Pathologische Schuld und ihre Folgen

Pathologische Schuld und ihre Folgen
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 11. Juli 2023

Schuld ist im Prinzip ein gesundes Gefühl. Obwohl sie Unbehagen erzeugt, ist sie ein Mechanismus, der mit Selbstreflexion und Selbstkritik verbunden ist. Es ist unvermeidlich, dass wir manchmal falsch handeln und folglich andere verletzen. In diesen Fällen warnt uns eben jene Schuld, dass wir Wiedergutmachung leisten müssen. Es gibt jedoch Umstände, unter denen der Selbstvorwurf die Grenze des Vernünftigen überschreitet und zu pathologischer Schuld wird.

 

„Der Weg von unschuldig zu schuldig dauert eine Sekunde. Zeit ist diesbezüglich wie Tauben, die auf einem müden Baum singen. “

Juan Gelman

Schuld ist ein Appell an das Gewissen. Sie erscheint, wenn ein Grundsatz verletzt oder ein Wert nicht berücksichtigt wurde. Schuld ist daher ein Gefühl, das stark mit der eigenen Ideologie zusammenhängt. In psychologischer Hinsicht ist es deshalb praktisch unmöglich, festzustellen, ob ein Verhalten grundsätzlich „gut“ oder „schlecht“ ist. Selbst diejenigen, die andere absichtlich verletzen, können durch Verzerrungen in ihren Gedanken oder Gefühlen motiviert sein, die auf eine veränderte, kranke oder dysfunktionale Ideologie zurückzuführen sind.

Dennoch vergleicht jede Person zwischen richtig und falsch. Wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie ihr Glaubenssystem oder ihre Moral umgangen haben, erleben sie Bedauern. Wo verläuft dann aber die Grenze zwischen normaler Schuld und pathologischer Schuld?

Sitzende Frau fühlt sich schuldig.

Normale Schuld und pathologische Schuld

Der Unterschied zwischen einer Schuld, die als „normale“ Schuld angesehen werden kann, und der pathologischen Schuld ist nicht immer klar. Der erste Anhaltspunkt, um Klarheit zu schaffen, ist die Bewertung von Häufigkeit und Intensität. Ein Problem mit pathologischer Schuld besteht, wenn sie häufig und als sehr invasiv erlebt wird.

Es gibt psychische Störungen, die mit exzessiver Schuld einhergehen. Eine der häufigsten ist die Depression. In diesem Zustand ist es üblich, dass die Person in Selbstvorwürfe verfällt. In der Tat fühlen sich Menschen mit Depressionen schuldig, weil sie es allein nicht schaffen, ihre Probleme zu lösen.

Pathologische Schuld ist auch bei Zwangsstörungen, Phobien und Sucht vorhanden. Auch in diesen Fällen wird die Schuld Teil des Problems. Die Schuld Betroffener ist keine gesunde Schuld, die helfen würde, ein bestimmtes Verhalten zu reflektieren oder zu korrigieren. Es handelt sich eher um einen Faktor konstanter emotionaler Bestrafung, der die Bedingungen im Allgemeinen verschlechtert.

Frau hält ein Foto vor sich.

Schuld mag sich zudem maskieren. In diesen Fällen unterscheidet sie sich von typischer Reue, wenn etwas getan oder gesagt wird, das vorwurfsvoll ist. Es gibt zum Beispiel eine Art pathologischer Schuld, die als traumatische Schuld bezeichnet wird. Dieser Mechanismus funktioniert wie folgt: Eine Person ist Opfer eines Missbrauchs, erleidet einen Unfall oder ein anderes, emotional belastendes Ereignis – ein „Trauma“. Obwohl diese Person ein Opfer ist, entwickelt sie ein Schuldgefühl in Bezug auf die betreffende Situation. Das ist einer der psychologischen Effekte des Traumas. In diesem Fall liegt also ebenso eine pathologische Schuld vor.

Ebenso gibt es Fälle, in denen sich eine Person schuldig fühlt, nur weil sie daran gedacht hat, etwas zu tun, obwohl sie es niemals ernsthaft in Erwägung ziehen würde. Prinzipiell sollten unter diesen Umständen keine Schuldgefühle auftreten, weil kein Schaden angerichtet wurde. Wenn jedoch die Moral oder das Über-Ich dieser Person sehr restriktiv ist, wird sie ihre Gedanken als schädlich empfinden.

Pathologische Schuld überwinden

Pathologische Schuld kann sehr invasiv sein. Nach und nach frisst sie ein Loch in das Innere und beeinflusst die Entscheidungsfindung. Sie zehrt am Selbstwertgefühl. Und der, dem es an Selbstliebe fehlt, versucht ständig, von anderen gemocht zu werden. Wenn er darin versagt, fühlt er sich schuldig, weil diese unrealistischen Ziel nicht erreicht wurden.

Frau in Lamellenfassade

In diesen Fällen ist es erforderlich, den Geist zu öffnen, um die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Es ist wichtig, über Normen oder Überzeugungen nachzudenken, insbesondere bei der Bewertung von Vernunft und Logik. Normalerweise sind diese Überzeugungen übermäßig starr, was nicht dazu beiträgt, eine bessere Person oder ein wertvolleres Mitglied der Gesellschaft zu werden. Ihre einzige Aufgabe ist es, Leid zu verursachen.

In vielen Fällen ist daher die Hilfe eines Psychotherapeuten notwendig. Schuld kann wirklich tiefsitzende Wurzeln haben, die den Umgang mit Unterstützung erschweren könnten. Es lohnt sich aber immer, zusätzliche Anstrengungen zu unternehmen, um sich von pathologischer Schuld zu befreien. Schließlich ist sie eine verheerende Kraft, die Leben ruinieren kann.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.