Matching-Hypothese: Bevorzugen wir Partner, die gleich attraktiv sind?
Warum wirken manche Menschen attraktiv, während andere uninteressant sind? Nach welchen Kriterien wählen wir einen Partner aus? Gibt es wirklich Menschen, die wir nicht erreichen können? Natürlich ist das äußere Erscheinungsbild wichtig, auch die Matching-Hypothese von Walster weist darauf hin: Die Wahrscheinlichkeit, eine feste Beziehung aufzubauen, ist größer, wenn die andere Person auf sozialer Ebene gleich attraktiv ist – die körperliche Anziehungskraft ist also eine wichtige Voraussetzung. Stimmt das tatsächlich?
Die Matching-Hypothese geht davon aus, dass eine gewisse Ähnlichkeit in der Attraktivität bei der Auswahl des Partners eine wichtige Rolle spielt.
Das körperliche Erscheinungsbild
Das äußere Erscheinungsbild ist zweifellos grundlegend, denn bereits beim ersten Blick machen wir uns eine Vorstellung der anderen Person. Äußerlich attraktive Menschen haben deshalb einen gewissen Vorteil, was auch mehrfach wissenschaftlich belegt wurde. Wir neigen dazu, attraktive Menschen positiver zu beurteilen und schreiben ihnen Eigenschaften wie Freundlichkeit und Sympathie zu, ohne sie wirklich zu kennen.
In einem Experiment konnten Wissenschaftler beispielsweise feststellen, dass Unfug oder Unartigkeit von weniger attraktiven Kindern bedeutend strenger beurteilt werden, während die Teilnehmenden attraktiven Kindern gegenüber wohlwollender und optimistischer waren.
In einem anderen Experiment sollten die Teilnehmer vermeintliche Diebstahlsdelikte beurteilen. Attraktivere Verbrecher erhielten im Vergleich zu unattraktiven oder unbekannten Tätern niedrigere Strafen.
Wir wissen, wie wichtig das äußere Erscheinungsbild ist, es wäre deshalb nicht verwunderlich, Attraktivität bei der Wahl des Partners an erster Stelle zu finden. Doch das ist nicht immer der Fall.
Die Matching-Hypothese
1966 testete Walster ihre Matching-Hypothese in einer Studie: Er wollte damit beweisen, dass körperliche Attraktivität bei der Partnerwahl der wichtigste Faktor für die Anziehungskraft ist. Mehr als 700 junge Menschen nahmen an dieser Studie teil. Sie wurden alle nach dem Zufallsprinzip ausgewählt, um an einem Tanz teilzunehmen. Sie bewerteten alle, wie sehr sie ihre Partner mochten und nach sechs Monaten wurde beobachtet, ob sie noch zusammen waren.
Die Ergebnisse waren überraschend, denn sie stützten Walsters Hypothese nicht. Die attraktivsten Menschen wurden am besten bewertet, unabhängig davon, ob sie ihren Partnern ähnlich waren oder nicht, und unabhängig von anderen Persönlichkeitsmerkmalen. Nach sechs Monaten waren es jedoch die Ähnlichkeiten, die eine erfolgreiche Beziehung wahrscheinlicher machten. Das würde die selektive Matching-Hypothese unterstützen.
Der Schlüssel scheint in der Zeit zu liegen, die Menschen haben, um sich kennenzulernen. Bei kurzen Interaktionen wie einem Tanz hat die Attraktivität Vorrang, lernen sich die Personen jedoch näher kennen, wird die Ähnlichkeit zur Priorität.
Einige Jahre später, im Jahr 1971, wiederholten das Forscherteam die Studie, dieses Mal trafen sich die Teilnehmer jedoch davor und wurden angeregt, darüber nachzudenken, wie sie sich ihren Partner vorstellen. In diesem Fall fühlten sich Paare, die einander ähnlicher waren (in Bezug auf das körperliche Aussehen), stärker zueinander hingezogen.
Haben wir Angst vor Ablehnung?
Schließlich wurde die Matching-Hypothese mehrfach getestet und es zeigte sich, dass Menschen in der Tat dazu neigen, Partner zu wählen, die “dasselbe Niveau” haben. Aber warum tun wir das?
Die Antwort könnte in der Angst vor Ablehnung liegen; wir passen unsere Erwartungen an das an, was wir denken, selbst bieten zu können. Der Versuch, auf Menschen zuzugehen, die gesellschaftlich attraktiver sind, bringt uns in eine verletzliche Position, die wir scheinbar vermeiden möchten. In einer Studie von Huston aus dem Jahr 1973 wurde beobachtet, dass die Teilnehmer bei einer Ablehnungswahrscheinlichkeit von Null bevorzugt attraktivere Partner wählten.
Weitere Forschungen sind nötig, doch wir wissen, dass Angst und ein geringes Selbstwertgefühl uns oft daran hindern, unser volles Potenzial zu entfalten. Überwinden wir sie, eröffnen sich uns vielleicht neue und aufregende Möglichkeiten, die wir uns nie erwartet hätten.
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- Berscheid, E., Dion, K., Walster, E., & Walster, G. W. (1971). Physical attractiveness and dating choice: A test of the matching hypothesis. Journal of Experimental Social Psychology, 7(2), 173–189. http://www2.hawaii.edu/~elaineh/28.pdf
- Dion, K. K. (1972). Physical attractiveness and evaluation of children’s transgressions. Journal of Personality and Social Psychology, 24(2), 207–213.
- Huston, T. L. (1973). Ambiguity of acceptance, social desirability, and dating choice. Journal of Experimental Social Psychology, 9(1), 32-42.
- Sigall, H., & Ostrove, N. (1975). Beautiful but dangerous: Effects of offender attractiveness and nature of the crime on juridic judgment. Journal of Personality and Social Psychology, 31(3), 410–414.
- Walster, E., Aronson, V., Abrahams, D., & Rottman, L. (1966). Importance of physical attractiveness in dating behavior. Journal of Personality and Social Psychology, 4(5), 508–516. https://doi.org/10.1037/h0021188