der beste Weg, sie zu bekämpfen.
3. Negative Erfahrungen bewältigen
Wenn du an unangenehme Erlebnisse denkst, die dir deine Höhenangst in Erinnerung bringen, verstärkst du deine Angst. Du musst dich von diesen Erfahrungen lösen, sie zurücklassen und nach vorne schauen. Gelassenheit heißt das Zauberwort.
4. Training des Verstands
Trainiere deinen Verstand, um auf Augenblicke vorbereitet zu sein, die deine Höhenangst auslösen könnten. Setze dich bequem auf den Boden oder auf einen Stuhl und schließe deine Augen. Konzentriere dich auf deine Atmung und visualisiere dich an einem hoch gelegenen Ort. Du bist furchtlos und ruhig, du genießt diese Erfahrung. So kannst du dein Gehirn umprogrammieren und positiv stimmen.
“Wenn es keine Angst gibt, ist der Mut wertlos. Das Schwierige ist nicht, keine Angst zu haben, sondern trotzdem weiterzumachen.”
Alejandro Palomas
5. Konzentration auf das Ziel
Es gibt Menschen, die sich trotz ihrer Angst in die Höhe begeben, weil sie um jeden Preis nach oben kommen wollen. Wenn du in der Lage bist, dein Ziel über deine Angst zu stellen, wirst du es schaffen. Bist du am Gipfel angekommen und deine Angst hindert dich daran, nach unten zu blicken und den Rückweg in Angriff zu nehmen? Atme tief durch, blicke auf den Boden und konzentriere dich auf jeden Schritt. Du spürst den sicheren Boden unter dir und kommst dem Ausgangspunkt immer näher.
6. Den Erfolg genießen
Hast du dein Ziel erreicht, kannst du dich stolz fühlen. Du hast dich selbst übertroffen, genieße dieses Gefühl. Beim nächsten Mal weißt du bereits, dass du fähig bist, deine Höhenangst zu überwinden. Das gibt dir Kraft und Motivation.
7. Über die Höhenangst sprechen
Wenn du deine Emotionen und Ängste in Worte fasst, kannst du sie einfacher bewältigen. Du bist so in der Lage, deine Höhenangst aus einer anderen Perspektive zu betrachten und dich von Sorgen zu befreien. Gespräche mit nahestehenden Personen sind sehr hilfreich.
8. Entspannung
Du musst lernen, mit Stress richtig umzugehen, um deine Höhenangst zu überwinden. Atemtechniken, Achtsamkeit und Meditation können dir dabei helfen.
9. Langsame Exposition
Wage dich langsam und schrittweise in die Höhe. Du kannst mit einem Balkon im zweiten Stock beginnen und allmählich immer höhere Orte in Angriff nehmen. Am besten lässt du dich von einer Vertrauensperson begleiten, die dich motivieren und unterstützen kann. Vermeide unbedingt gefährliche Situationen!
10. Therapie
Eine Psychotherapie kann dir helfen, deine Höhenangst schrittweise abzubauen, und dir weitere wertvolle Werkzeuge mit auf den Weg geben, um deine Gedanken besser zu kontrollieren.
“Es ist wunderbar menschlich, Angst zu haben.”
Marc Levy
Beginne damit, dich deinen Ängsten zu stellen und daran zu arbeiten. Wir empfehlen dir, es mit der virtuellen Realität zu probieren. Wenn du selbst keinen Weg findest, um deine Höhenangst zu kontrollieren, solltest du unbedingt psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.
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