Reisen verbessert unsere Gehirngesundheit

Reisen verbessert unsere Gehirngesundheit
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Reisen verbessert die Gehirngesundheit, weil sich wunderbare Vorteile ergeben, wenn wir unser alltägliches Umfeld verlassen, um neue Orte, frische Winde und aufregende Abenteuer zu entdecken. Unsere kognitiven Strukturen „glühen“ geradezu, wenn wir das Belohnungssystem wieder aktivieren, mit der Routine brechen, und der Knoten aus Stress und Nervosität verliert an Spannung, wenn wir unseren Geist befreien und unsere Emotionen aufwecken.

Wir alle brauchen Urlaub. Trotzdem, und so überraschend es auch sein mag, gibt es genügend arbeitende Menschen, die sich diese erforderlichen Tage der Erholung nicht nehmen können oder wollen. Andere wiederum wissen nicht, wie sie wirklich abschalten, den Rhythmus verlangsamen und Verantwortung abgeben können. Dies erklärt auch, warum die Anzahl an Herzinfarkten jedes Jahr weiter ansteigt: Wir haben uns zu einer erschöpften Gesellschaft entwickelt, die einfach nicht weiß, wie sie sich entspannen kann.

„Ein Reisender ohne die Fähigkeit, zu beobachten, ist wie ein Vogel ohne Flügel.“

Moslih Eddin Saadi

Die Lösung dieses Problems ist einfach: reisen. Dafür müssen wir unseren eigenen Breitengrad nicht unbedingt verlassen, müssen nicht unbedingt viele Kilometer zurücklegen, bis wir einen Ort erreicht haben, an dem eine andere Sprache gesprochen wird und in dem eine andere Zeitzone herrscht. Ganz in unserer Nähe gibt es Orte und Städte, die wir noch nicht kennen, in denen wir das Gleiche erleben können. Sie ermöglichen es uns, den Alltag zurückzulassen, bieten dem Gehirn neue Reize und brechen mit diesen Denkmustern, in denen wir das ganze Jahr über gefangen gewesen waren.

Frau sitzt auf dem Bug eines Bootes

Reisen verbessert die Gehirngesundheit: Das gelingt uns auf diesen fünf Wegen

Manchmal muss man einfach weggehen, um wieder zurückzukommen. Wir müssen unser alltägliches Universum hinter uns lassen, um anschließend mit voller Kraft wieder hierher zurückzukehren. Denn eine Reise lässt niemanden kalt, sie lohnt sich immer, wir können stets etwas Nützliches lernen und sie macht uns in jeder Hinsicht zu einem besseren Menschen. Ebenso birgt die wagemutige Entscheidung, Luft auf der anderen Hemisphäre, auf einem anderen Breitengrad oder schlicht in der nächsten Stadt einzuatmen, ein Abenteuer, das kein Alter kennt.

Denn das Reisen steht nicht nur jungen Herzen und Füßen offen. Mehrere Studien belegen, dass regelmäßige Reisen im mittleren und höheren Alter unsere Gesundheit deutlich verbessern. Wenn wir älter und weiser werden, kann nichts positiver sein, als mit der Routine zu brechen und unseren Geist für neue Erfahrungen und Anregungen zu öffnen. Im Folgenden ergründen wir, warum das Reisen die Gehirngesundheit verbessert.

1. Es aktiviert und optimiert unsere Denkprozesse

Ein Ortswechsel zwingt uns, unser Gehirn mehr anzustrengen. Wir müssen uns Karten ansehen, unsere räumliche Intelligenz nutzen, um uns zu orientieren, uns an bestimmte Wege, Straßen, Treffpunkte zu erinnern, Routen zu organisieren etc. Reisen verbessert zudem unsere Aufmerksamkeit und Motivation, wodurch wir Erinnerungen und Daten leichter und gezielter abrufen können.

2. Neue Synapsen

Jede Reise zwingt uns auf die eine oder andere Weise dazu, etwas Neues zu tun und bestimmte Ängste hinter uns zu lassen: in einem Flugzeug fliegen, auf einem Boot fahren, in eine Seilbahn steigen, auf einem Pferd oder Kamel reiten, das Eis brechen, um andere Sprachen zu sprechen, oder auch ganz allein zu reisen.

All diese Erfahrungen schaffen neue Verknüpfungen in unserem Gehirn. Die Dopamin- und Serotoninspiegel steigen, die Durchblutung verbessert sich, das Gehirn wird besser mit Sauerstoff versorgt. All diese positiven Reize bringen unsere Neuronen und unser Hirngewebe zum Strahlen. Die beste Art, dieses Organ mit Energie zu versorgen, ist es also, es aufs Vollste zu trainieren, um an Beweglichkeit und kognitiver Reserve zu gewinnen.

Frau sitzt auf einem Koffer

3. Es verbessert unser Mitgefühl

Reisen ist gut für das Gehirn, denn wir stellen ständig Verbindungen her. Wir verbinden uns mit der Umwelt, mit neuen Empfindungen, Aromen und Erfahrungen. Und wir verbinden uns auch mit den Menschen, die uns umgeben und die wir auf unseren Reisen kennenlernen. Etwas so Wesentliches, wie sich von unseren Gewohnheiten zu lösen, um anschließend vollständig in neue einzutauchen, ermöglicht es uns, die Welt mit größter Demut und Verbundenheit zu erleben.

Reisen macht uns toleranter, offenbart Perspektiven, die sich von unseren eigenen unterscheiden, und zwingt uns auch dazu, in unserer Denkweise flexibler zu sein. Diese Dynamik fördert zudem unser Einfühlungsvermögen sowie die Fähigkeit, uns in andere Menschen hineinzuversetzen und andere Realitäten zu sehen, die, genau wie unsere eigenen, etwas ganz Besonderes sind.

„Ich persönlich reise nicht, um an einen bestimmten Ort zu gelangen, sondern um der Reise Willen. Ich reise für das Vergnügen, das eine Reise darstellt. Wir müssen immer in Bewegung bleiben.“

Robert Louis Stevenson

4. Reisen fördert die Kreativität

Kreativität kennt keine Altersgrenze. Dieses Potenzial schlummert immer in unserem Inneren, genau wie die Fähigkeit zu lernen. Trotzdem stecken wir durch unsere Arbeit und Routinen in sich wiederholenden Kreisläufen fest, in denen nichts oder nur wenig Neues passiert. Wenn wir im Alltag gefangen sind und es uns an Anreizen und Neuheiten fehlt, reduziert sich unsere Fähigkeit, innovative Ideen zu haben und inspirierende Gedanken zu fassen.

Reisen verbessert die mentale Gesundheit, weil dadurch das Gehirn wieder lebendig wird. Weil es die Sinne herausfordert. Weil es uns in Landschaften versetzt, die wir nie zuvor gesehen haben, Geschichten erzählt, die wir noch nie gehört haben, uns Essen vorsetzt, das wir noch nie gegessen haben, uns Gassen zeigt, in denen Geheimnisse bewahrt werden, uns in versteckte Läden mit fremden und kräftigen Gerüchen nach Büchern und erstaunlichen Gegenständen führt.

Reisen ist Kultur, das wissen wir, aber es rüttelt uns in unserem tiefsten Inneren auf, wo wir Inspiration finden und Konzepte, Ideen und alte Schemata relativieren. Es bedeutet, Inspirationen zu finden, und erlaubt es uns, Neues kennenzulernen, das wir nie wieder vergessen.

Landkarte mit Notizblock und kleinem Flugzeug

5. Es verbessert die Laune und verringert Stress

Zu reisen und jede einzelne Erfahrung sowie diese Zeit der Ruhe zu genießen, senkt den Kortisolspiegel in unserem Körper auf ein Minimum. Das Stresshormon kehrt auf ein normales Niveau zurück und wir fühlen uns einfach viel besser. Es gibt keinen Druck von außen, sondern nur die Chance, die Umgebung und jeden einzelnen Anreiz darin zu genießen: die Natur, lebendige Städte, Kultur an jeder Straßenecke oder in jeder Galerie, gutes Essen, Strände, Museen oder Musikveranstaltungen …

Jede Reise versetzt uns in einen Modus, in dem wir das Beste aus uns herausholen, wieder zu uns finden und uns auch verändern können. Und dies erreichen wir durch eine offenere, aufnahmefähigere und optimistischere Geisteshaltung.

Reisen verbessert die Gehirngesundheit, weil es uns dazu zwingt, die Welt aus einer breiteren und helleren Perspektive zu betrachten. Zweifele also nicht daran: Manchmal lohnt es sich, einen Reisepass voller Stempel zu haben, der von interessanten Geschichten zeugt, die wir nur erzählen können, weil wir sie selbst erlebt haben.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.