Schläft das Gehirn?

Auch während der Nachtruhe ist unser Gehirn sehr aktiv. Lies weiter, um mehr darüber zu erfahren.
Schläft das Gehirn?
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 09. April 2023

Schläft das Gehirn jemals? Es ist unmöglich, das Gehirn einfach abzuschalten, denn es ist sogar im Ruhezustand, bei einer Meditation oder während des Schlafes aktiv. Allerdings variiert diese Aktivität sehr stark, was auch auf die einzelnen Schlafphasen zutrifft.

Der Zellstoffwechsel des Organismus kennt keine Pausen und auch das Gehirn ist immer in irgendeiner Form aktiv, auch nachts. Zwar ist unser Denkorgan für Projekte, Wünsche und Entscheidungen zuständig, doch dies bedeutet noch lange nicht, dass wir absolute Kontrolle über das Gehirn haben.

Es mag dich vielleicht verwundern zu erfahren, dass das Gehirn bei Stress und Angst seine Aktivitäten reduziert, denn es ist nicht fähig, auf die übermäßige Stimulation zu reagieren. Deshalb kann die Verarbeitungsgeschwindigkeit langsamer und die allgemeine Gehirnleistung in schwierigen Zeiten geringer sein.

“Wenn unser Gehirn so einfach wäre, dass wir es verstehen könnten, wären wir so einfach, dass wir es nicht könnten.”
Ian Stewart

Ein schlafender Mann wird grafisch dargestellt. Gezeigt wird die Hirnaktivität.

Schläft das Gehirn jemals?

Wir wissen, wie wichtig das Gehirn für verschiedenste Funktionen ist. Es ermöglicht den Kontakt zwischen Innen- und Außenwelt, ist für lebenserhaltende motorische Funktionen grundlegend, steuert unser Nervensystem sowie physiologische Prozesse, prägt unser Verhalten, ermöglicht die Informationsverarbeitung und übernimmt zahlreiche weitere Aufgaben.

Das Gehirn ist immer beschäftigt, auch wenn du schläfst. In der REM-Phase verbraucht das Gehirn in etwa so viel Energie wie im Wachzustand, da es in dieser Schlafphase sehr aktiv ist.

Die dunkle Energie und die unbewusste Aktivität des Gehirns

Dr. Marcus E. Raichle von der Medizinischen Fakultät der Washington University in Saint Louis, Missouri, nannte die Prozesse und Entscheidungen, die wir oft treffen, ohne uns dessen bewusst zu sein, „dunkle Energie“. Nehmen wir zum besseren Verständnis ein Beispiel: Wenn du ein Nickerchen machst und plötzlich eine Fliege auf deiner Nase sitzt, versuchst du sie automatisch zu vertreiben, ohne dir große Gedanken darüber machen zu müssen.

Ebenso erklärt David Eagleman in seinem Buch Incognito: The Secret Lives of the Brain (deutscher Titel: Inkognito: Die geheimen Eigenleben unseres Gehirns), dass du dir einen einfachen Aspekt klarmachen solltest, um zu wissen, dass dein Gehirn nicht schläft. Wenn dem so wäre, würdest du aufhören du selbst zu sein. Tatsächlich bist du gezwungen anzunehmen, dass es eine dunkle Seite deines Gehirns gibt, eine andere Dimension, über die du keine Kontrolle hast.

Eine Frau lächelnd mit geschlossenen Augen.

Dein Gehirn während du schläfst und die Kompartimentierung von Synapsen

Das Gehirn schläft zwar nie, doch es erlaubt manchen Zellen, sich auszuruhen. Giulio Tononi, Experte für Bewusstseins- und Schlafstörungen an der Universität von Wisconsin-Madison, führte eine interessante Studie durch,in der er Folgendes nachweisen konnte:

  • Das Gehirn schläft nachts nie. Es ist elektrisch aktiv, gibt jedoch verschiedenen Zellen und Gehirnbereichen den Befehl, sich auszuruhen.
  • Dies wird als „Kompartimentierung“ bezeichnet. Der zitierte Forscher erklärt, dass das Gehirn bestimmte Synapsen „ausschaltet“, die während der Nacht nicht benötigt werden. Am nächsten Tag werden sie intensiver und gesünder reaktiviert.
  • Dieses Verfahren ermöglicht es, andere Gehirnregionen zu aktivieren, die Informationen in unser Langzeitgedächtnis integrieren.

Das Gehirn schläft nicht und du kannst seine Leistung verbessern

Auch wenn du über viele Gehirnfunktionen keine Kontrolle hast, kannst du deine kognitive Leistung verbessern. Die Überstimulation des Gehirns ist sehr schädlich. Wir sprechen zum Beispiel von Dauerstress oder der ständigen Stimulation durch Bildschirmgeräte. 

Was sich jedoch sehr positiv auf die Gehirnleistung auswirkt, sind ausgleichende Aktivitäten wie:

  • Meditation
  • Spazieren
  • Tagträumen
  • 20-minütiges Nickerchen
  • Unterhaltsame Aktivitäten wie Lesen, Zeichnen und interessante Gespräche mit deinen Freunden

Die Tatsache, dass dein Gehirn niemals schläft, bedeutet nicht, dass du dich nicht ausruhen solltest. Im Gegenteil, geregelte Schlafgewohnheiten sind grundlegend, um dein Gehirn gesund zu halten. Achte auf deine Schlafhygiene und manage deine Gefühle, um die Gesundheit deines Gehirns und deines Körpers zu gewährleisten.


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  • Eagleman, David (2015). El cerebro. Madrid: Anagrama

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.