Predator-Imminence: Abwehrverhalten bei Bedrohungen

Die Theorie der Predator-Imminence zeigt, dass Angst, die sich in Form von Furcht oder Panik äußert, auch eine positive Rolle im Leben eines Menschen spielt, da sie ihm ermöglicht, sich zu schützen.
Predator-Imminence: Abwehrverhalten bei Bedrohungen
Gema Sánchez Cuevas

Geprüft und freigegeben von der Psychologe Gema Sánchez Cuevas.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 09. Juni 2023

Der Begriff Predator-Imminence beschreibt die Vorwegnahme der Gefahr eines möglichen Ereignisses und die Situation, die tatsächlich eintritt. Es handelt sich nicht um eine negative Angst, sondern um einen adaptiven Zustand. Dieser Ausdruck wurde 1988 von Fanselow und Lester geprägt. Er basiert auf biologischen Prozessen, die in bedrohlichen Situationen ablaufen.

Das Wort “Angst” wird heutzutage sehr locker verwendet und hat gleichzeitig eine sehr negative Konnotation. Die Theorie der Predator-Imminence betont allerdings, dass Angst ein sehr spezifischer Zustand ist, der oft positive Aspekte aufweist.

Diese Theorie besagt, dass jeder Mensch im Laufe seines Lebens verschiedenen Gefahren ausgesetzt ist. Das Vorhandensein eines bedrohlichen Faktors löst verschiedene Gefühle und Wahrnehmungen aus, darunter auch Angst. Dies ermöglicht es einer Person, die notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko effektiv zu bewältigen. Schauen wir uns das genauer an.

Angst ist etwas Natürliches für den Klugen, und wer weiß, wie er sie überwinden kann, ist mutig.”

Alonso de Ercilla y Zúñiga

Predator-Imminence - Mann mit Angst
Die Angst zeigt dir, was du als Bedrohung empfindest.

Predator-Imminence: Abwehr- und Erholungsverhalten bei Bedrohungen

Nach dieser Theorie ist Angst ein Verhaltensmechanismus, der durch eine Bedrohung aktiviert wird. Für den primitiven Menschen könnte diese Bedrohung die Anwesenheit eines Raubtiers sein, z. B. eines Löwen. Heutzutage gibt es andere Risiken, etwa eine dunkle Straße in einem gefährlichen Stadtviertel.

Die Predator-Imminence geht davon aus, dass es im Falle einer Bedrohung verschiedene Verteidigungsphasen gibt. Diese werden durch bestimmte Reize ausgelöst und führen zu Abwehrverhalten, das vom Grad der Bedrohung abhängt. Die Intensität und die Merkmale des Defensivverhaltens ändern sich abhängend von der Wahrscheinlichkeit, geschädigt zu werden.

Diese Theorie beschreibt drei Abwehrphasen:

1. Die defensive Phase

Die Intensität kann in dieser (wie in allen anderen Phasen) niedrig oder hoch sein. Auf diesem Kontinuum von geringer zu höherer Intensität sind drei defensive Phasen zu beobachten:

  • Vor-Begegnung: Die Bedrohung oder Gefahr ist wahrscheinlich, wurde jedoch noch nicht erkannt.
  • Nach-Begegnung: Die Bedrohung oder Gefahr wird erkannt, ein Angriff ist jedoch nicht sicher, die Bedrohung nicht unmittelbar.
  • Circa-Strike: Es droht reale Gefahr, deshalb ist eine Flucht-Kampf-Reaktion nötig.

2. Manifeste Reaktion

Es handelt sich um die Flucht-Kampf-Reaktion in einer konkreten Situation:

  • Änderung des Verhaltensmusters oder vorsichtiges Vorgehen: Verteidigungsreaktion vor dem Kampf.
  • Ruhigstellung, Reflexverstärkung oder Analgesie: Es handelt sich um die defensive Reaktion während der Nach-Begegnung.
  • Ausbruch, Flucht, Angriff. Dies sind die möglichen Verhaltensweisen bei einem Circa-Strike.

3. Psychologisches Konstrukt

Die andere Komponente der defensiven Phasen ist das psychologische Konstrukt. Dies bezieht sich auf den affektiven Zustand, der mit den oben beschriebenen Wahrnehmungen und Verhaltensweisen einhergeht. Es gibt drei mögliche Alternativen: Nervosität, Angst und Panik.

Predator-Imminence: Frau hat Angst
Angst hat körperliche, psychische und soziale Folgen.

Predator-Imminence

In der Predator-Imminence laufen die beschriebenen Prozesse in jeder Phase gleichzeitig ab:

  • Defensive Maßnahmen während der Vor-Begegnung führen zu einer Veränderung der Verhaltensmuster oder zu einer vorsichtigen Annäherung. Nervosität herrscht in dieser Situation vor.
  • Abwehrmechanismen während der Nach-Begegnung führen zu Unbeweglichkeit, geschärften Reflexen oder Wahrnehmungsblockaden. In dieser Phase herrscht Angst vor. 
  • Die Abwehrreaktion führt zu einem emotionalen Ausbruch oder zu einer Flucht- oder Angriffsreaktion. Hier überwiegt die Panik.

Es ist einfacher, diesen Prozess anhand eines Beispiels zu verstehen: Im ersten Fall könnte es sich um eine Person handeln, die durch eine dunkle Gasse an einem gefährlichen Ort geht. In der Ferne erkennt sie die Gestalt eines Verdächtigen. Sie wird nervös und beschließt, den Weg zu ändern.

Im zweiten Fall spielt sich die Bedrohung nicht in der Ferne ab, sie taucht plötzlich auf und es gibt keine Möglichkeit, auszuweichen. Die betroffene Person hat Angst, die eine Blockade oder höchste Alarmbereitschaften auslöst.

Im dritten Fall zieht der Verdächtige eine Waffe, um etwas zu stehlen. Die betroffene Person reagiert mit Panik: Sie experimentiert eine Flucht-, Kampf- oder Schockreaktion.

Nervosität, Angst und Panik haben wichtige Funktionen, um das Überleben zu garantieren. Sie ermöglichen es uns, Bedrohungen wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren. “Negative” Gefühle spielen also eine adaptive Rolle, die uns vor realen Gefahren schützt.


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