Selbstsabotage: Wenn du dein schlimmster Feind bist

Selbstsabotage: Wenn du dein schlimmster Feind bist
Julia Marquez Arrico

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Julia Marquez Arrico.

Letzte Aktualisierung: 14. April 2023

Selbstsabotage ist die Tendenz, sich selbst das Leben schwerzumachen, indem man sich Grenzen setzt und Komplikationen erzeugt, die verhindern, das die eigenen Ziele erreicht werden.

Wenn du an deine Vergangenheit zurückdenkst, wirst du dich wahrscheinlich an einige Situationen erinnern, in denen du dein Ziel nicht erreichen konntest, aber nicht wusstest, warum du gescheitert warst. Eine mögliche Erklärung dafür ist die Selbstsabotage. Sie bringt den Feind in dir zum Vorschein. Kurzfristig kann sie dich zwar vor Misserfolgen schützen, aber umgekehrt wird sie dich auch daran hindern, erfolgreich zu sein. Menschen, welche sich selbst sabotieren, schaffen Hindernisse, weil ihr Unterbewusstsein überzeugt ist, dass sie nicht das tun könnten, was die Situation erfordert.

Nachfolgend schauen wir uns die vier häufigsten Arten von Selbstsabotage an.

Was sind die verschiedenen Arten von Selbstsabotage?

1. Deine Bedürfnisse verleugnen

Eine der häufigsten Arten von Selbstsabotage ist es, sich selbst das zu verweigern, was man braucht oder will. Menschen verbergen ihre wahren Wünsche, indem sie Dinge sagen wie „Das ist mir egal“, „Das will ich gar nicht“  oder „Es interessiert mich nicht“.  Auf diese Weise schützen sie sich vor Enttäuschungen und müssen nicht akzeptieren, dass sie an ihren Fähigkeiten arbeiten müssten, wenn sie eine Verbesserung einleiten wollten. Damit verwehren sie sich jene Verbesserung und mit ihr die Möglichkeit, größere Dinge zu tun und Anerkennung dafür zu erhalten.

Selbstsabotage kommt ins Spiel, wenn Menschen leugnen, dass sie ein Ziel erreichen wollen, oder wenn sie sich unbewusst ein persönliches Bedürfnis verwehren. Es ist sehr wichtig, zu unterscheiden zwischen “etwas wirklich nicht wollen” und “etwas wollen, aber Angst davor haben, es nicht zu bekommen”.

Wenn du lernst, diese beiden Konzepte zu unterscheiden, dann kannst du beginnen, dein selbstzerstörerisches Verhalten abzulegen.

„An sich selbst zu glauben garantiert nicht den Erfolg, aber nicht an sich selbst zu glauben, garantiert Misserfolg.”

Albert Bandura

Frau die sich selbst verletzt hat und das Gesicht verbirgt

2. Zaudern: Alles bis zur letzten Minute aufschieben

Eine der wirksamsten Methoden, sowohl im Privat- als auch im Berufsleben zu scheitern, ist das Zaudern und Zögern, die Prokrastination. Dies ist eine wirklich zerstörerische Gewohnheit, weil sie dir die Illusion gibt, über den Dingen zu stehen, wenn du in Wahrheit einfach nur deine Aufgaben auf unbestimmte Zeit aufschiebst.

Das Aufschieben ist ein Abwehrmechanismus, welcher dich vor dem Gefühl der Inkompetenz bewahrt. Umgekehrt hindert es dich auch daran, zu sehen, wozu du fähig bist. Im Wesentlichen gibt es dir das Gefühl, dass du auf deine Ziele hinarbeitest, obwohl dies in Wirklichkeit nicht der Fall ist.

3. Inkonsequent sein: ein Projekt starten, aber sofort aufgeben, wenn es schwierig wird

Inkonsequenz ist eine der häufigsten Formen der Selbstsabotage. Wenn du ein Projekt startest und es mittendrin wieder abbrichst, dann ist das Scheitern garantiert. Der Zweck dieser Selbstsabotage ist klar: Wenn du die Aufgabe nicht erledigst, dann musst du auch nicht beurteilen, ob du sie gut gemacht hast oder nicht. Vielleicht könntest du sie gut machen, aber du weißt nicht, wie man mit Erfolg umgeht. Oder du glaubst, dass du diesen Erfolg gar nicht verdienst.

Du kannst dich darin trainieren, konsequent zu sein, indem du es täglich übst!

4. Ausreden, warum man keine Entscheidungen trifft

Entscheidungen zu treffen legt dir ein gewisses Maß an Verantwortung über das Geschehen auf. Die Last dieser Verantwortung hängt von der Wichtigkeit der Entscheidung ab. Selbstsabotage schützt dich davor, diese Verantwortung zu übernehmen – du weigerst dich, Stellung zu beziehen.

Entscheidungen zu vermeiden ist eine der Masken, in welcher die Selbstsabotage auftritt. Du hinderst dich daran, die Kontrolle über dein eigenes Leben zu übernehmen, wofür du deine Stimme erheben und eine klare Entscheidung äußern müsstest. Damit drängst du dich in deinem eigenen Leben in eine Zuschauerrolle. Das alles bestärkt dich in der fixen Idee, dass du nicht gut genug seist, um mehr zu verdienen im Leben.

Gefesselter Mann in Labyrinth

Was sind die möglichen Ursachen von Selbstsabotage?

Persönlichkeitsstörungen

Wenn Menschen mit Widrigkeiten konfrontiert werden, haben sie drei Optionen, wie sie darauf reagieren können: konfrontieren, vermeiden oder verschieben. In anderen Worten: Du kannst eine Lösung suchen (konfrontieren), du kannst versuchen, dich selbst davon zu überzeugen, dass die Widrigkeit dich nicht betrifft und wegschauen (vermeiden), oder du kannst einfach mal abwarten und schauen, was passiert (verschieben).

Während es eine gute Idee ist, sich Zeit zu nehmen, bevor man ein Problem in Angriff nimmt, kann das ständige Verschieben sich zu einer Gewohnheit entwickeln, die das Selbstwertgefühl schwächt. Wenn du es dir gar zu einer Gewohnheit machst, in der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter Problemen auszuweichen, verpasst du die Chance, Situationen, in welchen du neue Fähigkeiten entwickeln könntest, zu deinem Vorteil zu nutzen. Wenn du die Konfrontation mit schwierigen Situationen meidest oder die Gelegenheit zum inneren Wachstum verstreichen lässt, kann dies zu einer vermeidenden Persönlichkeitsstörung führen:

  • Eine vermeidende Persönlichkeitsstörung steht im direkten Zusammenhang mit der Selbstsabotage, weil der Betroffene sich davon überzeugt, dass er nichts ausrichten könnte. Er mag zwar tatsächlich nicht die nötigen Fähigkeiten besitzen, aber das bedeutet ja nicht, dass er nicht an der Situation wachsen könnte.
  • Menschen mit einer vermeidenden Persönlichkeitsstörung fühlen sich unfähig, Herausforderungen zu bewältigen, aber das ist nicht ihre größte Einschränkung. Ihr Fehler liegt in darin, dass sie den Mangel an Fähigkeiten mit Unfähigkeit gleichsetzen.
  • Betroffene sollten unbedingt aufhören, zu vermeiden, was sie an ihren Fähigkeiten zweifeln lässt. Sie müssen sich selbst die Chance gewähren, als Person zu wachsen.

Denke immer daran: ohne Herausforderung kein Wachstum!

Geringes Selbstwertgefühl

Wenn man eine geringe Meinung von seinen eigenen Qualitäten hat, fehlt es oft auch an Selbstliebe. Wenn du dich selbst nicht liebst, neigst du dazu, nicht auf deine Fähigkeiten zu vertrauen. Darin liegt der Zusammenhang von Selbstsabotage und geringem Selbstwertgefühl.

Menschen mit niedrigem Selbstwertgefühl erlauben es sich nicht, zu wachsen oder sich außerhalb ihrer Komfortzone zu bewegen. Das liegt daran, dass sie von ganzem Herzen glauben, diese Chance nicht zu verdienen. Sie würden der Aufgabe nicht gerecht. Sie wären des Ziels nicht würdig.

“Die Aufgabe, der wir uns stellen müssen, ist nicht, uns sicher zu fühlen, sondern Unsicherheit zu tolerieren.”

Erich Fromm

Überfürsorgliche familiäre Umgebung

Das Aufwachsen in einem überfürsorglichen familiären Umfeld verankert zwei Botschaften in den Köpfen der Menschen: Die erste ist, dass ihre Familie sie liebe und beschütze, und deshalb seien sie nicht allein. Die zweite ist, dass sie ihre Eltern brauchen, um sie zu beschützen, weil sie allein nicht in der Lage seien, ihr Leben zu leben.

Wenn Erzieher überfürsorglich sind, senden sie diese beiden Botschaften. Es ist die zweite, die zur Selbstsabotage führt. Eine überfürsorgliche Familie führt dazu, dass Menschen sich von anderen abhängig machen, um sich kompetent und sicher zu fühlen. Sobald sie also erwachsen und unabhängig werden müssen, sabotieren sie sich selbst. Und je weniger Schutz sie von ihrer Familie erhalten, desto mehr sabotieren sie sich.

Was sind die Auswirkungen der Selbstsabotage?

Selbstsabotage kann leicht in einen Teufelskreis führen. Wer sich nicht die Chance gibt, etwas zu erreichen, fordert sich selbst nicht heraus. Deshalb wächst er nicht. Er verpasst die Gelegenheit, sich neue Fähigkeiten anzueignen und die bereits vorhandenen zu verbessern. Und so überzeugt er sich immer wieder, dass er etwas nicht tun könne, nicht tun wolle oder nicht fähig sei, es gut zu machen.

Frau trägt großen Schlüssel und steht auf Berggipfel

Viele Menschen, wenn nicht alle, haben einen kleinen Saboteur in sich, und wir müssen lernen, damit zu leben. Der Saboteur in dir wird dir immer sagen, dass du nicht in der Lage seist, deine Ziele zu erreichen. Er wird dich auf unbestimmte Zeit an dir selbst zweifeln lassen und dich in deiner Komfortzone gefangen halten. Der Trick besteht darin, zu lernen, wie man auf seine Zweifel hört, ohne sich von ihnen lähmen zu lassen, was viel Geduld und Mühe verlangt.

Um Selbstsabotage zu überwinden, arbeite an deinem Selbstwertgefühl, erkenne deine Stärken an und fördere sie, identifiziere und gleiche deine Schwächen aus. Gib dir selbst eine Chance!


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.