So kannst du vermeiden, dich nach einem Fehler schuldig zu fühlen

Wenn du dir nach Fehlern Schuldgefühle machst, solltest du lernen, besser damit umzugehen. Es handelt sich um einen Lernprozess.
So kannst du vermeiden, dich nach einem Fehler schuldig zu fühlen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 15. November 2021

Nach einem Fehler versuchen viele, dich zu motivieren, denn schließlich handelt es sich um einen Lernprozess. Doch trotzdem kann ein unangenehmes Gefühl zurückbleiben, wenn du dich schuldig fühlst.

Schuld spielt in der sozialen Regulierung eine wichtige Rolle. Sie zwingt uns, eine Reihe unangenehmer Gefühle zu erleben, um uns zur Selbstreflexion und damit zur Veränderung zu ermutigen. Mit anderen Worten: Diese emotionale Realität fordert uns auf, unser Verhalten zu verbessern, um soziale, ethische und moralische Grundsätze zu wahren.

Obwohl wir Schuld als eine psychologische Realität mit negativer Valenz begreifen, handelt es sich um eine wichtige Erfahrung. Dieses Gefühl macht uns menschlich und einfühlsam. Eine Person mit einem psychopathischen oder narzisstischen Profil hat keine Schuldgefühle. Doch Schuldgefühle können auch zum Problem werden.

Wir tragen sie oft zu lange mit uns herum. Negative Dialoge neigen dazu, sich zu verstärken. Doch wie kannst du dieser Situation entkommen?

“Den Fehler, den man selbst geübt, m an auch wohl an dem andern liebt.”

Johann W. Goethe

So kannst du vermeiden, dich nach einem Fehler schuldig zu fühlen

Wie du aufhörst, dich nach einem Fehler schuldig zu fühlen

Schuld soll die soziale Harmonie erhalten und zur Wiedergutmachung motivieren. Wir empfinden Schuldgefühle, wenn wir anderen Schaden zufügen, aber auch, aus irrationalen Gründen. 

Aus der Psychologie wissen wir, dass Menschen mit hohen Ansprüchen oft in diese Gedankenszenarien abdriften. Unbehagen, emotionale Blockaden, psychische Erschöpfung… Wer in diesem Gefängnis aus heimtückischen Gedanken weilt, läuft Gefahr, Angststörungen und sogar Depressionen zu entwickeln.

Eine Forschungsarbeit der Universität Lancaster und der University of Kent in Großbritannien sowie andere Studien zeigen, dass die Last der Schuld auf dieselbe Weise erlebt wird, ganz egal, ob sie experimentell zu Forschungszwecken provoziert wird oder nicht. Das Gehirn leidet.

In der Folge entstehen negative Selbstliebe und Bedauern sowie der Vorsatz, beim nächsten Mal alles besser zu machen. Doch was tun, um sich nach einem Fehler nicht mehr schuldig zu fühlen?

1. Deine Gefühle sind normal

Du musst wissen, dass Schuldgefühle ganz normal sind. Wenn du ihre emotionale Funktion verstehst, wirst du sie nicht mehr als dramatisch erleben. Sie sind zulässig und notwendig. Akzeptiere diese Erfahrung, denn sie hat einen bestimmten Zweck: Sie soll dich motivieren und besser machen.

Schuld tut weh, sie ist wie eine offene Wunde in den Tiefen unseres Wesens. Sie soll dich jedoch dazu ermutigen, zu handeln und das Problem zu lösen. 

2. Sind die Schuldgefühle nach einem Fehler echt oder irrational?

Denke darüber nach, was genau passiert ist. Bist du objektiv? Wenn du zum Beispiel das Vertrauen einer nahestehenden Person verletzt hast, ist es ganz normal, an Schuldgefühlen zu leiden. Doch auch irrationale Situationen können dich schuldig fühlen lassen. Ein Beispiel dafür ist, wenn du dich nicht so produktiv und perfekt bist, wie du gerne hättest. Oder weil du die Probleme anderer nicht lösen kannst.

Du musst ungesunde Schuldgefühle identifizieren. Vielleicht verstärkst du deine negativen Gefühle durch unlogische oder irrationale Ansichten.

3. Repariere Fehler so schnell wie möglich

Es gibt nur eine Antwort auf einen Fehler, ein Versehen, ein böses Wort oder eine respektlose Handlung: Wiedergutmachung. Prosoziales Verhalten drückt sich durch Vergebung und Versöhnung aus. Dadurch verbessern sich Beziehungen, deshalb solltest du deine Fehler schnell reparieren.

Manchmal ist eine Wiedergutmachung jedoch nicht möglich. Dann musst du akzeptieren, was geschehen ist. Denke über dein Verhalten nach und ziehe Schlussfolgerungen für die Zukunft.

4. Nichts ist nur schwarz oder weiß

Damit du dich nach einem Fehler nicht schuldig fühlst, solltest du nicht in absoluten Kategorien denken. Wird die Welt untergehen, weil du nicht die perfekte Mutter oder der perfekte Vater bist? Bist du verpflichtet, immer ein vorbildlicher und idealer Mitarbeiter zu sein? Sicherlich nicht.

Erlaube dir, zu scheitern, akzeptiere dich, wenn du einen Fehler machst, denn dies bedeutet noch lange nicht, dass du “schlecht” oder “fehlbar” bist. Das Leben hat viele Schattierungen!

5. Habe nach einem Fehler Mitgefühl mit dir selbst

Was wären wir ohne Fehler? Wir würden unsere Ziele vermutlich nie erreichen. Du hast das Recht, einen Rucksack voller Erfahrungen zu tragen. Sie formen deine Persönlichkeit und lassen dich wachsen. Habe Mitgefühl mit dir selbst und behandle dich freundlich!

6. Verstecken sich hinter den Schuldgefühlen andere Emotionen?

Manche Menschen gehen mit dem ständigen Schatten der Schuld durchs Leben. Sie glauben, versagt zu haben, andere zu enttäuschen und ihre Ziele nicht zu erreichen. Dahinter können sich jedoch andere Realitäten verstecken.

Traurigkeit, Wut oder Groll verstärken Schuldgefühle. Deshalb ist es wichtig, den tatsächlichen Ursachen auf den Grund zu gehen.

So kannst du vermeiden, dich nach einem Fehler schuldig zu fühlen

7. Schätze deine Erfolge, um dich nach einem Fehler nicht schuldig zu fühlen

Du bist viel mehr als die Summe deiner Fehler. Deine Leistungen zeichnen dich aus, deine Liebe zu anderen und nahestehende Menschen, die dich lieben. Wenn du in den Rückspiegel deines Lebens schaust, wirst du entdecken, wie viele bemerkenswerte Dinge du getan hast.

Du wärst ohne Fehler nicht da, wo du jetzt bist. Schaue nicht zurück, sondern nach vorne. Nimm deine Erfolge und Erfahrungen mit auf den Weg!


Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.


  • Donohue, M. R., & Tully, E. C. (2019). Reparative prosocial behaviors alleviate children’s guilt. Developmental psychology55(10), 2102–2113. https://doi.org/10.1037/dev0000788
  • Tilghman-Osborne, C., Cole, D. A., & Felton, J. W. (2010). Definition and measurement of guilt: Implications for clinical research and practice. Clinical psychology review30(5), 536–546. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2010.03.007
  • Mclatchie, N., Giner-Sorolla, R., & Derbyshire, S. W. (2016). ‘Imagined guilt’ vs ‘recollected guilt’: implications for fMRI. Social cognitive and affective neuroscience11(5), 703–711. https://doi.org/10.1093/scan/nsw001

Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.