Menschen, die ihre Geschichte nicht kennen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen
Das Zitat “Die Menschen, die ihre Geschichte nicht kennen, sind dazu verdammt, sie zu wiederholen” ist eines dieser bekannten Sprichwörter, die eine große Weisheit beinhalten. Obwohl sein genauer Ursprung bis heute nicht überliefert ist, haben ihn viele mit unterschiedlichem Erfolg verwendet.
Aber was genau bedeutet dieser Satz? Wir werden eine Reise durch die Gedankenwelt brillanter Köpfe wie Konfuzius, Freud, Paul Preston und J.D. Nasio unternehmen, um herauszufinden, warum wir Menschen dazu verdammt zu sein scheinen, immer wieder die gleichen Fehler zu machen, ohne daraus zu lernen.
“Man sagt, dass sich die Geschichte wiederholt, aber die Wahrheit ist, dass ihre Lektionen nicht gelernt werden.
Camille Sée
Die Geschichte der Völker
Wenn wir uns die Geschichte der Völker und der Menschheit selbst ansehen, finden wir Fehler, die sich ständig wiederholen. Obwohl wir wissen, wie schädlich Krieg sein kann, erinnern wir uns an Völker, die sich seit Anbeginn der Zeit in ständigem Kampf befinden, ohne Lösungen zu finden.
Wir finden auch wiederholt schwere Wirtschaftskrisen, die unsere kapitalistische Welt seit Jahrzehnten plagen. Nach dem gefürchteten Börsencrash von 1929, bei dem Millionen von Menschen durch Spekulation und grenzenlosen Ehrgeiz ruiniert wurden, haben wir 2008 denselben Fehler wiederholt. Und es sieht nicht so aus, als wäre es das letzte Mal, dass dies passiert.
Auf europäischer Ebene gab es viele, die versucht haben, den ganzen alten Kontinent zu beherrschen. Alexander der Große reiste durch Asien und annektierte eine Reihe von Territorien. Die Römer, Napoleon Bonaparte und sogar der Diktator Adolf Hitler versuchten es erfolglos.
Warum wiederholt sich die Geschichte immer wieder? Was bringt uns dazu, immer wieder über denselben Stein zu stolpern und Fehler zu wiederholen, obwohl wir ihre Sinnlosigkeit kennen? Gibt es eine rationale Erklärung?
Die Geschichte zeigt, dass wir immer wieder über denselben Stein stolpern
Die Erklärung für den Mangel an menschlichem Geschichtsgedächtnis ist nicht einfach, aber viele Menschen haben sich mit dem Thema beschäftigt. Konfuzius schrieb bereits vor über 2.000 Jahren eine warnende Geschichte zu diesem Thema:
Nachdem Konfuzius eine Frau getroffen hatte, die untröstlich weinte, weil ihre ganze Familie von einem Tiger getötet worden war, war er überrascht und fragte sie, warum sie immer noch an demselben Ort weilte, wenn doch der Tiger so gefährlich war. Die Frau hatte den Sinn ihres Lebens verloren, doch sie antwortete, dass sie eine gute Regierung hätten. Worauf Konfuzius zu seinen Anhängern sagte: “Eine schlechte Regierung ist schlimmer als ein gefährlicher Tiger.”
Auch heute gibt es in vielen Teilen der Welt noch immer Tyrannen. Haben wir nichts aus der Geschichte gelernt? Freud nennt zwei Hauptgründe, um dies zu erklären: einerseits die Energie des Lebens, andererseits die Energie des Todes. Er spricht von Eros, dem Lebenstrieb, und von Thanatos, dem Todestrieb:
- Eros ist der Instinkt zur Selbsterhaltung. Essen, Schlaf usw. fallen unter diese Rubrik.
- Thanatos führt uns jedoch auf die Suche nach erhabener Freude, einem Ort, an dem es keine Sorgen, Ängste oder Schmerzen gibt. Dieser Zustand kann nur durch den Tod erreicht werden, deshalb neigen wir dazu, auf der Suche nach absolutem Wohlbefinden unbewusst zwanghaft Fehler zu wiederholen.
J.D. Nasio über den Zwang
Auch der Psychiater J.D. Nasio, der sich in seinem Werk mit Freuds Lehren über den Lebenstrieb und den Todestrieb auseinandersetzt, argumentiert ähnlich:
- J.D. Nasio erklärt, dass jeder Mensch ein Unbewusstes besitzt, das ihn wie eine Lebenskraft bewegt, die ihn dazu bringt, glückliche Verhaltensweisen zu wiederholen.
- Aber es gibt auch den Todestrieb, der Menschen dazu bringt, unbewusst Verhaltensweisen zu wiederholen, die zu Schmerz, Misserfolg und Frustration führen und sogar Kindheitsneurosen wieder aufleben lassen.
Für J.D. Nasio löst die Wiederholung der kindlichen Neurose in uns eine “Jouissance” (unmittelbare Befriedigung) aus, die uns dazu bringt, Verhaltensweisen zu wiederholen, die eigentlich schmerzhaft sind. Diese starken Emotionen, die nicht im Bewusstsein verankert sind, werden im Unterbewusstsein isoliert und warten auf die beste Gelegenheit, um hervorzutreten.
Die Bedeutung der Geschichte und der Wissenschaften
Autoren wie Paul Preston betonen die Bedeutung des Geschichtsstudiums, um zu verhindern, Fehler immer wieder zu wiederholen. Allerdings scheint diese Tendenz für das menschliche Gehirn ganz natürlich und normal zu sein.
“Vielleicht ist die größte Lektion der Geschichte, dass niemand die Lektionen der Geschichte gelernt hat.”
Aldous Huxley
Besteht eine Möglichkeit, die ständige Wiederholung derselben Fehler zu vermeiden? Es geht nicht nur darum, die Geschichte zu kennen. Wir müssen auch wissen, wie wir sind. Jedes Individuum ist einzigartig und daher eine Welt, die es zu entdecken gilt.
Das Studium der Geschichte und das tiefgreifende Verständnis des menschlichen Gehirns auf individueller und kollektiver Ebene scheinen Voraussetzungen zu sein, um die Wiederholung von Fehlern zu vermeiden. Bist du auch dieser Meinung?