Psychologische Auswirkungen der Migration auf Kinder

Die emotionalen Auswirkungen der Migration auf Kinder sind sehr groß. Viele leiden unter psychischen Problemen und dem Druck, sich in ein neues Land zu integrieren, in dem sie manchmal diskriminiert werden.
Psychologische Auswirkungen der Migration auf Kinder
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 08. Mai 2023

Die psychologischen Auswirkungen der Migration auf Kinder können bis ins Erwachsenenalter tiefe Spuren hinterlassen. Viele sind mehrfach traumatisiert und müssen ein Elternteil oder ein Familienmitglied zurücklassen. Das seelische Leid ist jedoch häufig nicht auf den ersten Blick erkennbar: Oft scheinen sich diese Kinder gut an das neue Land anzupassen, sind jedoch innerlich zerrissen.

Die Gründe für die Migration spielen in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle: Manche Familien sind auf der Suche nach besseren Arbeitsmöglichkeiten oder einer besseren Lebensqualität. Andere fliehen vor Konflikten oder Kriegen. Insbesondere Flüchtlingskinder, die ohne Begleitung reisen, sind psychisch enorm verletzlich. Wir analysieren anschließend diverse Konsequenzen, die diese Situation mit sich bringt.

In den letzten Jahren wurden so viele Menschen vertrieben wie nie zuvor in der Geschichte. Das macht es notwendig, neue psychologische Betreuungsprogramme für Migranten zu entwickeln.

Welche psychologischen Auswirkungen hat die Migration auf Kinder?

Viele Erwachsene, die als Kinder mit ihren Familien migriert sind, leiden heute unter psychischen Problemen, wie z. B. generalisierten Ängsten, schweren Depressionen, Suchtproblemen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Eines der größten Probleme für Migrantenkinder ist, dass sie nicht immer die psychologische Hilfe erhalten, die sie benötigen.

Auswanderung ist ein wachsendes Phänomen und findet fast überall auf der Welt statt. Auf die eine oder andere Weise gewinnen die Menschen ihre nomadische Natur zurück. Eine Studie der Cambridge University Press (2011) sowie andere Forschungen betonen, dass die Kenntnis der Anatomie dieser Realität ein besseres Verständnis der Folgen und entsprechende Präventivmaßnahmen ermöglichen würde.

Es ist bekannt, dass Kinder Bindungsstörungen entwickeln, während Jugendliche eher zu selbstzerstörerischen Verhaltensweisen neigen. Ein Leben in der Illegalität oder ein schwebendes Asylverfahren kann zu chronischem Stress führen. Erfahre im Folgenden mehr über die damit verbundenen Auswirkungen.

1. Trennungsangst

Die Migration führt bei Kindern häufig zu Trennungsangst. Manchmal verstehen sie nicht, warum sie ihr Zuhause und ihr Hab und Gut verlassen müssen und von wichtigen Personen getrennt werden. Oft reisen Kinder nur mit einem Elternteil, manchmal auch ohne Begleitung. Diese Trennung von ihren Bezugspersonen und ihrem täglichen Leben hat zwangsläufig erhebliche emotionale Auswirkungen.

2. Unsicherheit und psychische Belastung

Die Migration bringt ein Gefühl der Instabilität mit sich, das vor allem in der Kindheit als sehr bedrohlich empfunden werden kann. Ein Kind fängt an, glücklich zu sein, wenn es das Umfeld als sicher und mit sehr kontrollierten Stresserfahrungen interpretiert. Auch wenn es nicht alles versteht, weiß und spürt es, wo die Sicherheitsgrenzen sind.

Die zugewanderte Familie findet nicht immer sofort ein einladendes Zuhause. Dieser Prozess erzeugt bei den Erwachsenen Stress, der sich auf die Kinder überträgt.

Kind leidet an den Konsequenzen der Migration
Viele Migrantenkinder entwickeln Angststörungen und Depressionen, erhalten jedoch nicht immer Unterstützung.

3. Traumatische Prozesse

Zu den psychologischen Auswirkungen der Migration auf Kinder gehören häufig traumatische Erlebnisse. Manche Kinder tragen Erinnerungen an schmerzhafte Erfahrungen aus ihren Herkunftsländern mit sich. Außerdem kann die Reise selbst traumatisch sein. Die ungewisse Zukunft im Zielland, neue Menschen und Gewohnheiten oder eine neue Sprache sind schwierige Erfahrungen.

Die Auswanderung ist ein Prozess, der nicht endet, wenn jemand in seiner neuen Heimat angekommen ist. Manchmal reißen die Anpassung und die damit verbundenen Schwierigkeiten bei Kindern die Wunden von Traumata auf.

Viele Heranwachsende können als Folge unerfüllter emotionaler Bedürfnisse maladaptive Verhaltensweisen und Trotz gegenüber Autoritäten entwickeln.

4. Somatische Störungen

Somatische Beschwerden sind bei Kindern und Jugendlichen, die mit ihren Eltern migrieren, häufig. Schwierige Emotionen, Ängste, Traumata oder ständiger Stress führen zu Schmerzen und Krankheiten, ohne dass es dafür einen körperlichen Grund gibt. Die Katholische Universität von Chile hebt dieses Merkmal in einer Forschungsstudie hervor. Im Allgemeinen äußern sich diese psychosomatischen Störungen wie folgt:

  • Müdigkeit
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen
  • Tachykardie
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Verdauungsprobleme
  • Schlafschwierigkeiten
  • Schmerzen des Bewegungsapparats
  • Hautprobleme, wie z.B. Ekzeme.

5. Depressionen

Spielverweigerung, Rückzug, mangelndes Interesse an ihrer Umgebung und Schlaf- oder Essprobleme sind die Folge von Depressionen, die durch die Migration entstehen – ein Phänomen, das mehr Aufmerksamkeit erfordert. Oft wird die Symptomatik der depressiven Störung mit den Schwierigkeiten der Anpassung an das neue Land verwechselt.

Unsichere Verhaltensweisen, Traurigkeit oder die Abkopplung von ihrer Umwelt sind nicht immer auf die Herausforderungen des Anpassungsprozesses zurückzuführen. Dies ist zwar eine stressige Herausforderung, doch es könnten sich tiefer liegende Probleme dahinter verbergen.

6. Maladaptive Verhaltensweisen

Zu den psychologischen Auswirkungen der Migration auf Kinder gehören maladaptive oder herausfordernde Verhaltensweisen. In diesem Fall treten sie eher bei Vorpubertären oder Jugendlichen auf. Schwierigkeiten im Umgang mit komplizierten Emotionen, Alltagsproblemen und die Last vieler unverarbeiteter Traumata führen manchmal zu folgenden Verhaltensweisen:

  • Schulschwänzen
  • Egozentrik und Sturheit
  • Häufige Streitereien
  • Verantwortungslosigkeit
  • Geringe Frustrationstoleranz
  • Verstöße gegen Familienregeln
  • Zerstörerisches Verhalten
  • Negative/oppositionelle Haltungen
  • Respektlose oder gewalttätige Kommunikation
  • Reizbarkeit

7. Mobbing

Die Anpassung für Kinder mit Migrationshintergrund ist eine Herausforderung, die häufig durch Mobbing-Erfahrungen erschwert wird. Diejenigen, die in einem solchen Umfeld als “anders” angesehen werden, sind oft das Ziel von Spott und Angriffen. Das ist eine sehr harte Erfahrung für die Kinder.

8. Migrantenkinder der zweiten Generation

Migrantenkinder der zweiten Generation kommen im Einwanderungsland zur Welt, stehen jedoch trotzdem vor besonderen psychologischen Herausforderungen.

  • Sie haben oft Schwierigkeiten, ihre Identität zu entwickeln.
  • Sie fühlen sich entwurzelt, als ob sie zwischen zwei Welten leben würden.
  • Obwohl sie in dem Land geboren sind, fühlen sie sich abgelehnt oder diskriminiert.
  • Migrantenkinder der zweiten Generation sind auch anfällig für Stress, Ängste und Depressionen.
  • Viele leiden unter der Missbilligung ihrer Eltern, wenn sie Verhaltensweisen und Bräuche des Landes, in dem sie leben, übernehmen. Sie stehen unter dem Druck, den hohen Erwartungen ihrer Eltern gerecht werden zu müssen.

Hohe und dysfunktionale Ängste sind bei jungen Migranten sehr verbreitet. Sie entwickeln sie oft dadurch, dass sie bestimmte Reaktionen und Verhaltensweisen in ihren eigenen Familien täglich erleben.

Die Migration hat für Kinder weitreichende Folgen.
Migrantenkinder werden in der Schule oft gemobbt.

Für die psychische Gesundheit von Migrantenkindern sorgen

Die Migration ist für Kinder eine besonders schwierige Erfahrung. Sie benötigen entsprechende Betreuung und Zuwendung, um psychisches Leid zu lindern. In einer Welt, die sich ständig verändert und in der die Migration zunimmt, ist ein globaler Akt des Bewusstseins als Gesellschaft erforderlich. Jeder kann sich irgendwann einmal in dieser Situation wiederfinden. Wir müssen sensibler sein und Strategien entwickeln, um zu helfen und nicht zu behindern.


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