Prämenstruelle dysphorische Störung und die damit verbundenen Symptome

Schätzungsweise 3 bis 5 % aller Frauen erleben prämenstruelle Symptome, die sie daran hindern, ihren Alltag in gewohnter Weise zu bestreiten. In diesem Artikel wollen wir ausführlicher auf diese Thematik eingehen.
Prämenstruelle dysphorische Störung und die damit verbundenen Symptome
Cristina Roda Rivera

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Cristina Roda Rivera.

Letzte Aktualisierung: 10. April 2023

Die Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist eine ernsthafte und manchmal sehr einschränkende Form des PMS. Silvia Gaviria liefert eine besonders zutreffende Definition für diese Störung. Sie beschreibt sie als eine Reihe von emotionalen, Verhaltens- und somatischen Symptomen, die am Ende der Lutealphase auftreten und zwei bis drei Tage nach Beginn der Menstruation wieder abklingen.

Sowohl PMS als auch die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) können körperliche und emotionale Symptome hervorrufen. Allerdings treten bei PMDS extrem starke Stimmungsschwankungen auf, die sich erheblich auf die Arbeit der Betroffenen auswirken und ihre Beziehungen auswirken können.

In beiden Fällen, beim PMS und auch bei PMDS, treten die Symptome normalerweise sieben bis zehn Tage vor Beginn der Menstruation auf und halten während der ersten Tage der Periode an. Körperliche Symptome können eine geschwollene und empfindliche Brust, Erschöpfung und Veränderungen der Schlaf- und Essgewohnheiten sein.

Prämenstruelle dysphorische Störung - Frau mit geschlossenen Augen

Epidemiologie

Die prämenstruelle dysphorische Störung ist eine schwere Form des prämenstruellen Syndroms (PMS), von der ungefähr 5 % der Frauen im gebärfähigen Alter betroffen sind. Viele Patientinnen berichten, dass sie seit ihrer ersten Monatsblutung an PMDS-Symptomen leiden. Darüber hinaus treten diese Symptome häufiger bei Frauen zwischen 30 und 50 Jahren auf und halten bis zum Beginn der Wechseljahre an. In wenigen Fällen verschwinden die Symptome jedoch ganz plötzlich wieder.

Außerdem treten die Symptome häufig nach einer Schwangerschaft, mit zunehmendem Alter, nach Beginn oder Beendigung der Einnahme von Kontrazeptiva und nach einer Tubenligatur auf oder verschlimmern sich.

Zu den vielen klinischen Variablen, die mit prämenstrueller dysphorischer Störung in Zusammenhang stehen, gehören schwere Depressionen oder postpartale Depressionen in der Vorgeschichte der Patientin. Darüber hinaus treten beide Störungen häufiger bei den Patientinnen auf, bei denen auch eine PMDS diagnostiziert wurde.

Ursachen

Die prämenstruelle dysphorische Störung wird durch eine Reihe eng verwandter genetischer, neurobiologischer und endokriner Faktoren verursacht. Die meisten Forscher glauben, dass es sich um eine abnormale Reaktion auf hormonelle Veränderungen im Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus handeln könnte.

Studien haben einen Zusammenhang zwischen PMDS und einem niedrigen Serotoninspiegel gezeigt. Hormonelle Veränderungen können zu einer Verringerung der Serotoninproduktion und dies wiederum zu Symptomen einer prämenstruellen Dysphorie führen.

Prämenstruelle dysphorische Störung: Die Symptome laut DSM und ICD

Nach der Veröffentlichung des DSM-IIIR fand diese Störung in der Welt der Psychiatrie unter dem Namen dysphorische Störung der späten Lutealphase mehr Beachtung. Erst später, mit der Veröffentlichung des DSM-IV, wurde sie als prämenstruelle dysphorische Störung bezeichnet.

In Handbüchern wie dem ICD-10 wird PMDS überhaupt nicht als Störung angesehen und unterscheidet sich sowohl in der Interpretation als auch in der Definition der Symptome. Im neuen DSM-5 wird die prämenstruelle dysphorische Störung jedoch als eine Art depressive Störung eingestuft.

Um eine genaue Diagnose zu gewährleisten, muss der Arzt eine Anamnese erstellen und eine körperliche Untersuchung durchführen. Darüber hinaus sollte die Patientin ein Tagebuch über ihre Symptome führen. Dies kann den behandelnden Arzt bei der Diagnose von PMDS unterstützen.

Wenn eine prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) diagnostiziert wird, müssen mindestens fünf typische Symptome vorliegen, einschließlich eines stimmungsbezogenen Symptoms.

Prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS): Diagnostische Kriterien nach DSM-5

A. In der Mehrzahl der Menstruationszyklen müssen mindestens fünf Symptome vorliegen, die eine Woche vor der Menstruation einsetzen und sich innerhalb weniger Tage nach Beginn der Periode abschwächen oder eine Woche nach Beendigung der Blutung ganz verschwinden.

B. Eines (oder mehrere) der folgenden Symptome müssen vorliegen:

  1. Deutliche affektive Labilität
  2. Erhebliche Reizbarkeit oder Wut oder vermehrte zwischenmenschliche Konflikte
  3. Ausgeprägte depressive Stimmung, Gefühle der Hoffnungslosigkeit oder selbstabwertende Gedanken
  4. Starke Angst, Anspannung und/oder das Gefühl, aufgedreht oder gereizt zu sein

C. Eines (oder mehrere) der folgenden Symptome müssen vorliegen, um in Kombination mit den Kriterien B die erforderlichen fünf Symptome zu erreichen.

  1. Vermindertes Interesse an üblichen Aktivitäten
  2. Subjektive Konzentrationsschwierigkeiten
  3. Lethargie, leichte Ermüdbarkeit oder ausgeprägter Energiemangel
  4. Stark merkliche Appetitveränderungen; übermäßiges Essen oder das Verlangen nach bestimmten Lebensmitteln
  5. Hypersomnie oder Schlaflosigkeit
  6. Das Gefühl der Überwältigung oder eines Kontrollverlustes
  7. Körperliche Symptome wie Spannungen oder Schwellungen der Brust, Gelenk- oder Muskelschmerzen, das Gefühl “aufgebläht” zu sein oder Gewichtszunahme.

Hinweis: Die in den Kriterien A bis C aufgeführten Symptome müssen in den meisten Menstruationszyklen des vergangenen Jahres aufgetreten sein.

D. Die Symptome sind mit klinisch signifikanter Belastung oder Beeinträchtigung bei der Arbeit, in der Schule, der üblichen sozialen Aktivitäten oder der Beziehungen zu anderen verbunden.

E. Die Störung ist nicht nur eine Verschärfung der Symptome einer anderen Störung, wie einer schweren Depression, einer Panikstörung, einer chronischen depressiven Störung (Dysthymie) oder einer Persönlichkeitsstörung (obwohl sie gleichzeitig mit einer dieser Störungen auftreten kann).

F. Kriterium A sollte durch prospektive tägliche Bewertungen während mindestens zwei symptomatischen Zyklen bestätigt werden. (Hinweis: Die Diagnose kann vorläufig vor dieser Bestätigung gestellt werden.)

G. Die Symptome sind nicht auf die physiologischen Wirkungen einer Substanz (beispielsweise eines Drogenmissbrauchs, eines Medikaments, einer anderen Behandlung) oder eines anderen medizinischen Zustands (beispielsweise Hyperthyreose) zurückzuführen.

Prämenstruelle dysphorische Störung - Frau sitzt auf einem Bett

Diagnose “Prämenstruelle dysphorische Störung”: Kritik und Kontroverse

Die diagnostischen DSM-5-Kriterien haben aufgrund von Bedenken hinsichtlich einer Überpathologisierung große Kritik ausgelöst. Die prämenstruelle dysphorische Störung steht im Mittelpunkt dieser Debatte. Das DSM-5 klassifiziert PMDS und die in den Tagen vor der Menstruation aufgetretenen Symptome als depressive Störung.

Allerdings haben viele Experten infrage gestellt, ob es tatsächlich angemessen ist, der Hälfte der Bevölkerung einmal im Monat eine psychische Störung zuzuschreiben. Dies ist die Frage, die im Mittelpunkt der Debatte steht. Ist es wirklich möglich, einen natürlichen Prozess anhand der Symptome zu pathologisieren, die er bei einem kleinen Teil der Frauen für einige Tage im Monat verursacht?


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.