Stonewalling: Rückzug und unüberwindbare Mauern bei Beziehungsstreit

Meinungsverschiedenheiten treten in jeder Beziehung auf, doch nicht alle können damit konstruktiv umgehen.
Stonewalling: Rückzug und unüberwindbare Mauern bei Beziehungsstreit
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 07. November 2022

Stonewallingbeschreibt ein toxisches Verhalten, das bei Beziehungsstreit besonders deutlich wird: Der Partner baut eine Mauer auf, die kein Gespräch und keine Problemlösung zulässt. Schweigen, der innerliche Rückzug oder das physische Verlassen des Raumes sind häufige Strategien, die in dieser Situation zum Einsatz kommen. Schließlich bleibst du allein mit deiner Frustration und deinem Kummer zurück.

Es handelt sich um ein weitverbreitetes Verhaltensmuster, das uns daran erinnert, dass Kommunikation und emotionale Intelligenz zwei Kompetenzen sind, denen wir viel zu wenig Beachtung schenken. Die Streitkultur, in der es darum geht, den eigenen Standpunkt respektvoll und verständnisvoll zu vertreten, ist eine Fähigkeit, die nicht jeder beherrscht, jedoch grundlegend für ein friedliches Zusammenleben ist.

Viele Menschen betrachten eine Diskussion oder Beziehungsstreit als Bedrohung. Sie sammeln Wut in sich an, sind emotional blockiert und verfügen nicht über ausreichend Durchsetzungsfähigkeit. Natürlich bevorzugen wir alle ein harmonisches Leben ohne Schwierigkeiten, doch wir wissen auch, dass dies eine Illusion ist, die nicht der Realität entspricht.

“Es gibt zwei Wege, einen Streit zu beenden: die friedlich Erörterung oder die Gewalt; das letztere Mittel ist das der wilden Tiere, das erstere ziemt sich für vernünftige Wesen.”

Marcus Tullius Cicero

Beziehungsstreit
 

Gesunde Kommunikation, auch bei Beziehungsstreit

Manche Personen verlieren im Streit die Beherrschung, andere bevorzugen es zu schweigen und sich zurückzuziehen. Wir wissen alle, dass Konflikte und Meinungsverschiedenheiten immer wieder auftreten, deshalb geht es darum, gesunde Dynamiken zu entwickeln und Mauern abzubauen, um ein respektvolles Gespräch führen zu können und Probleme zu lösen.

Schweigen, das Verlassen des Raumes oder das Abblocken des Gesprächs sind Strategien, die schmerzhaft sind und die Situation nur schlimmer machen. Im Gegensatz dazu stärkt eine gesunde Kommunikation die Beziehung und ermöglicht es, Lösungen zu finden. Eine Studie an der Universität Georgia bekräftigt, dass die Qualität der kommunikativen Prozesse die Zufriedenheit in einer Beziehung vorhersagen kann.

Daher ist es wichtig, Stonewalling zu verhindern, das heiß, eine gesunde Streitkultur zu entwickeln und toxische Verhaltensmuster wie Schweigen oder Rückzug zu verhindern. Probleme müssen gelöst werden, denn solange sie in der Schwebe bleiben, sorgen sie immer wieder für Konflikte und Differenzen, an denen die Beziehung schließlich zerbricht.

Die Gründe für dieses toxischen Verhaltensmuster

Vielfach sind die Ursachen für das Stonewalling in der Kindheit zu finden. Ein familiäres Umfeld, in dem das Kind seine Emotionen nicht auf gesunde Weise entwickeln kann, hinterlässt tiefe Spuren, die sich auch im Erwachsenenalter manifestieren. Manche Kinder werden darauf trainiert, ihre Bedürfnisse, Wünsche, Ängste und Frustrationen zu schlucken. Sie lernen nicht, sie in Worte zu fassen, mit anderen zu teilen und richtig zu managen. Das Schweigen in schwierigen Situationen ist eine häufige Folge.

Wenn dein Partner also im Streit einfach schweigt, solltest du offen mit ihm darüber sprechen. Gemeinsam könnt ihr den möglichen Ursachen auf den Grund gehen und mit Verständnis und Geduld das Problem lösen. Vielleicht hat dein Partner nie gelernt, einen emotionalen Dialog zu führen, seine Emotionen auszudrücken oder sie zu definieren.

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Beziehungsstreit: Was tun?

Das Gespräch verschieben

In dieser Situation kann eine Auszeit häufig helfen. Gib deinem Partner Zeit:  “Ich verstehe, wie du dich fühlst. Wir können jetzt damit aufhören, aber wir werden später darüber reden, denn es ist wichtig, dass wir dieses Problem in Ruhe lösen.” Du gibst deinem Partner so die Möglichkeit, negative Emotionen abzubauen, sich zu beruhigen und über die Probleme nachzudenken. Zeige deine Zuneigung und verschiebe das Gespräch ohne abfällige Vorwürfe, damit ihr zu einem späteren Zeitpunkt in Ruhe sprechen könnt.

Andere Möglichkeiten suchen

Es gibt auch Alternativen, um den Dialog zu fördern. Wenn du Schweigen als Antwort erhältst, kannst du deinem Partner vorschlagen, dass er seine Gefühle schriftlich festhält.

Du kannst deinen Partner auch liebevoll fragen, wie er sich fühlt, und Aktivitäten vorschlagen, um die Spannung zu lösen: ein gemeinsames Abendessen, ein gemütlicher Spaziergang oder eine andere Art, Nervosität abzubauen und den Dialog zu fördern.

Der Umgang mit diesen Situationen ist nicht einfach, manche Menschen verschließen sich und lassen keine Kommunikation zu. Deshalb ist es grundlegend, zuerst die Ursachen für dieses Verhalten herauszufinden und, falls nötig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um Lösungen zu finden.


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