Phosphene: Warum du bei geschlossenen Augen Lichtblitze siehst

Siehst du beim Niesen Sternchen oder nimmst du bei verschlossenen Augen Lichtblitze wahr? Es handelt sich um Phosphene - erfahre mehr über dieses kuriose Phänomen.
Phosphene: Warum du bei geschlossenen Augen Lichtblitze siehst
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 26. September 2023

Schließe deine Augen für ein paar Sekunden in einem abgedunkelten Raum. Was siehst du? Kleine Lichtblitze, Formen oder Farben? Es handelt sich um Phosphene, ein kurioses Phänomen: Der Sehnerv überträgt trotz Dunkelheit Lichtreize an unser Gehirn. Doch wie ist das möglich?

Lichtwahrnehmungen, die nicht durch Licht, sondern durch andere Reize entstehen, werden als Phosphene bezeichnet. Auslöser kann der mechanische Druck auf das Auge sein. Du kannst diese Erfahrung auch beim Niesen oder wenn du schnell aufstehst erleben. Erfahre anschließend mehr darüber.

“Die Welt existiert nur in deinen Augen. Du kannst sie so groß oder so klein machen, wie du willst.”

F. Scott Fitzgerald

Warum du Lichtblitze siehst, wenn du deine Augen schließt

Phosphene entstehen durch die Stimulation der Sehrinde und der Netzhaut. Es handelt sich um sehr helle oder auch farbige Lichtblitze, die du wahrnimmst, wenn deine Augen geschlossen sind.

Die Zeitschrift PloS One weist darauf hin, dass Phosphene oder Photopsien auf natürliche Weise und auch durch elektrische Stimulation des Gehirns entstehen. Mit anderen Worten: Wenn du diese Lichtblitze siehst, aktiviert deine Sehrinde die Netzhaut, obwohl deine Augen geschlossen sind. Das Gehirn verarbeite diese internen Aktivitäten, über die der Sehnerv informiert, so als ob es echte Reize wären.

Mechanischer Druck und Phosphene

Wenn du dir die Augen reibst, tauchen die Phosphene wieder auf. Normalerweise siehst du dann eine Art dunklen Kreis, der von einem hellen Ring umgeben ist. Das ist ein Phänomen, das von Isaac Newton beschrieben wurde, wie im British Journal of Ophthalmology zitiert wird. Die Ursache für diesen auffälligen Effekt liegt in dem mechanischen Druck, den du auf die Netzhaut ausübst.

Die Photopsien mit ihren plötzlichen Funken, leuchtenden, scharfen oder blinkenden Formen verschwinden innerhalb weniger Sekunden. Sie sind aber trotzdem etwas störend. Viele Menschen erleben sie auch, wenn sie niesen oder rasch aufstehen. Eine weitere Ursache könnte die Stimulierung des visuellen Systems sein, wenn du unter Glukose- oder Sauerstoffmangel leidest.

Andererseits weist eine Veröffentlichung in Frontiers in Psychology darauf hin, dass diese bewussten Wahrnehmungen ohne visuellen Input eine sehr interessante Erfahrung für die Wissenschaft sind.

In den 1950er-Jahren klassifizierte der deutsche Forscher Max Knoll von der Universität München die verschiedenen Formen von Phosphenen. Er teilte sie in 15 Kategorien ein, darunter Spiralen, Dreiecke, Sterne, normale und amorphe Flecken usw.

Biophotone: Gibt es Licht im Auge?

Es gibt eine Hypothese, die davon ausgeht, dass unsere Augen durch Biophotonen Licht aussenden – ähnlich, wie das Glühwürmchen machen. Der Neurowissenschaftler István Bókkon vom Massachusetts Institute for Vision Research entwickelte diese Idee. In einer seiner Arbeiten, die in der Zeitschrift Progress in Retinal and Eye Research veröffentlicht wurde, beleuchtet er die Mechanismen dieses interessanten Phänomens. Eine solche Lumineszenz wäre das Ergebnis chemischer und physiologischer Prozesse des Zellstoffwechsels.

Deine Augen können nicht zwischen Photonen (extern) und Biophotonen (intern) unterscheiden. Der Sehnerv sendet diese Informationen an das Gehirn, das dieses Phänomen zu einer realen Erfahrung macht (im Unterschied zu einer visuellen Halluzination).

Sieht jeder Mensch Phosphene?

Blinde Menschen können keine Phosphene wahrnehmen. Das erklärt, warum die Wissenschaft an diesem Phänomen interessiert ist. Wenn es möglich wäre, den visuellen Kortex in irgendeiner Weise zu stimulieren, könnten wir vielleicht einen Weg finden, das Sehvermögen von blinden Menschen wiederherzustellen.

Andererseits ist zu beachten, dass es verschiedene Erkrankungen oder gesundheitliche Probleme gibt, die diese Erfahrungen verstärken. Betroffene erleben Phosphene deutlich häufiger und intensiver. Wir sprechen unter anderem von folgenden Auslösern:

  • Migräne mit Aura
  • Demenz und die Parkinsonsche Krankheit
  • Netzhautschäden
  • Niedriger Blutdruck
  • Sehnervenentzündung (Optikusneuritis)
  • Alkohol oder bestimmte Drogen
  • Alterung des Auges

Phosphene, ein kurioses physiologisches Phänomen

Versuche heute, vor deiner Nachtruhe, die Phosphene bewusst wahrzunehmen. Siehst du Lichtblitze, Sterne, Kreise oder andere geometrische Figuren? Es handelt sich um eine ganz normale physiologische und neurologische Reaktion. Wir hoffen, dass uns die Erforschung dieses Phänomens einer Lösung für blinde Menschen näherbringt.


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