Selbstverteidigung im Sinne der östlichen Philosophie

Die östlichen Kampfkünste lehren dich, meisterhaft zu kämpfen, ohne dabei Menschen anzugreifen. Du erlernst sie nur zum Zweck der Selbstverteidigung. In all diesen Disziplinen gilt der Kampf als der beste, der nie stattfindet. Wenn es aber doch zu einem Kampf kommt, dann sollte durch ihn kein Schaden entstehen.
Selbstverteidigung im Sinne der östlichen Philosophie
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 28. Juni 2023

Es gibt Situationen im Leben, in denen die Selbstverteidigung wichtig ist. Dabei ist es nicht entscheidend, wie friedliebend du als Mensch bist. Früher oder später wirst du dich in einem Konflikt befinden, in dem jemand versucht, deinen Handlungsspielraum einzuschränken oder dir seine Vorstellungen aufzuzwängen. Oder vielleicht beleidigt oder verletzt dich jemand in einer Art und Weise, die dich dazu veranlasst, darauf zu reagieren.

In all diesen Situationen ist es vorteilhaft, wenn du über Kenntnisse der Selbstverteidigung verfügst.

Die häufigste Reaktion auf Aggressionen oder Beleidigungen ist die Gegenwehr. Wenn dich jemand anschreit, dann schreist du zurück. Wenn dich jemand körperlich angreift, dann reagierst du in gleicher Weise. Diese Reaktionen sind in der westlichen Welt sehr üblich und weit verbreitet, weil es bei uns keine klaren Regeln dafür gibt, wie wir uns auf andere Weise verteidigen könnten.

Meister und Heilige können wie Einfaltspinsel wirken. Diejenigen, die anmaßend sind, erklären der Welt, sie seien Neulinge oder Kampfkünstler.”

-Gichin Funakoshi-

In der östlichen Philosophie hingegen wurde schon immer sehr viel über Krieg, Kampf und Konflikt nachgedacht. Die Kampfkünste sind nur eines der Ergebnisse dieser Überlegungen.

Hierbei ist die Selbstverteidigung ein zentraler Aspekt. Wenn du also ein wenig mehr über die Selbstverteidigung aus der Perspektive der Kampfkünste lernen möchtest, dann wirst du in unserem Artikel einige interessante Informationen erhalten.

Selbstverteidigung - schwarzer Gürtel

Die Philosophie der Selbstverteidigung

Kampfkünstler versuchen stets, Konfrontationen zu vermeiden, sie sehen diese nur als letzten Ausweg an. Diese Haltung bildet auch die Grundlage ihrer Strategien, die sie sowohl bei der Verteidigung als auch beim Angriff anwenden. Alle Taktiken zielen darauf ab, den Gegner zu neutralisieren oder ihn ganz einfach davon zu überzeugen, überhaupt keinen Kampf zu beginnen.

Alles, was du zur Selbstverteidigung unternimmst oder sagst, muss bestimmten Grundprinzipien folgen: Du darfst deinen Gegner weder zerstören, noch verletzen und ihn auch nicht demütigen.

Wenn du diese Prinzipien nicht befolgen würdest, dann würde dadurch der Wunsch deines Gegners, Gewalt auszuüben, noch verstärkt werden. Daher solltest du dir immer vor Augen führen, dass dies nicht das Ziel der Kampfkünste ist; ihr Ziel ist es, Harmonie zu schaffen und wiederherzustellen.

Östliche Philosophen wissen schon lange, dass ein Konflikt stets einen sehr hohen Preis hat. Wenn die Harmonie gestört ist, dann ist es die beste Strategie, einen Weg zu finden, um sie wiederherzustellen. Auf keinen Fall solltest du das Problem noch verstärken oder vergrößern. Dies ist das erste Prinzip der Selbstverteidigung.

Deine Haltung und Einstellung sind von entscheidender Bedeutung

Wenn du dich in einer Situation befindest, in der physische Gewalt eine Rolle spielt, dann raten die östlichen Philosophen, Ruhe zu bewahren. Diese Ruhe sollte sich auch in deinem Körper widerspiegeln; er sollte entspannt und nicht angespannt wirken.

Diese Haltung kannst du durch regelmäßiges Training und die Kontrolle deiner Atmung erreichen. Wenn du langsam und tief atmest, dann wird sich deine Muskulatur nicht so stark anspannen.

Die Kunst der Selbstverteidigung bei körperlichen Angriffen besteht aus den nachfolgenden Verhaltensweisen:

  • Halte den größtmöglichen Abstand zum Angreifer.
  • Mache keine ruckartigen oder automatischen Bewegungen; bewege dich stets absichtsvoll und kontrolliert.
  • Halte einen Moment inne und überlege. Versuche die Beweggründe und Motive deines Gegners zu verstehen.
  • Außerdem ist es wichtig, dass du die Fallschule trainierst. Dadurch erlernst du, richtig zu fallen und schnell wieder aufzustehen.
  • Versuche, die Situation durch peripheres Sehen ganzheitlicher zu erfassen.
  • Nimm eine aufrechte Körperhaltung ein und stehe mit beiden Füßen fest auf dem Boden. Dabei sollten deine Muskeln dennoch entspannt sein.

Diese Verhaltensweisen beschreiben auf sehr vereinfachte Weise, was die Kampfkünste über das Verhalten in Konfliktsituationen besagen. Hinter jedem dieser einzelnen Punkte verbirgt sich eine spezifische Philosophie.

Das Erlernen dieser Techniken und Haltungen erfordert viele Jahre der Übung und Erfahrung. Dennoch bedeutet das nicht, dass du diese Techniken nicht als hilfreiche Anhaltspunkte und Richtlinien für dein Training nutzen kannst.

Körperliche Angriffe haben im Grunde genommen sehr viele Gemeinsamkeiten mit verbalen Attacken. Die dabei ablaufenden Mechanismen sind sehr ähnlich, sie unterscheiden sich lediglich in der Art der verwendeten Mittel. Daher kannst du grundsätzlich die gleichen Prinzipien der Selbstverteidigung bei körperlichen und verbalen Angriffen anwenden und befolgen.

Verbale Angriffe

Die östliche Philosophie vertritt die Auffassung, dass du es niemals zulassen solltest, dass dich jemand verbal beleidigt oder demütigt. Allerdings bedeutet das nicht, dass du auf gleiche Weise darauf reagieren solltest. Hierzu gibt es andere Strategien, die du anwenden kannst:

Viele dieser Strategien beziehen sich auf deine Körpersprache. Deine Absicht ist es, dass du durch deinen Körper Stärke und Frieden ausstrahlst. Nachfolgend findest du einige Tipps für die richtige Körperhaltung und angemessene Verhaltensweisen:

  • Zuerst solltest du demjenigen, der dich verbal angreift, für einen Moment mit festem Blick in die Augen sehen. Anschließend milderst du diesen Blick ab, schaust ihm dabei aber weiter in die Augen.
  • Schaue den Angreifer nun leicht irritiert und verwirrt an und weiche dann ein wenig zurück.
  • Lasse deine Schultern nicht hängen; achte auf eine aufrechte und gleichzeitig ausgeglichene Körperhaltung.
  • Vermeide auf keinen Fall den direkten Augenkontakt, ganz egal, wie unangenehm die Situation auch sein mag.
  • Außerdem solltest du nicht reden, wenn die andere Person dir gar nicht zuhört.
Selbstverteidigung - Frau

Wenn du der anderen Person verständnisvoll und einfühlsam gegenüber trittst, dann wirst du erkennen, wie du dich selber verteidigen kannst. Natürlich musst du dich dazu erst selber kennen und verstehen. So wirst du wissen, wie du deine eigenen Gefühle ausdrücken und vermitteln kannst.

Drei Strategien zur Selbstverteidigung bei verbalen Angriffen

Wenn du verbalen Angriffen ausgesetzt bist, dann empfiehlt die östliche Philosophie diese drei Strategien:

  • Sei zurückhaltend. Dies ist eine gute Strategie, wenn du merkst, dass die Haltung deines Gegenübers oder auch die ganze Situation darauf hindeutet, dass weitere Worte zu einer Eskalation führen würden. Daher solltest du entweder schweigen, die Situation ganz verlassen oder aber zumindest das Thema wechseln.
  • Vereinbare einen “Waffenstillstand”. Diese Strategie kannst du verfolgen, wenn du merkst, dass dein Gegenüber vernünftig ist oder aber selber auch unter dem Konflikt zu leiden scheint. In diesem Fall solltest du versuchen, eine Einigung mit der Person zu erzielen.
  • Tue gar nichts. Wenn du merkst, dass der verbale Angriff dir gegenüber ungerechtfertigt oder haltlos ist, dann solltest du gar nichts tun. Am besten ist es, wenn du ganz ruhig bleibst und schweigst und deine Augen dabei geschlossen hältst.

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  • Avelar-Rosa, B., Gomes, M., Figueiredo, A., & López-Ros, V. (2015). Caracterización y desarrollo del “saber luchar”: contenidos de un modelo integrado para la enseñanza de las artes marciales y de los deportes de combate. Revista de Artes Marciales Asiáticas, 10, 16-33.

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