Kann man Kreativität lehren?

Wahrscheinlich verbindest du Kreativität mit der Schaffung von etwas Schönem auf künstlerische Weise, aber sie ist viel mehr als das. Du kannst und solltest auch in anderen Bereichen deines Lebens kreativ sein.
Kann man Kreativität lehren?
María Vélez

Geschrieben und geprüft von der Psychologin María Vélez.

Letzte Aktualisierung: 12. Januar 2023

Bei Kreativität denken wir an die spontane Inspiration, die ein Künstler dazu bewegt, ein außergewöhnliches Werk  zu schaffen. Diese Fähigkeit ist dem Menschen angeboren. Auch wenn sie oft spontan und natürlich entsteht, kann die Kreativität ebenfalls durch einen organisierten Prozess provoziert werden. Die Antwort auf die Frage, ob man Kreativität lehren kann, lautet deshalb Ja.

Der Begriff wurde von Guilford vor mehr als einem halben Jahrhundert geprägt, und seine Definition hat auch heute noch Gültigkeit. Diesem Autor zufolge bezeichnet Kreativität die Fähigkeit, etwas Neues und Wertvolles zu tun oder zu schaffen.

Dieser Gedanke lässt sich auf jede Handlung und alle Lebensbereiche anwenden. Du kannst unter anderem künstlerisch kreativ sein, jedoch auch bei der Problemlösung oder der Formulierung einer Theorie.

Kann man Kreativität lehren?

Ist Kreativität angeboren oder erworben?

Nur wenige Experten bezweifeln, dass die Fähigkeit, kreativ zu sein, allen Menschen mehr oder weniger angeboren ist. Über diesen Ausgangspunkt oder die genetische Veranlagung hinaus sind sich die meisten ebenfalls einig, dass es Möglichkeiten gibt, zu lernen, originell, flexibel oder sensibel zu sein. Dies sind die wesentlichen Fähigkeiten, die der Kreativität zugrunde liegen. Diese Kompetenz ist also erfahrungsabhängig und wird durch Herausforderungen motiviert und gestärkt.

Andere Autoren hingegen argumentieren, dass alle Kinder von Natur aus kreativ sind. Es ist bekannt, dass Kinder zwischen 3 und 5 Jahren eine Phase des ständigen Hinterfragens und divergenten Denkens durchlaufen. Dieser Lebensabschnitt ist von großer Kreativität geprägt, die zusätzlich gefördert werden kann. Viele Experten sind der Meinung, dass die Kreativität schließlich im Laufe des Lebens abnimmt oder sogar verloren geht.

Es handelt sich um einen sehr komplexen Prozess, der jedoch auf jeden Fall trainiert werden kann. Und was gelernt werden kann, kann auch gelehrt werden. Dazu ist es wichtig, eine kreative Einstellung (Fantasie, Neugier, Kritikfähigkeit…) sowie Selbstvertrauen, Eigeninitiative, Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen zu entwickeln.

“Kreativität ist ansteckend. Verbreite sie.”

Albert Einstein

Experten empfehlen beim Unterrichten von Kreativität die Berücksichtigung folgender Aspekte:

  • Der Unterricht sollte sich an den Interessen des Einzelnen orientieren und seine Fähigkeiten berücksichtigen.
  • Methoden zur Simulation, Beratung und Entdeckung sind wichtig.
  • Vorstellungskraft und Neugier müssen im Unterricht grundsätzlich gefördert werden.
  • Der integrierte Einsatz von verschiedenen Materialien, Ideen, Methoden und Medien sollte möglich sein.
  • Entdecken, erforschen und experimentieren: Im Grunde geht es darum, neue Herausforderungen zu finden und Bedürfnisse und Ressourcen zu entdecken.
  • Es ist ebenfalls wesentlich, die Selbsteinschätzung und Selbstkritik anzuregen, um festzustellen, ob das Ergebnis nützlich und wertvoll ist.
  • Aneignung von spezifischem Wissen, das für den kreativen Prozess nützlich ist.
  • Der Unterricht muss vermitteln, dass Kreativität von Motivation und Anstrengung abhängt.
  • Es ist wichtig, grundlegende Fähigkeiten wie Sprache, Problemlösung und Zielorientierung zu trainieren.
  • Nicht zu vergessen ist die Förderung des Vertrauens und des Ausdrucks der eigenen Ideen.
  • Und natürlich muss der Unterricht Möglichkeiten bieten, kreative Prozesse in Gang zu setzen, die in einem ausgewogenen Verhältnis von Freiheit und Struktur stehen.
Kreativität lehren

Kreativität lehren und lernen: Kann jeder kreativ sein?

Wenn wir die Frage beantworten, ob man Kreativität lehren oder lernen kann, müssen auch andere Faktoren erwägt werden, die ein Hindernis darstellen könnten.

Einerseits können Erfahrungen Denkstrukturen verstärken, die keine abweichenden Handlungs- oder Ausdrucksweisen zulassen. Konvergentes Denken bedeutet, Dinge nur auf eine bestimmte Weise auszuführen. In diesem Sinne ist es wichtig, die Bedeutung des Ergebnisses und den Mehrwert zu betonen, den ein kreativerer Prozess mit sich bringen kann.

Zweitens erhält die extrinsische Motivation besondere Belohnung und Verstärkung, da sie dazu dient, sich an ein Umfeld anzupassen, das geschlossenen und stabilen Parametern folgt, beispielsweise wenn du gute Noten bekommst oder von einem Vorgesetzten beglückwünscht wirst. Um die Kreativität und Vorstellungskraft zu fördern, ist es jedoch notwendig, neue Wege zu gehen, neue Optionen zu finden. Deshalb gilt es, die intrinsische Motivation zu finden und zu fördern.

Schließlich führt das menschliche Bedürfnis, sich mit einer Gruppe von Gleichaltrigen zu identifizieren, zur Entwicklung von Verhaltensweisen und Einstellungen, die denen anderer ähneln. Um Kreativität lehren und fördern zu können, ist es daher notwendig, mit einer Erziehung zu beginnen, die zur Selbstständigkeit motiviert und die Entwicklung von Einstellungen und Eigenschaften ermöglicht, die einzigartig sind.


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  • Pérez Alonso-Geta, M. (2009). Creatividad e innovación: una destreza adquirible. Teoría de la Educación, 21(1), 179-198.

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