Krimis: Spannung, Unterhaltung und eine Herausforderung für dein Gehirn!

Du liebst Krimis? Sie ermöglichen es dir, die dunklen und gefährlichen Seiten des Menschen zu erforschen, während du selbst in Sicherheit bist.
Krimis: Spannung, Unterhaltung und eine Herausforderung für dein Gehirn!
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 18. Oktober 2022

Das Lesen von Kriminalromanen ist eine Leidenschaft, die Millionen von Menschen weltweit verbindet. Eine anspruchsvolle, herausfordernde oder auch grausame Handlung beschäftigt uns tagelang und schärft unseren Verstand, wenn wir versuchen, das Ende der Geschichte vorauszusehen. Krimis bieten spannende Unterhaltung und stellen gleichzeitig eine Herausforderung für dein Gehirn dar!

Dieses Phänomen ist nicht neu: Die Geschichte der Kriminalliteratur führt uns bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1841 erweckte Edgar Allan Poe in seiner Geschichte “Der Doppelmord in der Rue Morgue” Auguste Dupin zum Leben, ein Detektiv, der viele andere Schriftsteller anregte, Krimis zu schreiben. 

Später erfreuten unter anderem Agatha Christie, Raymond Chandler, Dashiel Hammett, Arthur Conan Doyle und Patricia Highsmith ihre Leser mit spannenden Intrigen, Morden und abenteuerlichen Verfolgungen. Heute denken wir bei Krimis vielfach an nordische Autoren wie Stieg Larsson oder Henning Mankell. Die Auswahl für Krimi-Fans ist riesig. Doch warum haben diese Geschichten ein so großes Suchtpotenzial?

Kriminalromane sind kathartisch: Sie ermöglichen es uns, die dunklen Seiten der Menschheit und unserer Gesellschaft zu erforschen.

Frau liest gerne Krimis
Krimis bringen uns dazu, über die Ungerechtigkeiten unserer Gesellschaft nachzudenken.

Krimis haben wohltuendes Suchtpotenzial

Henning Mankell erklärte in “Hunde von Riga“, dass es keine Mörder gibt, sondern nur Menschen, die einen Mord begehen. Das ist wahrscheinlich einer der Gründe, warum wir gerne Krimis lesen. Dieses Genre erlaubt es uns, in den dunkelsten Bereich des menschlichen Wesens einzutauchen. Wir werden uns bewusst, dass es die Umstände sind, die einen Mörder ausmachen.

Jonathan Gottschall, Literaturwissenschaftler und Autor des interessanten Buches “The Storytelling Animal“, erklärt, dass Menschen der Versuchung nicht widerstehen können, in alternative Welten zu reisen. Aus neurologischer und sogar evolutionärer Sicht hat uns diese Eigenschaft schon immer geprägt. Wir lieben es – ja, wir brauchen es sogar – Geschichten zu hören und zu lesen, um der Realität zu entfliehen.

Krimis entführen uns in grausame und dramatische Welten, die glaubhaft sind und passieren können. Während das übernatürliche Fantasy-Genre mit dem Unmöglichen spielt, spricht das Krimi-Genre von Ungerechtigkeiten und schrecklichen Taten, die tatsächlich geschehen.

Die Anziehungskraft von Mord und Totschlag: mitreißende Emotionen

Im echten Leben meiden wir bestimmte Situationen, weil wir wissen, dass sie gefährlich sind. In Büchern hingegen führt uns der Autor durch extreme Szenarien. Wir betreten bekannte Städte, die plötzlich zum Schauplatz einer Katastrophe, eines Dramas, einer dantesken (und blutigen) Szene werden.

Das Lesen von Krimis lässt uns einen ganzen Cocktail an hochgradig süchtig machenden Gefühlen erleben. Es gibt Überraschung, Spannung, Entsetzen, Morbidität, Widersprüche, Angst und sogar Zufriedenheit. Auch die Freude an der Rache ist erlaubt, wenn wir zum Beispiel Lisbeth Salander in den Kriminalromanen von Stieg Larsson begleiten. Das Gehirn schüttet bei jeder Szene Dopamin aus, ebenso wie Serotonin und Endorphine. Wir werden süchtig, doch es handelt sich um eine harmlose Sucht, die schnell mit einem neuen Buch befriedigt werden kann.

In Kriminalromanen sind Angst oder Qualen nie beunruhigend oder lähmend. Im Gegenteil, sie sind aufregend und spannend.

In Krimis erforschen wir die versteckten Beweggründe menschlicher Handlungen

Die meisten Leser dieses Genres sind am Ursprung des Bösen im Menschen interessiert. Das Interesse an Kriminologie und Mord ist ein weitverbreitetes Phänomen in unserer Kultur. Wie J.D. Barker, Autor zahlreicher Psychothriller, erklärt, führen die perversesten Monster, wie Serienmörder, oft ein fades, vertrautes Leben. Sie fallen nicht auf und sind mitten unter uns.

Und dieses Bild erschreckt uns und weckt gleichzeitig heimliches Interesse. Außerdem kann das Lesen von Krimis in manchen Fällen dazu führen, dass der Bösewicht in der Handlung zu unserer Lieblingsfigur wird. Denk an Hannibal Lecter. Das Lesen schafft jedoch ein kognitives Sicherheitsnetz: Wir können den Bösewicht bewundern, ohne unser eigenes Image zu beschädigen.

Frau liebt Krimis
Krimis helfen uns, die Beweggründe von Verbrechern zu verstehen.

Krimis helfen uns, unsere Gesellschaft besser zu verstehen

Kriminalromane bringen uns soziale Ungerechtigkeiten und Korruption näher. In den 60er- und 70er-Jahren finden wir viele Journalisten, die Bücher schrieben, um reale Ereignisse, die sich im Schatten der Gesellschaft abspielten, anzuprangern und ans Licht zu bringen.

Mafias, Prostitution, Pädophilie, politische Korruption… Die Themen wiederholen sich und sind noch immer hochaktuell. Eine Studie der Washington and Lee University sowie andere Forschungsarbeiten erinnern uns außerdem daran, dass das Lesen von Büchern Empathie und prosoziales Verhalten fördert. Das Lesen von Krimis kann das Gerechtigkeitsgefühl sogar noch verstärken.

Viele Krimis sind richtige Forschungsarbeiten, die große Erwartungen wecken. Wir sehen die Ähnlichkeit mit der Realität, was diese Bücher besonders spannend macht.

Kriminalromane ermöglichen uns, einen kritischen und reflektierenden Geist zu entwickeln

Wer viele Krimis liest, entwickelt Scharfsinn wie Hercule Poirot oder einen ausgesprochen guten Geruchssinn wie Kurt Wallander. Die geistige Anregung, die diese Lektüre bietet, ist immens und trägt sogar dazu bei, unser Reflexionsvermögen, unseren kritischen Sinn, die Analyse kleiner Details, unsere deduktiven Fähigkeiten und unsere Vorstellungskraft zu verbessern.

Ob Kriminalgeschichten oder andere Erzählungen: Vergiss nicht, immer ein Buch zur Hand zu haben, um neue Welten zu entdecken, zu lernen und dich mit der Lektüre zu bereichern.


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  • Johnson, Dan. (2012). Transportation into a story increases empathy, prosocial behavior, and perceptual bias toward fearful expressions. Personality and Individual Differences -Doi. 52. 10.1016/j.paid.2011.10.005.
  • Gottschall, Jonathan (2012) The Storytelling Animal: How Stories Make Us Human. Mariner Books

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