Kontrollierende Eltern mit erwachsenen Kindern

Kontrollierende Eltern ändern ihr Verhalten nicht, nur weil ihre Kinder erwachsen sind. Im Gegenteil, sie greifen oft auf clevere Techniken wie emotionale Erpressung oder eine Opferhaltung zurück, um ihre erwachsenen Kinder zu manipulieren.
Kontrollierende Eltern mit erwachsenen Kindern
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 13. März 2023

Unaufgeforderte Ratschläge, ständiges Schimpfen, für die Kinder Entscheidungen treffen, emotionale Erpressung…  Alle diese Verhaltensweisen wirken sich negativ auf das Selbstwertgefühl erwachsener Kinder aus und haben auch weitere unangenehme Folgen. Kontrollierende Eltern erwachsener Kinder verwenden Techniken, die sehr schädlich sein können.

Sie kritisieren das Verhalten ihrer Kinder ständig und versuchen sie zu kontrollieren, was jetzt jedoch nicht mehr ihre Aufgabe ist.

Die Familie gilt als schützender Hort der bedingungslosen Liebe und Unterstützung und wird in unserer Gesellschaft hoch gewertet. Doch nicht alle Eltern erziehen ihre Kinder richtig, was Leid und Unglück zur Folge hat. Die Familiendynamik verändert sich oft auch dann nicht, wenn die Kinder bereits erwachsen sind. Manche Eltern können nicht loslassen und möchten auch ihre erwachsenen Kinder noch kontrollieren und bestimmen, was sie zu tun haben.

Warum kontrollieren manche Eltern ihre Kinder? Warum ist es für diese erwachsenen Kinder so schwer, der Situation Einhalt zu gebieten? Lass uns einen Blick auf einige der Voraussetzungen werfen, die bei dieser ungesunden Familiendynamik eine Rolle spielen.

Kontrollierende Eltern

Kontrollierende Eltern erwachsener Kinder

Viele Eltern kontrollieren ihre erwachsenen Kinder. Dabei spielt es keine Rolle, dass ihr Sohn oder ihre Tochter längst ausgezogen ist. Es macht auch keinen Unterschied, ob das Kind eine eigene Familie und ein eigenes Leben hat. In einigen Fällen wurde die Nabelschnur nie durchtrennt und sie transportiert weiterhin eine Art giftige Liebe. Diese Liebe zielt darauf ab, die Abhängigkeit zu fördern.

Was steckt jedoch hinter diesem Bedürfnis nach Kontrolle? Die Antwort ist einfach. Menschen! Menschen, die andere kontrollieren wollen, versuchen das Gefühl zu lindern, dass ihnen etwas fehlt.

Die Eltern haben oft Angst vor Einsamkeit. Also tun sie alles in ihrer Macht Stehende, um ihre Kinder von ihnen abhängig zu machen. Nähe (und Dominanz) gibt ihnen das Gefühl, dass sie noch nützlich sind. Dieses Gefühl der Macht hilft ihnen, ihr geringes Selbstwertgefühl zu steigern, doch sie sind sich nicht darüber bewusst, welches Leid sie damit verursachen.

Die Tatsache, dass ihre Kinder erwachsen sind, ändert nichts an ihrem Kontrollbedürfnis. Stattdessen verwenden sie immer kompliziertere und ausgeklügeltere Techniken. Wenn Eltern viele Jahre damit verbracht haben, ihre Kinder psychologisch zu steuern, werden sie immer neue Wege und Strategien finden, um dies auch weiterhin zu tun.

Die Angst kontrollierender Eltern, dem Leben seinen Lauf zu lassen

Wie wir bereits erwähnt haben, wird dieses Bedürfnis nach Kontrolle von dem Gefühl der Eltern angetrieben, dass ihnen etwas fehlt. Ein weiterer wichtiger Faktor ist jedoch die Angst. Kontrollierende Eltern haben Angst, dass ihr Kind ein unabhängiges, reifes und freies Leben führen wird. Im schlimmsten Fall wohnt es noch dazu weit weg von zu Hause. Der kontrollierende Elternteil fasst jeden Versuch seines erwachsenen Kindes, die Zügel in die Hand zu nehmen, als beleidigend auf. In der Tat fühlt er sich dadurch angegriffen. Dies löst dann Wut und Angst aus.

Kontrollierende Eltern betrachten es als Bedrohung, dass ihre erwachsenen Kinder ihre eigenen Entscheidungen treffen. Sie reagieren, indem sie diese Entscheidungen infrage stellen und bewirken, dass sich ihre erwachsenen Kinder schuldig fühlen. Dabei nutzen sie Aussagen wie: “Wie kannst du es wagen, für diesen Job in eine andere Stadt zu ziehen und mich allein zu lassen?” oder “Wie kannst du überhaupt eine ernsthafte Beziehung in Betracht ziehen, wenn du weißt, dass ich dich brauche?”

Eltern, die ihre erwachsenen Kinder kontrollieren, bauen ständig Mauern auf und machen es so unmöglich, dass das Leben ihrer Kinder seinen natürlichen Lauf nimmt.

Kontrolle und Manipulationstechniken von kontrollierenden Eltern

Eltern, die ihre erwachsenen Kinder kontrollieren, tun dies meist auf eine indirekte, unterschwellige und schmerzhafte Weise. Diese Art der Manipulation ist heimtückisch. Deshalb fällt es den Betroffenen in einer Therapie oft schwer, sie zu erklären.

Es ist, als ob man in einem Spinnennetz feststeckt. Man ist schon so lange dabei, dass man denkt, es sei normal. Dieses Verhalten ist jedoch alles andere als normal.

  • Kontrollierende Eltern sind immer da, um zu “helfen”. Diese Hilfe hat jedoch ihren Preis. Ihr Ziel ist es, ihr Kind in ihrer Schuld zu halten, damit sie Macht über es haben. Wenn diese Eltern ihren Kindern etwas Geld leihen oder bei einem Haushaltsprojekt helfen, werden sie es später gegen das Kind verwenden. “Ich habe dir Geld geliehen und du gibst es einfach für ____ aus?” Einen Gefallen zu tun, gibt diesen Eltern ein gewisses Maß an Autorität.
  • Sie benutzen auch emotionale Manipulation. Beispielsweise, um ihren erwachsenen Kindern ständig Schuldgefühle zu machen. Kontrollierende Eltern beklagen sich darüber, von ihren Kindern verlassen, verraten und verletzt zu werden.
  • Sie geben Ratschläge, die sich eher wie Befehle anfühlen. Auch zögern sie nie, darüber zu sprechen, was das “Beste” für ihre Kinder ist.

Den Kreislauf durchbrechen

Es ist wichtig, über die Beziehung zu den Eltern nachzudenken und positive und negative Aspekte abzuwägen. Obwohl das offensichtlich erscheinen mag, erkennen viele Menschen nicht, wie schädlich die Familiendynamik für ihr Wohlbefinden ist.

Hier sind einige Tipps, die dir helfen, den Kreislauf dieser ungesunden Bindung zu durchbrechen:

  • Mach deinen Eltern klar, welche Art von Verhalten für dich inakzeptabel ist.
  • Setze klare Grenzen. Wenn deine Eltern sie nicht respektieren, schlecht reagieren oder sich selbst zum Opfer machen und sagen, dass du sie im Stich lässt, versuche, nicht in ihre Falle zu tappen.

Wie auch immer deine Situation ist, versuche mit deinen Eltern klar und selbstbewusst darüber zu sprechen, wie du die Dinge geregelt haben willst. Betone, dass es nur zum Besten aller ist. Zu guter Letzt solltest du daran arbeiten, den Schmerz aus all den Jahren der Manipulation zu überwinden.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.