Kümmere dich um dich selbst, um dich um andere kümmern zu können

Kümmere dich um dich selbst, um dich um andere kümmern zu können

Letzte Aktualisierung: 05. Januar 2018

Es ist nicht leicht, für die Pflege einer anderen Person verantwortlich zu sein. Sich um jemanden zu kümmern, ist eine schwierige Aufgabe. Sie erfordert viel Zeit, Hingabe, Mühe und Verantwortung. Wenn das Wohlbefinden einer anderen Person von dir abhängig ist, können die Energie und Zeit, die du investierst, an deinen Reserven zehren.

In vielen Fällen fangen Betreuer an, ihre Gesundheit und ihr Privatleben zu vernachlässigen, ohne sich dessen bewusst zu sein, um ihren neuen Pflichten nachgehen zu können. Manchmal vernachlässigen die Menschen, die jemanden betreuen, den Protagonisten, die Pflicht, sich um sich selbst zu kümmern.

Menschen, die einen Teil ihrer Zeit dazu verwenden, sich um jemanden zu kümmern, sollten eine angemessene Unterstützung erhalten und auf ihre eigene Gesundheit achten. Sich um sich selbst zu kümmern und Zeit für sich freizuhalten ist letzten Endes sogar Teil der Aufgabe, denn nur so ist gesichert, dass auch die zu pflegende Person langfristig versorgt wird.

Das Unvermeidliche akzeptieren

So wie die Menschen nicht über Nacht abhängig werden, werden Menschen auch nicht über Nacht zum Betreuer. Wenn ein Familienmitglied beginnt, Probleme zu zeigen, findet ein Anpassungsprozess statt, in dem der zukünftige Betreuer beginnt, seine neue Rolle einzunehmen.

Gespräch zwischen zwei Menschen

Allgemein wird der Betreuer durch mehrere Phasen gehen, bevor er sich der neuen Situation vollständig anpassen kann. In der ersten Phase ist es üblich, zu leugnen, dass ein Familienmitglied bei alltäglichen Aufgaben Hilfe benötigt. Doch es kommt die Zeit, in der die Probleme so offensichtlich werden, dass es unmöglich ist, die neue Realität länger zu verneinen.

Sobald die Person akzeptiert hat, dass ein ihr nahestehender Mensch Hilfe benötigt, fängt sie an, nach Informationen zu suchen. Zur Krankheit, an der er leidet, zu deren Progression, welche Pflege er benötigt, etc. In diesem Stadium tauchen oft Gefühle auf, mit denen man schwer umgehen kann, wie Traurigkeit, Schuld, Wut und Frustration.

Nun beginnt man, die neuen Pflichten anzunehmen und zu erfüllen, Zeit und Ressourcen zu organisieren, damit man sich um die Person, die Pflege benötigt, kümmern kann.

Wenn eine Person zum Betreuer wird, beginnt sich ihr Leben zu verändern. Die neue Situation kann Veränderungen im Bereich der Familie und im Freundeskreis, auf der Arbeit und in ihrer psychischen Verfassung mit sich bringen. Auch diese Veränderungen werden von Emotionen begleitet. Betreuer isolieren sich oft von anderen, was vor allem negative Gefühle verstärken kann. Der Betreuer wird sich wahrscheinlich schuldig fühlen, dass er seinen Job nicht länger gut erledigen kann, oder sich extrem allein fühlen.

Doch nicht alle Veränderungen sind negativ. Auch wenn es eine schwere Erfahrung ist, kann es dir dabei helfen, dich und die andere Person näher kennenzulernen, wenn du für sie kämpfst. Auch wirst du an der Aufgabe wachsen.

Verbrauch aller Reserven bis zur Erschöpfung

Zur Erschöpfung kommt es, wenn du dich so sehr um die andere Person gekümmert hast, dass du dich selbst vernachlässigen musstest. Es ist wichtig, auf die Warnzeichen zu achten, sodass du die Spirale anhalten kannst, solange dies noch möglich ist.

Symptome, die darauf hindeuten, dass du an der Grenze der Belastbarkeit angelangt bist, sind zum Beispiel folgende:

  • Ständige Müdigkeit oder Erschöpfung
  • Sich allein oder isoliert fühlen
  • Erhöhter Arzneimittel- oder Rauschmittelkonsum
  • Häufige Stimmungsschwankungen und erhöhte Reizbarkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • Probleme am Arbeitsplatz
Frau, die ihr Gesicht mit ihren Händen bedeckt

Um dich um die andere Person kümmern zu können, musst du dich um dich selbst kümmern

Es ist wesentlich, dass du dich um dich selbst kümmerst, damit du deiner Verpflichtung nachgehen kannst, dich um die andere Person zu kümmern. Hier gibt es ein paar Gewohnheiten, die dir dabei helfen können, dein physisches und psychisches Gleichgewicht zu halten:

  • Organisiere deine Zeit neu: Priorisiere deine Aufgaben und organisiere deine Tätigkeiten. Lege Pausen ein, denn es ist sehr wichtig, dass du dir Zeit nur für dich nimmst.
  • Ruhe dich viel aus: Achte darauf, genug Schlaf zu bekommen, und gehe einer entspannenden Tätigkeit nach, bevor du ins Bett gehst. Finde den ganzen Tag über immer wieder Momente, in denen du innehältst und dich ausruhst.
  • Bleibe gesund: Moderate Bewegung, und eine ausgeglichene Diät werden dir dabei helfen, dich selbst gut zu fühlen, Energie zu sparen und emotionale Spannungen loszuwerden.
  • Bringe deine Gefühle zum Ausdruck: Es ist wichtig, zum Ausdruck zu bringen, wie du dich fühlst, gut oder schlecht. Positive Gefühle bringen dich anderen näher und erschaffen ein angenehmes Ambiente. Deine negativen Gefühle zum Ausdruck zu bringen verhindert die Ansammlung von mehr Negativität und Leiden.
  • Pflege deine Beziehungen: Freunde und Familie sind die tragenden Säulen unseres Wohlbefindens. Bitte sie um Hilfe, wenn du sie brauchst. Rufe sie an, um ihnen zu erzählen, wie du dich fühlst, und verhindere, dass du dich isoliert und gefangen fühlst.
Frau, die ihre Arme unter der Brust verschränkt

Nachdem man sich lange Zeit um jemandem gekümmert hat, fällt man zuweilen ins Tal der Erschöpfung, aus dem man nur schwer wieder hinausfindet. Wenn dich dein Lebensrhythmus überwältigt, bitte um Hilfe. Kümmere dich um dich selbst, damit du dich um das Leben eines anderen kümmern kannst, ohne dein eigenes zu verbrauchen.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.