Stanley Schachter, ein bedeutender Sozialpsychologe

Stanley Schachter, ein bedeutender Sozialpsychologe
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 25. April 2023

Stanley Schachter war ein US-amerikanischer Sozialpsychologe, der für seine Zwei-Faktoren-Theorie über Emotionen bekannt wurde. Er galt als der einflussreichste Sozialpsychologe seiner Zeit. Die Review of General Psychology nennt ihn im Jahr 2002 in der Liste der meistzitierten Sozialpsychologen des 20. Jahrhunderts an siebter Stelle.

Sein wichtigster Beitrag war die Zwei-Faktoren-Theorie über die menschlichen Emotionen, die er zusammen mit seinem Kollegen Jerome Singer entwickelte. Schachter beschäftigte sich auch mit einer Vielzahl anderer Themen, unter anderem Adipositas, Geburtsreihenfolge, Gruppendynamik, das Verhalten von Rauchern und Börseninvestoren. Seine wichtigsten Arbeit ist Cognitive, social, and physiological determinants of emotional state  (1962). 

Schachter war ein außergewöhnlicher Experimentalforscher. Er führte den Begriff “Bubba-Psychologie” oder “Großmutter-Psychologie” ein, um die auf dem gesunden Menschenverstand basierenden Interpretationen von Verhalten zusammenzufassen. Erfahre mehr über sein Leben.

“… in einem Zustand sympathischer Erregung, für den es keine unmittelbar passende Erklärung gibt, können menschliche Versuchspersonen in Zuständen der Euphorie, des Ärgers oder der Belustigung leicht manipuliert werden.”

Stanley Schachter

Die Herkunft von Stanley Schachter

Stanley Schachter kam am 15. April 1922 in Flushing, New York, zur Welt. Seine Familie war jüdisch und wanderte kurz vor seiner Geburt aus Rumänien in die Vereinigten Staaten aus. Schon in jungen Jahren zeigte er eine enorme intellektuelle Neugierde und Wissbegierde. Nach der High School schrieb er sich an der Yale University ein, um Kunstgeschichte zu studieren.

Er schloss sein Studium 1942 ab und belegte Psychologie als Hauptfach, wo er ein Interesse an sozialen Problemen entwickelte. Zu dieser Zeit war der Zweite Weltkrieg in vollem Gange, und Schachter waren diese Zeiten des allgemeinen Umbruchs nicht fremd.

Nach seinem Masterabschluss beschloss er, sich bei der United States Army zu melden, die inzwischen in den Krieg eingetreten war. Beim Militär untersuchte er die Sehprobleme von Piloten und wurde dem Aeromedical Laboratory, Biophysics Division, zugeteilt.

Schachter beendete seine Dienstzeit in der US-Armee im Jahr 1946. Als er dieses Kapitel abschloss, war er bereits auf dem Weg zur Sozialpsychologie.

Forschung als Lebensaufgabe

Stanley Schachter begann seine Doktorarbeit in der Forschung am Massachusetts Institute of Technology. Er wurde von Kurt Lewin betreut, von dem er über Gruppenverhalten und Sozialpsychologie im Allgemeinen lernte.

Es war eine sehr bereichernde Zeit, die aber nur ein Jahr dauerte, da Lewin starb und seine Studenten “verwaist” zurückließ. Danach setzte Schachter seine Ausbildung am Institute for Social Research an der Universität von Michigan fort. Dort begegnete er Leon Festinger , der sein Mentor wurde. Er schloss seine Promotion 1949 ab.

Schachter erhielt unmittelbar nach seinem Abschluss eine Assistentenstelle in der Abteilung für Sozialforschung. Fünf Jahre später wurde er zum außerordentlichen Professor befördert, weitere vier Jahre später wurde er zum ordentlichen Professor ernannt. In dieser Zeit hatte Schachter die Möglichkeit, sich eingehend mit sozialem Verhalten zu befassen, wobei er sich auf den Schwerpunkt Gruppeneinfluss auf Einzelne konzentrierte.

Stanley Schachter erhielt 1961 eine Anstellung als Dozent für Psychologie an der Columbia University. Er forschte dort bis 1992, das war die produktivste Zeit seiner Karriere. Er heiratete Sophia Duckworth und bekam 1969 einen Sohn.

Stanley Schachter forschte über Emotionen
Schachters wichtigster Beitrag war die Zwei-Faktoren-Theorie über die menschlichen Emotionen, die er zusammen mit seinem Kollegen Jerome Singer entwickelte..

Schachter und die Zwei-Faktoren-Theorie 

Der wichtigste Beitrag dieses Psychologen war die Zwei-Faktoren-Theorie der Emotionen. Der Forscher geht davon aus, dass Emotionen auf zwei Faktoren beruhen: der physiologischen Erregung und der kognitiven Bewertung. Emotionen sind ihm zufolge nicht nur eine automatische Reaktion auf eine Situation, sondern beinhalten eine kognitive Interpretation der physiologischen Empfindungen.

  • Die physiologische Erregung beschreibt körperliche Veränderungen, die durch eine emotionale Erfahrung entstehen. Ein Beispiel ist die Reaktion des autonomen Nervensystems. So kann die Ausschüttung von Stresshormonen unter anderem die Herzfrequenz erhöhen oder die Pupillen erweitern.
  • Die kognitive Bewertung ist die Interpretation der physiologischen Empfindungen, die sich aus einer emotionalen Situation ergeben. Der schnelle Herzschlag kann beispielsweise mit Angst interpretiert werden, wenn man sich in einer bedrohlichen Situation befindet. Er kann jedoch auch Aufregung bedeuten, wenn man überrascht wird.

Die Zwei-Faktoren-Theorie geht davon aus, dass sich die physiologische Erregung und die kognitive Bewertung gegenseitig beeinflussen. 

Stanley Schachter
Stanley Schachter beschäftigte sich intensiv mit der Gruppenpsychologie.

Stanley Schachter, ein bedeutender Sozialpsychologe

Schachter forschte lebenslang, bis er eine niederschmetternde Diagnose erhielt: Er war an Darmkrebs erkrankt. Nach mehreren Jahren starb er schließlich am 7. Juni 1997 in seinem Haus in New York. Sein Name ist nicht sehr bekannt, doch er leistete bedeutende Beiträge in der Sozialpsychologie und gilt als einer der wichtigsten Forscher des 20. Jahrhunderts auf diesem Gebiet.


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