Müde und erschöpft auf der Arbeit? - Es könnte Burnout sein

Müde und erschöpft auf der Arbeit? - Es könnte Burnout sein
Sergio De Dios González

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Letzte Aktualisierung: 24. März 2017

“Das Wichtige vom Dringenden zu unterscheiden ist die wahre Weisheit.”

Catherine Rambert

Am Ende des 20. Jahrhunderts haben verschiedene Experten für geistige Gesundheit ihre Studien über Erwerbstätige veröffentlicht, die in unterschiedlichen Sektoren der Dienstleistung für andere Menschen arbeiten. Sie alle zeigten Muster von Demotavion, zunehmendem Energieverlust, Desinteresse und Erschöpfung sowie Angst und Depression.

Freudenberger wählte den Begriff Burnout (“ausgebrannt sein”), um das Syndrom seinen Kollegen in seiner Klinik für Drogenabhängige zu beschreiben. Er wählte diesen Terminus, weil er auch für die Folgen chronischen Drogenmissbrauchs genutzt wurde.

Zugleich wurde dieser Ausdruck im Sport für Personen gebraucht, die nicht mehr die gewünschten Ergebnisse erzielt haben, auch wenn sie große Anstrengungen unternahmen. Ebenso wurde die Bezeichnung in der Umgangssprache für Rechtsanwälte verwendet, die Desinteresse und Verantwortungslosigkeit zeigten.

Der Begriff Burnout umschreibt also ein weites Feld. Heute versteht man unter einem Burnout einen chronischen Zustand, der langsam fortschreitet, bis die typischen Gefühle des Syndroms ausgelöst werden.

Normalerweise ist er die Folge von Stress auf der Arbeit. Das schließt auch den Stress von intensiver und / oder dauerhafter Arbeit mit Kunden ein.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO definiert den Burnout als eine Antwort auf chronischen, emotionalen Stress, der drei Faktoren beinhaltet:

  • Geistige und körperliche Ermüdung
  • Abnahme der Produktivität
  • Deutlicher Persönlichkeitsverlust, der ein Entfremdungsgefühl und eine negative Sicht auf andere nach sich zieht

Die Anzeichen des Syndroms

Es gibt vier Ebenen, auf denen wir die grundlegenden Anzeichen finden können.

1. Auf emotionaler Ebene sammeln sich Gefühle wie Depression, Wehrlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Apathie, Ernüchterung, Pessismus, Feindlichkeit.

2. Auf kognitiver Ebene verlieren sich Werte und Erwartungen ebenso wie das Selbstbewusstsein und die Kreativität, welche von Unaufmerksamkeit und Zynismus abgelöst werden.

Burnout

3. In der Verhaltensweise sehen wir die Vermeidung von Verantwortung, ein Fernbleiben von der Arbeit, unangemessenes Verhalten, Überinterpretation, Vermeiden von Entscheidungen, vermehrter Konsum von Koffein, Alkohol oder Tabak und sogar Selbstsabotage.

4. Schließlich spürt man auf psychosomatischer Ebene Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Gewichtsveränderungen, sexuelle Probleme, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme und einseitige Kopfschmerzen.

In den Augen anderer sind diese Personen immer schlechter Laune und sehr reizbar gegenüber Kunden oder Kollegen, zeigen Motivations- und Energiemangel, was sich auf die Sicht auf sich selbst und auf das Umfeld auswirkt.

Welche Erwerbstätigen sind am anfälligsten für Burnout?

Man weiß, dass die Berufsgruppen, die zu Burnout neigen, häufigen Kontakt zu anderen Menschen haben: Lehrer, Ärzte, Polizisten, Feuerwehrmänner und Menschen im Kundenservice.

Aber nicht nur Menschen, die mit Dritten arbeiten, sind anfällig. Aktuelle Studien haben gezeigt, dass die Palette an anfälligen Berufen offen bleibt, weil der berufsbedingte Stress auch von anderen Faktoren wie hoher Verantwortung, langen Arbeitstagen von 10 bis 16 Stunden oder langweiligen, monotonen Tätigkeiten ohne motivierende Anreize ausgehen kann.

Zum Glück gibt es Techniken, um den betroffenen Personen zu helfen und die Unternehmensstruktur neu zu organisieren.

Laut Forschern der Universität von Saragossa (Spanien) und des aragonesischen Instituts für Gesundheitswissenschaften (ebenfalls in Saragossa) existieren drei verschiedene Profile:

  • Die Arbeitssüchtigen. Das sind solche Berufstätige, die das Gefühl haben, beruflich überlastet zu sein und dadurch ihr Privatleben und ihre Gesundheit zu vernachlässigen.
  • Die ohne Herausforderungen. Sie sind gleichgültig gegenüber den Aufgaben, die sie durchführen müssen. Sie fühlen sich nicht motiviert und überlegen, die Arbeit zu wechseln. Häufig sind es Berufstätige, die im administrativen oder bürokratischen Bereich arbeiten.
  • Die Ausgelaugten. Sie spüren, dass sie die Ergebnisse ihrer Arbeit nicht kontrollieren können und ihre Bemühungen nicht geschätzt werden. Deshalb entscheiden sie sich schließlich, nachlässig zu werden und ihre Verantwortlichkeiten liegen zu lassen.

Vorbeugung des Syndroms

Grundsätzlich betrachtet man die Vorbeugung des Burnouts aus zwei Perspektiven: Aus der des Arbeitenden und der der Unternehmensorganisation.

Man kann folgende Bedingungen für den Berufstätigen erschließen: Dass die Arbeit motiviert, nicht zu monoton ist und Wertschätzung erhält. Da diese Bedingungen nicht immer alle erfüllt werden können, werden alternative Strategien verfolgt. Experten empfehlen:

  • Die Erwartungen der Wirklichkeit anzupassen.
  • Sich nicht mit Arbeit zu überlasten, vor allem wenn es nicht die gewöhnlichen Aufgaben sind.
  • Die Kommunikationswege der Firma zu nutzen, um Sorgen und Unsicherheiten zu übermitteln.
  • Sich auf Vertrauenspersonen zu stützen, um uns in einer Angstsituation zu helfen.
  • Herauszufinden, ob nahestehende Personen ähnliche Situationen durchgemacht haben und vielleicht Angst oder Scham empfinden und deshalb nicht nach Lösungen fragen.
  • Begrenze die Aufgaben, die du zu erfüllen hast. Verringere die Unsicherheit hinsichlich deiner Stelle.
  • Wende Entpannungs- oder Meditationstechniken an.
  • Behaupte dich selbst in deinem beruflichen Umfeld. Versuche, deine Meinungen auszudrücken und Lösungen für Probleme vorzuschlagen.
  • Verfüge über hochwertige freie Zeit.
  • Achte auf deine Schlafhygiene und treibe regelmäßig Sport.
  • Isolier dich nicht von deinem persönlichen Umfeld, das dir gut tut.

“Druck wird durch mentales Training abgebaut.”

Leonard Zaichkowsky

Burnout1

Wie können wir einem Freund in einer solchen Lage helfen?

Wie der Psychologe Javier Miralles zusammenfasst, können wir Freunden, die an Burnout leiden, mit folgenden Mitteln helfen:

  • Bau eine unterstützende Beziehung auf, emotional wie körperlich.
  • Hör dem Betroffenen aktiv zu, hilf ihm, seine Sorgen auszudrücken und die Situation zu relativieren, indem du ihm eine andere Perspektive aufzeigst.
  • Urteile nicht über ihn.
  • Wertschätze seine Arbeit, wenn sie gut gemacht wurde. Und ermutige ihn, wenn die gewünschten Ziele nicht erreicht wurden. Es ist unerlässlich, eine Atmosphäre der Kollegialität und Solidarität aufzubauen.

Wir wissen zum Glück, dass man dem Syndrom vorbeugen kann, und wenn wir bereits im Burnout stecken, kann man den verlorenen Weg wiederfinden.

“Gelassenheit bedeutet nicht, vor dem Sturm sicher zu sein, sondern mitten im Sturm seinen Frieden zu finden.”

Thomas Kempis


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.