Schreien schadet dem Gehirn von Kindern
“Durch Unwissenheit sinken wir in Knechtschaft, durch Bildung steigen wir hinauf in die Freiheit“, sagte der liberale kolumbianische Politiker Diego Luis de Cordoba einmal. Allerdings haben weder Erziehung noch Bildung sehr wenig mit gewaltsamem Aufzwingen von Wissen und noch weniger mit Schreien zu tun. Schreien schadet deinem Kind und kann die Entwicklung seines Gehirns erheblich beeinträchtigen.
Schreien ist kein effektives Mittel, um andere dazu zu bringen, dir zuzuhören. Das belegen auch mehrere wissenschaftliche Studien. Häufig schreit man andere an, um die eigene Frustration abzubauen, und nicht, um Informationen zu vermitteln. Dies ist insbesondere im Umgang mit Kindern sehr relevant, da sie nichts lernen werden, wenn sie angeschrien werden.
“Sage es mir und ich vergesse, lehre mich und ich kann mich erinnern, beziehe mich ein und ich lerne.”
–Benjamin Franklin-
Leere Schreie
Autoren wie Aaron James erklären, dass man durch Schreien weder mehr Recht bekommt, noch eine vorteilhafte Position in einer Diskussion oder einem Streit innehat. Diese Aussage wurde in mehreren Studien bestätigt, sogar in einer, die auf Donald Trump, den letzten Präsidenten der Vereinigten Staaten, Bezug nimmt. Wenn du glaubwürdig sein möchtest, wird Schreien dich nicht weiterbringen. Nur durch Vernunft und Besonnenheit wirst du in einer Diskussion erfolgreich und überzeugend sein.
Normalerweise schreit man, wenn man die Kontrolle verliert. Daher ist die Botschaft, die Menschen vermitteln, wenn sie schreien, dass sie die Kontrolle verloren und ihren Emotionen nachgegeben haben. Tatsächlich lenkt das Schreien von den Worten ab, die du sagst.
Schreien schadet dem Gehirn von Kindern
Laut einer neuen Studie, die von der University of Pittsburgh veröffentlicht wurde, birgt das regelmäßige Anschreien eines Säuglings eine Reihe von Risiken für seine psychologische Entwicklung. Schreien schadet also dem Gehirn und der Psyche deines Kindes.
Das bedeutet, dass jeder, der sein Kind durch Schreien und lautstarkes Schimpfen unter Kontrolle zu bringen oder gar zu “erziehen” glaubt, das Risiko von Entwicklungsproblemen bei seinem Kind erhöht. Darüber hinaus wird den Kindern, die oft angeschrien werden, dadurch vermittelt, dass aggressives oder defensives Verhalten eine angemessene Reaktion sei.
An der Studie nahmen fast 1.000 Familien mit Kindern im Alter zwischen ein und zwei Jahren teil. Die Studie ergab, dass Kinder, die häufig angeschrien wurden, während des Heranwachsens häufiger depressive Symptome und Verhaltensprobleme zeigten.
Außerdem stellten die Forscher fest, dass das Schreien Probleme nicht minimiert, sondern sogar noch verschlimmert. Zum Beispiel kann permanentes Anschreien dazu führen, dass die Kinder ungehorsamer werden. Im Gegensatz dazu minimieren Eltern, die mit ihren Kindern liebevoller und einfühlsamer umgehen, die negativen Auswirkungen der wenigen Situationen, in denen sie möglicherweise ihre Stimme erhoben haben.
Weitere Studien zu diesem Thema
Es gibt viele weitere Studien in diesem Bereich. Zum Beispiel bestätigt die psychiatrische Abteilung der Harvard University, dass verbaler Missbrauch, Schreien, Demütigung oder eine Kombination dieser drei Faktoren die Gehirnstruktur eines Kindes dauerhaft verändern können.
Nachdem die Wissenschaftler mehr als 50 Kinder mit psychiatrischen Problemen aufgrund familiärer Probleme analysiert und mit fast 100 gesunden Kindern verglichen hatten, kamen sie zu alarmierende Ergebnissen. Die Kinder, die psychische Probleme hatten, zeigten beispielsweise eine starke Reduktion des Corpus callosum, also jenes Teils, der beide Hemisphären miteinander verbindet.
Diese Reduktion kann dazu führen, dass beide Gehirnhälften weniger stark miteinander agieren können. Infolgedessen kann es zu deutlicheren Veränderungen in der Persönlichkeit und Stimmung kommen, was die emotionale Stabilität der betroffenen Kinder beeinträchtigt. Eine weitere Folge dieser verminderten Konnektivität ist die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren.
Schreien schadet deinem Kind – wie also kannst du dieses Verhalten vermeiden?
Wie wir bereits eingangs angemerkt haben, ist die Erziehung von Kindern eine schwierige und manchmal auch sehr kräftezehrende Aufgabe. Dennoch darf die Lösung niemals darin bestehen, dass du dein Kind anschreist. Wenn du ein derartiges Verhalten vermeiden möchtest (und das solltest du unbedingt tun), empfiehlt es sich, dir Folgendes vor Augen zu führen:
- Schreien bedeutet Kontrollverlust. Wenn du die Kontrolle verlierst, kannst du aber auch dein Kind nicht mehr richtig disziplinieren.
- Versuche, stressige Momente zu vermeiden. Das ist natürlich leichter gesagt, als getan. Aber wenn du dich selber reflektierst und analysierst, welche Situationen dich zum Schreien veranlassen, kannst du an dir arbeiten. Wenn du das dahinter liegende Muster erkennst, kannst du daran arbeiten, derartige Situation künftig zu vermeiden, beziehungsweise deine Reaktion in diesen Situationen zu verändern.
- Beruhige dich, bevor du handelst. Eigne dir eine Technik an, mit der du dich beruhigen kannst, wenn du an deine Grenzen kommst. Du kannst beispielsweise tief durchatmen und bis zehn zählen. Entspanne dich und handle erst, wenn du dich unter Kontrolle hast.
- Mache dir keine Selbstvorwürfe und übertreibe es nicht. Mit anderen Worten, überdenke die Erwartungen und Anforderungen, die du an dich und dein Kind stellst. Sind sie vielleicht übertrieben hoch? Darüber hinaus solltest du dir auch im Klaren sein, dass dein Kind nicht immer deine Erwartungen erfüllen kann. Es ist schließlich ein Kind, das lernt und sich in der Entwicklung befindet. Das Wichtigste ist, dass dein Kind glücklich ist und sich richtig und gesund entwickeln kann.
Schreien schadet dem kindlichen Gehirn: Abschließende Gedanken
“Wir können unsere Kinder nicht nach unseren Wünschen formen, wir müssen sie annehmen und sie so lieben, wie Gott sie uns gegeben hat.”
Jetzt weißt du, welchen Schaden häufiges Schreien im Gehirn deines Kindes verursachen kann. Es liegt also in deiner Hand, als erwachsener und verantwortungsbewusster Mensch, nach alternativen Ausdrucksformen zu suchen. Du musst andere Wege finden, um deine Botschaft zu vermitteln, ohne die psychische Gesundheit deines Kindes dabei zu gefährden.