Neugierde und Hunger teilen sich bestimmte Gehirnbereiche
Hunger nach Nahrung und nach Wissen sind menschliche Grundbedürfnisse, die im Überlebenskampf von großer Bedeutung sind. Nicht nur Nahrung ist wichtig, auch Wissen, das uns hilft, Schwierigkeiten besser bewältigen zu können und Fortschritt zu ermöglichen. Faszinierend ist in diesem Zusammenhang, dass sich Neugierde und Hunger bestimmte Gehirnbereiche teilen.
Albert Einstein wusste bereits, dass Neugierde ihre eigene Daseinsberechtigung hat. Es gibt nur wenige Dinge, die wichtiger sind, als alles zu hinterfragen. Wer die Welt mit der Leidenschaft, dem Interesse und der Unschuld eines Kindes betrachtet, kann Außergewöhnliches erzielen.
Es ist deshalb nicht erstaunlich, dass Menschen und Tiere die Veranlagung zur Neugierde besitzen. Der Drang, Dinge zu entdecken, ist ebenso entscheidend für das Überleben wie das Bedürfnis, den Hunger zu stillen. Beide Impulse können unsere Existenz sichern und helfen, uns in immer komplexeren Umgebungen zurechtzufinden.
Ohne das physiologische Bedürfnis nach Essen wäre das Überleben der Menschheit nicht gesichert, doch auch die Neugierde ist wesentlich. Sie regt uns unter anderem dazu an, Heilmittel zu erforschen, um Krankheiten heilen zu können.
Die Öffentlichkeit hat eine unstillbare Neugier, alles zu wissen, nur nicht das, was wissenswert ist.
Oscar Wilde
Warum nutzen Neugier und Hunger die gleichen Gehirnregionen?
Ein Team von Neurowissenschaftlern der University of Reading in Großbritannien hat in einer neueren Studie herausgefunden, dass sich Neugier und Hunger bestimmte Gehirnregionen teilen.
Sie vermuteten bereits, dass beide Bereiche zwei wesentliche Treiber der Motivation sind. So kann beispielsweise Hunger den Menschen zu Extremverhalten veranlassen, um ihn befriedigen zu können. Aber auch die Neugierde hat den Menschen dazu gebracht, viel Zeit und Kraft zu investieren, um Wissen zu erlangen, Neues zu entdecken und Fortschritt zu erzielen.
Dies scheint kein Zufall zu sein. Der Hunger nach Nahrung und Wissen scheint von denselben Mechanismen gesteuert zu werden. Schließlich haben sie auch ein gemeinsames Ziel: die Existenzsicherung.
Neugier veranlasst uns, die Komfortzone zu verlassen, um herauszufinden, was auf der anderen Seite ist. Sie motiviert Entdecker und Wissenschaftler, neue Wege zu finden, um Wohlstand zu garantieren. Unsere Vorfahren ließen sich von der Neugierde treiben, um neue Gebiete zu erkunden und ihr Leben zu verbessern.
Die Entdeckung des kognitiven Neurowissenschaftlers Johnny King Lau und seines Teams hat nur bestätigt, was viele Menschen bereits vermuteten.
Der Nucleus accumbens
Wir wissen also, dass sich Neugierde und Hunger bestimmte Hirnregionen teilen, doch diese Prozesse sind sehr komplex. Das Hungergefühl ist ein mächtiger Instinkt, der aktiviert wird, wenn das Gehirn eine Reihe von Veränderungen des Hormon- und Nährstoffspiegels im Blut feststellt.
Das Wissenschaftlerteam der University of Reading, das für diese Studie verantwortlich ist, entdeckte anhand von MRTs ein interessantes Phänomen. Der Nucleus accumbens wird aktiviert, wenn die Neugierde erwacht und wenn das Gehirn nach Nahrung verlangt. Auch andere Bereiche wie der bilaterale Nucleus caudatus und die Area tegmentalis ventralis (Nervenzellengruppen des Mittelhirns) werden aktiv.
Diese Areale steuern das Verhalten, unter anderem die Reaktion auf Belohnungen. Sie motivieren uns also zu zu Handlungen, die uns das Gefühl der Genugtuung und Zufriedenheit verschaffen. Bei Hunger sind kulinarische Genüsse und Nährstoffe die Belohnung, bei Neugier das Wissen und neue Entdeckungen, die ebenfalls das Wohlbefinden fördern.
Neugierde und Hunger motivieren
Hunger nach Nahrung und Wissen sind psychologisch gesteuerte Phänomene. Sie haben das Interesse bedeutender Forscher geweckt, zu denen unter anderem William James, Ivan Pavlov und Frederic Skinner zählen.
Neugierde und Hunger teilen bestimmte Gehirnareale, die für die Motivation verantwortlich sind. Neugierde ist ein Zeichen für Intelligenz und Rationalität, Hunger ein Urinstinkt. Doch beide sind für das Überleben der Menschheit maßgeblich.
Fehlende Neugierde geht häufig mit Depressionen einher, mangelnder Appetit weist auf Krankheiten hin. William James erklärt in diesem Zusammenhang, dass uns “der Wunsch zu verstehen, was wir nicht wissen, am Leben hält, denn Neugier ist ebenfalls eine unentbehrliche Form von Nahrung”.
Du solltest deshalb versuchen, deine Neugierde zu stimulieren, um Körper und Geist zu motivieren und aktiv zu sein. Das Gehirn benötigt nicht nur Nährstoffe aus Lebensmitteln, sondern auch geistige Nahrung.
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- Hunger for Knowledge: How the Irresistible Lure of Curiosity is Generated in the Brain
- Kidd, Celeste (2015) The psychology and neuroscience of curiosity, Neuron. 2015 Nov 4; 88(3): 449–460.
doi: 10.1016/j.neuron.2015.09.01