Kim Peek: Sein Leben inspirierte die Geschichte von Rain Man

Die Lebensgeschichte von Kim Peek beweist, dass wir nur sehr wenig über unser Potenzial und unsere Grenzen wissen. Seine Geschichte liefert den Beweis dafür, dass unsere Realität paradox ist: Jeder Mensch hat Begrenzungen, die aber großartige Vorzüge bieten können.
Kim Peek: Sein Leben inspirierte die Geschichte von Rain Man
Sergio De Dios González

Geprüft und freigegeben von dem Psychologen Sergio De Dios González.

Geschrieben von Edith Sánchez

Letzte Aktualisierung: 12. Juli 2023

Die faszinierende Lebensgeschichte von Kim Peek erinnert uns daran, dass alle Menschen auf wundervolle Weise verschieden und einzigartig sind. Die ganze Welt kannte ihn, da der berühmte Film Rain Man von seiner Begabung und auch der Tragik seiner Geschichte erzählte.

Der “echte Rain Man”, Kim Peek, inspirierte die Haupthandlung und das Drehbuch des Films. Allerdings verlief sein Leben anders, als dies im Film dargestellt wurde. Diese Filmproduktion war nicht nur ein Meilenstein in der Filmgeschichte, sondern auch im Leben des Mannes, der diese Geschichte inspiriert hat.

Möglicherweise ist die Lebensgeschichte von Kim Peek sogar interessanter als die Geschichte von Rain Man. Sie war zumindest so interessant, dass schätzungsweise mehr als zwei Millionen Menschen nach ihm gesucht haben und Kontakt mit ihm aufnehmen wollten. Darüber hinaus wurden zahlreiche Dokumentationen über Kim Peek gedreht. Sogar die NASA wollte mehr über diesen freundlichen Mann erfahren. Sie wollte verstehen, warum er einen der besten Filme des 20. Jahrhunderts inspiriert hatte.

“Du brauchst keine Behinderung, um anders zu sein.”

-Kim Peek-

Kim Peek: ein geistig Behinderter?

Peek wurde im Jahr 1951 geboren und gleich nach der Geburt wurde bei ihm eine geistige Behinderung diagnostiziert. Er kam mit einer Behinderung zur Welt. Daher rieten alle behandelnden Ärzte, ihn in ein spezialisiertes Betreuungsheim zu geben. Aber seine Eltern waren nicht damit einverstanden. Sie wollten Kim bei sich behalten und so wuchs er bei seiner Familie auf.

Kim Peek litt an Makrozephalie, daher konnte er sich nicht normal entwickeln. Sein Gehirn war übermäßig groß und der Corpus callosum, jener Bereich, der die beiden Hemispheren des Großhirns miteinander verbindet, fehlte. Daher wurde ihm nur eine geringe Lebenserwartung prognostiziert.

Dennoch erkannten Kims Eltern sehr früh, dass ihr Sohn nicht wie alle anderen war. Er war etwas Besonderes. Im Alter von nur einem Jahr konnte er sich jedes Buch merken, das ihm vorgelesen wurde. Die Eltern waren von seiner Begabung so überrascht, dass sie nicht wussten, wie sie damit umgehen sollten.

Kim Peek - Bücher

Sein faszinierendes Gehirn

Kim Peeks Eltern stellten fest, dass er unzählige Informationen erlernen und sich merken konnte. Dabei mussten sie ihm alles nur einmal vorlesen. Wenn er selber ein Buch gelesen hatte, dann legte er es weg und musste es nie wieder in die Hand nehmen. Er brauchte es nicht mehr, weil er den Inhalt vollständig auswendig gelernt hatte.

Im Alter von nur drei Jahren lernte er, ein Wörterbuch zu benutzen. Er las die Wortbedeutungen und lernte diese sofort. Vermutlich hat er im Laufe seines Lebens die beeindruckende Anzahl von 9.000 Büchern auswendig gelernt. Außerdem konnte er eine Seite mit dem rechten Auge und gleichzeitig eine andere Seite mit dem linken Auge lesen. Dies gelang ihm in einer unglaublichen Geschwindigkeit: er las zwei ganze Seite innerhalb von zehn Sekunden.

Darüber hinaus konnte Kim innerhalb kürzester Zeit sehr komplexe mathematische Berechnungen durchführen. So hat er beispielsweise die Spalten des Telefonbuchs in wenigen Sekunden nur zu seiner Unterhaltung addiert. Daher war er als Erwachsener auch dazu in der Lage, die Buchhaltung eines ganzen Unternehmens ohne Taschenrechner, Papier oder Stift zu erledigen.

Kim Peek - Gehirn

Kim Peek: ein schönes Leben

Im Gegensatz zum “Rain Man” im Film war Kim ein sehr liebevoller Mensch. Er genoss soziale Kontakte und reagierte verständnisvoll und einfühlsam auf jeden, der mit ihm kommunizierte. Trotz seines unglaublichen Gedächtnisses war er aber nicht in der Lage, Schlussfolgerungen aus den Informationen zu ziehen, die er gelesen hatte. Auch sein mathematisches Wissen konnte er nur auf die Analysis anwenden.

Darüber hinaus litt er unter verschiedenen motorischen Störungen. Erst im Alter von vier Jahren lernte er das Laufen. Außerdem erreichte er das Erwachsenenalter und war nach wie vor nicht in der Lage, sich sein Hemd zuzuknöpfen oder seine Schuhe zu binden.

Barry Morrow, der Drehbuchautor von Rain Man, traf ihn zufällig bei einer Veranstaltung für Menschen mit besonderen Einschränkungen und Fähigkeiten. Über dieses Thema hatte Morrow bereits ein Skript geschrieben. Dennoch änderte seine Begegnung mit Kim alles.

Dieses Treffen veranlasste ihn dazu, das Drehbuch zu Rain Man zu schreiben. Auch Dustin Hoffman, der die Rolle des Rain Man im gleichnamigen Film spielte, traf Kim Peek und brachte mehrfach seine Bewunderung für ihn zum Ausdruck. Als er den Oscar für die beste männliche Hauptrolle gewann, bedankte er sich in seiner Rede bei Peek für dessen wertvollen Beitrag zu diesem Film.

Aber auch für Kim Peek selber änderte sich das Leben und der Ruhm klopfte an seine Tür. Sein Vater sagt, dass dies einen sehr positiven Einfluss auf sein Leben hatte, da er viele Freundschaften schließen konnte. Dieser wundervolle Mann kam auf die Welt, um uns etwas über menschliche Paradoxa beizubringen. Leider erlitt er im Jahr 2009 einen Herzstillstand und verstarb im Alter von 58 Jahren.

“Wenn wir die Unterschiede in anderen erkennen und respektieren und jeden so behandeln, wie wir von ihm behandelt werden möchten, dann wird das dazu beitragen, dass unsere Welt ein besserer Ort für uns alle wird.”

-Kim Peek-


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  • Muñoz-Yunta, J. A., Ortiz-Alonso, T., Amo, C., Fernández-Lucas, A., Maestú, F., & Palau-Baduell, M. (2003). El síndrome de savant o idiot savant. Rev Neurol, 36(Supl 1), S157-61.

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