Kinder geraten nicht draußen auf die schiefe Bahn, sondern zu Hause

Kinder geraten nicht draußen auf die schiefe Bahn, sondern zu Hause

Letzte Aktualisierung: 20. Juni 2017

Kinder geraten nicht erst draußen auf die schiefe Bahn, sondern bereits in ihrem eigenen Zuhause, in dem der Vater fehlt, in dem die Mutter immer beschäftigt ist, die Bedürfnisse der Kinder keine Beachtung finden und in dem ihnen nicht beigebracht wird, mit Frustgefühlen umzugehen. Ein Jugendlicher kommt vom rechten Weg ab, wenn ihm in seiner Kindheit Zuneigung und Liebe gefehlt hat, die ihm hätte zeigen sollen, woran man sich orientieren kann, und die ihm eine Stütze hätte sein sollen.

Zu Beginn wollen wir gleich klarstellen, dass es immer Ausnahmen gibt. Natürlich gibt es auch Kinder mit unangemessenen Verhaltensweisen, die in einem harmonischen Zuhause groß geworden sind, und es gibt auch verantwortungsvolle Jugendliche, denen es gelungen ist, Abstand von einem nicht intakten Familienleben zu nehmen.

„Sät in euren Kindern den Samen guter Ideen, auch wenn sie sie heute noch nicht verstehen, wird die Zukunft dafür sorgen, dass sie aufblühen werden.“

Maria Montessori

Doch so seltsam es auch erscheinen mag, kann eine Mutter oder ein Vater nicht immer akzeptieren, welche Verantwortung die Eltern tragen. Wenn ein Kind beispielsweise ein aggressives Verhalten in der Schule zeigt und der Lehrer Kontakt mit den Eltern aufnimmt, kommt es häufig vor, dass die Familie das Schulsystem, die Schule, den Lehrer und das Umfeld beschuldigt, das Kind „nicht erziehen zu können“, da sie seine Bedürfnisse nicht verstehen und unangemessene Strategien anwenden würden.

Natürlich sollten wir dabei nicht vergessen, dass nicht nur die Eltern an der Erziehung eines Kindes beteiligt sind , sondern auch die Schule, die Medien, soziale Organismen, etc. Doch es ist die Aufgabe der Familie, dem Kind Respekt beizubringen, sein Selbstwertgefühl zu stärken und ihm die Wichtigkeit von Empathie aufzuzeigen.

Wir möchten dich dazu einladen, mit uns darüber nachzudenken.

Kinder – das wichtigste Vermächtnis für unsere Zukunft

Der britische Schriftsteller Herbert George Wells sagte einmal, dass das Heranziehen der Zukunft Hand in Hand mit der eigenen Katastrophe gehe. In seinem berühmten Werk Die Zeitmaschine  visualisierte er, dass die Menschheit im Jahr 802.701 in zwei Gesellschaftstypen unterteilt wäre. Eine von ihnen wären die Eloi, die an der Oberfläche wohnen würden. Eine Bevölkerungsgruppe ohne Schriftstücke, Empathie, Intelligenz und physische Kraft.

Wells meinte, der Erziehungsstil, der zu seiner Zeit gepflegt wurde, hätte bereits aufgezeigt, in welche Richtung sich die Welt entwickeln würde. Dieser Stil sei der Beginn des Schubladendenkens, der Wettbewerbsfähigkeit, der Finanzkrisen, der mangelnden Zeit der Eltern, ihre Kinder zu erziehen, und des absoluten Desinteresses für die kindliche Neugierde oder des damit einhergehenden Wunsches, etwas zu lernen, gewesen. Das hat dazu geführt, dass dieser berühmte Schriftsteller bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts nichts Gutes für zukünftige Generationen erahnte.

Es geht dabei nicht darum, den Pessimismus zu schüren, sondern auf ein mögliches Problem aufmerksam zu machen und einen Verantwortungssinn zu entwickeln. Viele Therapeuten, Schulpsychologen und Pädagogen beschweren sich über die fehlende familiäre Unterstützung, wenn es darum geht, einzuschreiten, wenn ein Jugendlicher auffällig wird oder ein Kind emotionale Probleme oder Lernschwächen zeigt.

Wenn es keine richtige Zusammenarbeit gibt, eine Mutter oder ein Vater keine Autoritätsperson mehr ist oder sich gegen einen Lehrer oder Psychologen stellt, so hat das zur Folge, dass das Kind, noch weiter auf die schiefe Bahn gerät. Es wird sich noch mehr aufbäumen und an anderen Stellen das suchen, was es zu Hause nicht findet und was ihm das Bildungssystem ebenfalls nicht hat geben können.

Schwierige Kinder, vielbeschäftigte Eltern und widersprüchliche Gefühle

Es gibt schwierige und fordernde Kinder, die sich gern als Tyrann aufspielen, und es gibt Jugendliche, die unfähig sind, Verantwortung zu übernehmen, und die von anderen festgelegten Grenzen überschreiten, sodass manche von ihnen sogar kriminell werden. Wir alle kennen mehr als einen solcher Fälle und dennoch muss uns eines bewusst sein: Das ist nichts Neues. Nichts davon wird durch das Internet, durch Videospiele oder ein nachgiebiges Bildungssystem verursacht.

„Bevor man einem Kind beibringt, zu lesen, sollte man ihm beibringen, was Liebe und Wahrheit sind.“

Mahatma Gandhi

Erstens ist es doch so, dass diese Kinder universelle Bedürfnisse und Verhaltensweisen aufweisen, die in der heutigen Zeit immer kontextbezogen behandelt werden. Zweitens geht es darum, dass jeder Einzelne von uns seinen Teil der Verantwortung übernehmen muss, sei es als Elternteil, Erzieher, Lehrer oder sozialer Akteur. Drittens – und dieser Punkt ist genauso wichtig – müssen wir verstehen, dass Kinder zweifellos unsere Zukunft sind, doch zuallererst sind sie die Kinder ihrer Eltern.

Wichtige Bestandteile einer fundierten Erziehung

Wenn ein Lehrer eine Mutter oder einen Vater anruft, um sie oder ihn über das unangemessene Verhalten des Kindes zu informieren, ist das Erste, woran die Familie denkt, dass die Liebe, die sie für ihr Kind empfinden, verurteilt wird. Aber das stimmt nicht. Manchmal wird diese Zuneigung, diese ehrliche Liebe verzerrt projiziert.

  • Ein Kind zu lieben bedeutet nicht, ihm alles zu geben, was es will, ihm sämtliche Hürden aus dem Weg zu räumen oder zu versuchen, dass ihm nie etwas Negatives widerfährt. Die wahre Liebe führt das Kind und lehrt ihm, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen, mit Frust umzugehen und wann es angebracht ist, nein zu sagen.
  • Eine gute Erziehung lässt auch die Gefühlswelt nicht außer acht und weiß, wie wichtig Geduld ist. Ein forderndes Kind wird sein Verhalten nicht ändern, wenn man es anschreit oder zwei Stunden allein in sein Zimmer sperrt. Was es braucht und wofür es dankbar ist, ist, mit Worten beachtet zu werden, neue Impulse zu erhalten, Beispiele und Antworten auf seine wissbegierig gestellten Fragen zu bekommen.

Darüber hinaus müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass es in dieser Zeit, in der viele Mütter und Väter lange arbeiten müssen und es nicht leicht haben, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bekommen, wichtig ist, wie wir die Zeit mit unseren Kindern nutzen. Allein auf den Zeitumfang kommt es nicht an.

Eltern, die auf die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Kinder eingehen, für sie da sind, um sie zu leiten, ihnen den Weg aufzuzeigen und ihre Interessen zu fördern, Träume und Hoffnungen zu unterstützen, sind die Menschen, die bei ihnen eine Spur hinterlassen und somit vermeiden, dass sie auf die schiefe Bahn geraten.

Gute Kinder werden gute Erwachsene

Wir leben in einer Welt, in der Krieg und Frieden Seite an
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Bildmaterial mit freundlicher Genehmigung von A. Varela


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.