Nörgler entwaffnen: Tipps für eine konstruktive Gesprächsführung

Du lebst mit einer Person zusammen, die sich ständig beschwert? Hinter dieser Art von Kommunikation verbergen sich Realitäten, die man kennen muss, um sie richtig zu handhaben.
Nörgler entwaffnen: Tipps für eine konstruktive Gesprächsführung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 07. März 2024

Der Umgang mit einem Nörgler oder einer Nörglerin stellt keine leichte Aufgabe dar. Es handelt sich um jemanden, dessen Einstellung die Stimmung dämpft und das Zusammenleben erschwert. Diese Menschen sehen in jeder Lösung tausend Probleme, prophezeien den Untergang und betrachten das Glas stets als halb leer. Es fällt schwer, Motivation zu finden, wenn man sich mit Personen konfrontiert sieht, die jeden Versuch, das Positive zu sehen, überschatten.

In solchen Situationen ist es wichtig zu erkennen, dass hinter diesem Verhalten oft viele ungelöste Frustrationen stecken. Manchmal sind ständige Beschwerden ein Anzeichen für eine psychische Störung. Empathie und Durchsetzungsvermögen sind entscheidend, wenn es darum geht, Grenzen zu setzen und sich selbst zu schützen. Im Folgenden beschreiben wir, wie du in diesen Situationen am besten handelst.

“Der Nörgler wird sogar im Paradies allerlei Fehler finden.”

Henry David Thoreau

Der Umgang mit einem Nörgler

Das Äußern von Beschwerden ist eine Form der Kommunikation, die auf die Zustimmung andere ausgerichtet ist. Das Problem entsteht jedoch, wenn dieses Verhalten zur Gewohnheit wird. Chronische Nörgler und Nörglerinnen sind Menschen, die ihre Negativität verstärken und sie an andere weitergeben, was einen hohen psychischen Tribut von ihrer Umgebung fordert.

Wie in einem Artikel in Frontiers in Psychology erwähnt, kommt es bei jeder sozialen Interaktion zur emotionalen Ansteckung. Wenn du also nicht angemessen mit Nörglern umgehst, besteht die Gefahr, selbst von ihrer Negativität mitgerissen zu werden. Beachte deshalb folgende Tipps, um dies zu verhindern.

1. Aktives Zuhören und Einfühlungsvermögen

Wir wissen, dass das Zusammenleben mit jemandem, der sich ständig beschwert, eine Herausforderung darstellt und viel Energie kostet. Viele Nörgler sind auf der Suche nach Bestätigung und Anerkennung, deshalb sind aktives Zuhören und Empathie in diesen Fällen wichtig:

  • Finde heraus, warum die Person eine negative Einstellung hat und sich ständig beschwert.
  • Höre ihr aufmerksam zu und stelle Fragen, um dein Interesse zu zeigen.
  • Behalte während des Dialogs eine positive und einfühlsame Haltung bei.
  • Höre zu, ohne zu urteilen oder die Person zu kritisieren.
  • Zeige dem Nörgler, dass du seine Situation verstehst.

2. Ermutige den Nörgler zur Problemlösung

Wenn du es mit jemandem zu tun hast, der sich häufig beschwert, kann es ratsam sein, ihn zu einer proaktiven Haltung zu ermutigen. Oft benötigen diese Personen einen Perspektivenwechsel und müssen lernen, nicht passiv auf das zu reagieren, was sie bedrückt. Dies zeigt eine Studie, die im The Journal of Social Psychology veröffentlicht wurde.

Die Untersuchung ergab, dass Personen, die sich beschweren, um konkrete Ziele zu erreichen, glücklicher sind als jene, die es aus Gewohnheit und ohne erkennbaren Zweck tun. Durch den Einsatz von Ressourcen wie Achtsamkeit können sie ein Mittel finden, um die Negativität zu reduzieren. Sie müssen ihre passive Haltung aufgeben und aktiv werden.

Du kannst dem Nörgler empfehlen, seine Problemlösungskompetenzen zu nutzen, indem du ihm Fragen wie diese stellst: “Was könntest du tun, um die Situation zu verbessern?” oder “Wenn dich etwas stört, was könntest du tun, um dein Unbehagen zu verringern?”

3. Zeige Durchsetzungsvermögen

Manchmal kann man eine Person, die sich häufig beschwert, trotz aller Bemühungen nicht dazu bringen, Bewältigungstechniken anzuwenden. Stattdessen verharrt sie in anhaltender Negativität, oft aus einem Gefühl der Hilflosigkeit und dem Glauben, dass sich trotz aller Anstrengungen nichts ändern wird.

Im Umgang mit einer solchen Person ist es am besten, Durchsetzungsvermögen zu zeigen und ihr die Auswirkungen ihres Verhaltens zu verdeutlichen. Indem du das schädliche Verhalten ansprichst, kannst du sie zur Reflexion einladen. Hier sind einige Tipps, die dir dabei helfen:

  • Kombiniere Durchsetzungsvermögen mit Nähe und Verständnis.
  • Biete deine Hilfe an, um ihre Einstellung zu verbessern.
  • Erkläre, dass du dich durch ihre anhaltenden Beschwerden unwohl fühlst.
  • Ermutige sie, den Umgang mit anderen zu ändern.
  • Teile ihr mit, dass du ihr Unbehagen verstehst und ihre Gefühle respektierst.
  • Begründe im Detail, warum dir das Verhalten unangenehm ist.

Sich zu beschweren ist Teil des menschlichen Kommunikations- und Einstellungsrepertoires. Du drückst aus, was du nicht magst oder was dich frustriert, um andere wissen zu lassen oder dich sogar zu unterstützen. Wenn diese Dynamik jedoch zu einer dauerhaften Gewohnheit wird, kann sich dahinter eine Gemütsstörung wie eine Depression verbergen.

4. Taktiken für ein konstruktives Gespräch

Ein konstruktives Gespräch ist ein Dialog, bei dem es den beiden Gesprächspartnern gelingt, ihre Differenzen zu klären und eine Einigung zu erzielen. In diesem Zusammenhang sind folgende effektive Werkzeuge vorteilhaft:

  • Wenn sich jemand beschwert, ist es wichtig, genau zuzuhören.
  • Unterstreiche die Stärken und bereichernden Aspekte der Person.
  • Nutze deinen Sinn für Humor, um die Last des Kummers zu verringern.
  • Versuche, Vereinbarungen zu treffen, die eine Änderung des Verhaltens beinhalten.
  • Biete eine nützlichere Perspektive auf die Behauptungen dieser Person an, ohne Kritik zu äußern.
  • Wenn sie etwas Positives sagt, bekräftige und bestätige es – feiere diesen Ansatz!
  • Versuche immer, den Dialog auf vernünftige Ansätze zu lenken.
  • Wenn du merkst, dass du in eine Schleife der Negativität gerätst, lenke das Gespräch um.

5. Ziehe Grenzen

Chronische Nörgler und Nörglerinnen haben oft einen negativen Einfluss auf dich. Wenn jemand ständig pessimistisch denkt und reagiert, kann das deine Hoffnungen dämpfen und dein soziales Leben beeinträchtigen. Zudem geht das Jammern manchmal Hand in Hand mit der Opferrolle, einem psychologischen Konstrukt, das in der Zeitschrift Personality and Individual Differences beschrieben wird.

Hierbei handelt es sich um Menschen, die ständig das Gefühl haben, in jeder Beziehung und unter allen Umständen das Opfer zu sein. Das ist ebenfalls belastend und kann zu psychischem Burn-out führen. Um dich vor dieser Dynamik zu schützen, musst du emotionale Schutzmauern und metaphorische Stacheldrahtzäune errichten. Folgende Ratschläge helfen dir dabei:

  • Konzentriere dich auf das Positive: Um zu vermeiden, dass dich diese komplizierte Beziehung ärgert oder besessen macht, versuche dich auf die anderen positiven Persönlichkeiten zu konzentrieren, die dein Leben bereichern.
  • Erkenne deine eigenen Bedürfnisse: Identifiziere, was du brauchst, um dich gut zu fühlen und dein Selbstwertgefühl, Wohlbefinden und deine emotionale Integrität zu schützen. Das wird dir helfen, deine Grenzen klar und konsequent zu kommunizieren.
  • Sei selbstbewusst: Teile offen mit, was du nicht tolerieren kannst, und erläutere deine Gründe. Zum Beispiel: “Ich fühle mich von deiner Negativität beeinträchtigt und bitte dich, deine Einstellung zu ändern, wenn du mit mir sprichst, aber ich respektiere deine Gefühle.”
  • Sei konsequent: Sobald du unüberwindbare Grenzen festgelegt hast, halte daran fest. Lasse dich nicht unter Druck setzen oder manipulieren. Konsequenz ist der Schlüssel, damit die Person versteht, dass deine Grenzen real sind.
  • Kläre die Konsequenzen: Mache deutlich, welche Folgen es hat, wenn die Grenzen überschritten werden. Du könntest etwa die Zeit, die du mit der Person verbringst, reduzieren oder dich für einige Tage distanzieren.
  • Vermeide Streit: Es ist nicht einfach, mit jemandem zusammenzuleben, der sich über alles beschwert. Wenn es darum geht, Grenzen zu setzen, ist es nicht nötig, sich auf Konfrontation einzulassen. Informiere die Person einfach über deine Entscheidung. Wenn die andere Person dies negativ aufnimmt, solltest du dich nicht auf einen Streit einlassen, da dies dein Unbehagen nur noch verstärken könnte. Bleibe ruhig und behalte einen kühlen Kopf.

6. Psychologische Hilfe

Es stimmt, dass der Umgang mit einer klagenden Person nicht einfach ist und du sie in den meisten Fällen lieber meiden möchtest. Es ist jedoch notwendig, für diese Art von Verhalten sensibel zu sein. Manchmal verbirgt sich hinter einer defätistischen Haltung eine psychische Erkrankung wie eine depressive Störung.

BMC Psychiatry hebt in einer Forschungsstudie hervor, dass negative Gedanken häufig zu den Symptomen einer Depression gehören. Diese Patienten beklagen sich häufig über alles, zeigen vermeidendes und reizbares Verhalten und werden von unkonstruktiven Dialogen beherrscht. In diesen Fällen ist es ratsam, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Tiefere Gründe für chronisches Nörgeln

Wer sich in zwanghaftem und anhaltendem Jammern verliert, verbirgt in der Regel ungelöste Realitäten, unverarbeitete Enttäuschungen, unausgesprochene Traurigkeit und Unbehagen in seinem Inneren. Es ist zweifellos belastend, Zeit und Raum mit Personen zu teilen, die ständig alles negativ sehen. Niemand bestreitet die Erschöpfung, die solche Persönlichkeiten mit sich bringen können.

Wenn du jedoch mit einem Nörgler oder einer Nörglerin zusammenlebst, ist es wichtig, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen. Es handelt sich um unglückliche Menschen, die Unterstützung benötigen. Gleichzeitig musst du jedoch dein eigenes Wohlbefinden schützen, denn diese Personen können sehr kräfteraubend sein.


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