Maladaptive Tagträume
Maladaptives Tagträumen ist ein eigenartiges Syndrom. Die Person, die darunter leidet, verbringt einen Großteil ihrer Zeit damit, in Fantasien zu tauchen. Obwohl wir alle tagträumen, gibt es Menschen, die besonders viele Tagträume haben, und ihr übermäßiges Tagträumen isoliert sie, mag sie dazu veranlassen, Essen, Hygiene, Verantwortung und Beziehungen zu vernachlässigen.
Wenn wir von Syndromen sprechen, kann es sein, dass du dich beunruhigt fühlst und den Verdacht hast, dass wir Pathologien in scheinbar normalem Verhalten sehen. In diesem Sinne wollen wir zunächst klarstellen, dass solches Verhalten erst dann problematisch wird, wenn es anfängt, das normale Leben der betroffenen Person zu stören. Wenn ein Mensch seine Fantasien und Träume nutzt, um sich stundenlang von der Realität zu isolieren oder vor emotionalen Konflikten und Traumata bis hin zur Selbstvernachlässigung zu fliehen, stehen wir aber tatsächlich vor psychopathologischem Verhalten.
Tagträumen ist an sich kein Problem, solange wir voll funktionsfähig bleiben und unseren Aufgaben nachkommen. Der allergrößte Teil der Bevölkerung fällt in diese gesunde Kategorie. Außerdem fantasieren wir alle und dadurch versetzen wir eine Vielzahl an Neuronen in Aktivität, die unsere geistige Beweglichkeit erhöhen. So helfen uns Strukturen wie der präfrontale Kortex und das limbische System, die sensorische Informationen verarbeiten, über bestimmte Bereiche unseres Lebens nachzudenken und unsere Stimmung zu verbessern.
Typischerweise sind Tagträume kleine Momente unserer Zeit, die wir als mentale “Resets” bezeichnen könnten. Wie eine vorübergehende Zuflucht, die unser Wohlbefinden steigert. Zum Problem wird das erst, wenn wir diese privaten Welten dem wirklichen Leben vorziehen. In der Tat, hinter der Störung des übermäßigen Tagträumens stecken in der Regel andere, grundlegende und mit diesem Symptom verbundene Probleme. Dazu können Traumata und Zwangsstörungen gehören.
Schauen wir uns weitere Daten zu diesem Thema an.
Übermäßige oder maladaptive Tagträume: Merkmale
Übermäßiges Tagträumen erscheint (noch) nicht als eigene Entität im Diagnostischen und Statistischen Handbuch für psychische Störungen (DSM-V). Es wird erwartet, dass es in zukünftigen Ausgaben definiert wird, wenn weitere Forschungsarbeiten abgeschlossen und Therapieansätze erarbeitet worden sind. Im Jahr 2002 sprach der Psychiater Eliezer Somer von der Universität Haifa (Israel) das erste Mal über die maladaptive Tagträume. Er gab dem Problem einen Namen und beschrieb die damit verbundenen Symptome.
Die Symptome sind die folgenden:
- Die Patienten sind Träumer, die in der Lage sind, ihre eigenen Charaktere zu erschaffen und in komplexe, detaillierte und sehr lebendige Geschichten einzutauchen.
- Ihre Fantasien stören ihr wirkliches Leben. Jeder Anreiz kann als Auslöser dienen, um eine neue Geschichte zu erschaffen, in die sie sich zurückziehen, ohne zu berücksichtigen, was sie in diesem Moment gerade tun sollten.
- Diese Patienten vernachlässigen ihre Pflichten, einschließlich der Nahrungsaufnahme und Hygiene.
- Ihre Fantasien können stundenlang andauern. Sie zu beenden und in die Realität zurückzukehren, bringt Angst mit sich, ähnlich wie bei einer Sucht.
- Sie haben Schwierigkeiten, nachts zu schlafen.
- Wenn sie wach sind, führen sie gewöhnlich wiederholte oder stereotype Bewegungen aus, einschließlich Mimik.
- Während ihrer Fantasien sprechen oder murmeln sie meist mit leiser Stimme und inszenieren ihre eigene Träumerei.
Was steckt hinter maladaptiven Tagträumen?
Wie wir bereits angedeutet haben, befindet sich diese Erkrankung noch in der Phase der Beschreibung und Analyse. Es gibt jedoch viele Psychiater und Psychologen, die in ihren Sprechstunden täglich Betroffene behandeln. Wir können auch sehen, das ständig Artikel mit neuen Daten und Therapievorschlägen veröffentlicht werden. Daher ist diese Erkrankung zunehmend besser definiert und die berufliche Praxis bestätigt die uns vorliegenden Informationen.
Die Störung des maladaptiven Tagträumens kommt nicht von ungefähr. Ihr liegen weitere Probleme zugrunde. Oft sind es die folgenden:
- Missbrauch oder andere Arten von Traumata
- Depressionen
- Zwangsstörungen
- Borderline-Persönlichkeitsstörung oder assoziative Störungen
- Autismus
Behandlung des maladaptiven Tagträumens
Der Psychologe, der mit einem Patienten zusammenarbeitet, wird zunächst versuchen, genau herauszufinden, was die Ursache der Störung ist. Die therapeutische Strategie wird von diesen, in der Anfangsphase gewonnen Erkenntnissen abhängen.
Interessant ist auch, dass der Psychiater Eliezer Somer eine Skala entwickelt hat, mit der diese Art von Krankheit diagnostiziert werden kann. Die sogenannte “Maladaptive Daydreaming Scale” umfasst 14 Punkte, anhand derer diese Störung definiert werden kann. Sie hat dazu beigetragen, diesen Zustand von anderen Erkrankungen wie Schizophrenie oder Psychose abzugrenzen.
Andererseits zeigt die psychotherapeutische Technik EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) eine hohe Wirksamkeit bei der Behandlung dieser Erkrankung. Es ist ein interessanter Ansatz, um die durch traumatische Ereignisse verursachten emotionalen Schwierigkeiten zu lösen. Die Behandlung wurde im Jahr 1987 von Francine Shapiro begründet.
“Manchmal wird dem Verstand ein solcher Schlag versetzt, dass er sich in seiner eigenen Isolation versteckt. Manchmal ist die Realität nur Schmerz, und um diesem Schmerz zu entkommen, muss der Verstand die Realität verlassen.”
Patrick Rothfuss
Die kognitive Verhaltenstherapie bietet eine Alternative der effektive Behandlung. Diese Therapie verfolgt mehrere Ziele:
- Verbindung der Person mit der Realität
- Verbesserung der Aufmerksamkeit
- Gesunde Lebensgewohnheiten fördern
- Förderung regulierter Tätigkeiten und Zeitkontrolle
- Identifizierung von Reizen, die Tagträume erzeugen
- Förderung von Interessen, die den Patienten in die tägliche Dynamik integrieren
Abschließend ist es wichtig, zu erkennen, ab welchem Punkt bestimmte Verhaltensweisen uns von unserer Verantwortung und der Möglichkeit, ein erfülltes, glückliches Leben zu genießen, abhalten. Übermäßiges Tagträumen ist manchmal wie eine “Droge”, mit der wir uns von einer Realität isolieren, die uns verletzt oder in der wir keinen Sinn erkennen.