Kâlâma-Sutta: Lehrrede des Buddha, eine Lektion in Psychologie
Die Kâlâma-Sutta ist eine Lehrrede des Buddha, die zu den wichtigsten traditionellen Texten des Buddhismus zählt, auch wenn sie nicht so bekannt ist wie die “Vier edlen Wahrheiten” oder “Der edle achtfache Pfad“. Für die Psychologie ist dieser Text von unbestreitbarem Interesse.
Die Lehren des Kâlâma-Sutta ermutigen das Individuum, sich ein eigenes Urteil zu bilden und einen kritischen Sinn zu entwickeln. Das bedeutet unweigerlich, dass wir viele unserer kognitiven Voreingenommenheiten und fehlerhaften Denkschemata ausschalten müssen. Diese Lehrrede des Buddhas, die uns in einer Reihe von Sutras vorliegt, stellt für die Psychologie einen höchst interessanten Schmelztiegel dar.
Es ist interessant, über die Berührungspunkte zwischen den beiden Sphären nachzudenken. Denn wenn wir über die Beiträge des Buddhismus zur Psychologie sprechen, gehen wir weit über Achtsamkeit hinaus. Schließlich verfolgen beide Strömungen fast dieselben Ziele: die Linderung von Leid und die Förderung des Wohlbefindens.
Von allen Beiträgen des Buddha ist die Kâlâma-Sutta aus mehreren Gründen der innovativste und interessanteste Text. Wir laden dich heute ein, mehr darüber zu erfahren.
“Glaube an nichts, egal wer es gesagt hat, selbst wenn ich es gesagt habe, wenn es nicht zu deiner eigenen Vernunft und deinem gesunden Menschenverstand passt.”
Buddha
Kâlâma-Sutta, die Lehren des Buddha
Die Kâlâma-Sutta hat ihren Ursprung in einem ganz bestimmten Moment: Buddha kommt durch das Dorf Kesaputta und wird von den Dorfbewohnern, einem Clan namens Kâlâmas, empfangen. Diese Menschen bitten ihn um Hilfe. Sie erzählen ihm, dass viele sogenannte spirituelle Führer durch das Land ziehen. Sie alle predigen ihre verschiedenen Wahrheiten und Lehren.
Die Kâlâmas fragen ihn: “Wem soll man noch glauben, wenn so viele versuchen, mit ihren Ratschlägen, Predigten und religiösen Ansichten zu überzeugen? Buddha hält dann seine Lehrrede, die später im Pali-Kanon, dem Lehrwerk des Theravâda-Buddhismus schriftlich festgehalten wurde.
Die Wichtigkeit des kritischen Denkens
Was Buddha als Nächstes tut, ist etwas sehr Grundlegendes und gleichzeitig Inspirierendes. Er listet nacheinander die Kriterien auf, die zu erkennen geben, welche Lehren falsch und welche wahr sind. Das Wichtigste ist, so betont er, dass man nicht alles, was man hört, blind glauben sollte. Eine Sache, die der Mensch vermeiden muss, ist die passive, ungefilterte Akzeptanz.
Um Scharlatane von denjenigen zu unterscheiden, die hilfreiche Ideen verbreiten, ist die eigene Erfahrung ein guter Ratgeber. Buddha empfiehlt, jedes gehörte Wort mit Achtsamkeit zu analysieren und den gesunden Menschenverstand und die Logik darin zu finden. Allerdings, und das ist vielleicht der wichtigste Punkt, müssen wir auch bedenken, dass wir uns nicht immer auf unseren eigenen Verstand verlassen können. Denn auch wir verstärken manchmal falsche Sichtweisen und unlogische geistige Filter.
Im Wesentlichen legt die Kâlâma-Sutta die Prinzipien fest, die Wahrheitssuchende befolgen müssen. Es geht darum, diese zu nutzen, um die Sprache und die Realität, die uns umgeben, zu beurteilen. Wie wir daraus ableiten können, ist dieser Ansatz für die Psychologie von großem Interesse.
Die psychologischen Lehren der Kâlâma-Sutta
Die Kâlâma-Sutta fordert die Menschen zu einer ganz bestimmten Strategie auf: den Filter der Realität anzuwenden. Dies ist ein weitverbreitetes Mittel in der kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) und fordert uns auf, den Wahrheitsgehalt vieler unserer Gedanken und Denkschemata zu analysieren. Tatsächlich war dieser “Realitätstest” auch ein Mittel, das Sigmund Freud einst verwendete.
Schauen wir uns die Lehren genauer an, die Buddha in seiner Rede dem Clan der Kalâmas mit auf den Weg gab:
- Glaube nicht blind alles, was du hörst. Außerdem solltest du etwas nicht für wahr halten, nur weil es schon oft wiederholt wurde.
- Vermeide es, einer Tradition blind zu folgen, nur weil sie seit Generationen praktiziert wird. Überlege zunächst, ob diese Praktiken zu deinen Interessen und Bedürfnissen passen.
- Schenke Gerüchten keinen Glauben und stelle keine naiven Vermutungen an.
- Versuche, keine voreiligen Schlüsse aus dem zu ziehen, was du siehst und hörst.
- Äußerlichkeiten sind nicht alles. Lass dich nicht davon beeinflussen, was andere zeigen. Vielleicht täuschen sie dich.
- Hüte dich davor, eine Idee für wahr zu halten, nur weil sie dir Trost spendet oder mit deiner Meinung übereinstimmt. Manchmal müssen uns große Enthüllungen herausfordern.
- Lass dich nicht von bestimmten Dingen überzeugen, nur weil sie dir von deinem spirituellen Lehrer gezeigt werden. Denke immer darüber nach, was dir übermittelt wird.
Wenn wir diese Lektionen analysieren, sind sie eine echte Ressource, um viele logische Irrtümer und kognitive Verzerrungen zu entschärfen. Es ist also eine interessante und aufschlussreiche Perspektive, die die Psychologie selbst später in ihre Grundlagen aufnahm. Wir sollten auch eine andere Tatsache nicht übersehen: Die Kâlâma-Sutta ist dafür bekannt, dass sie zu freier Nachforschung auffordert, um uns von allen Formen von Bigotterie, Dogmatismus und Intoleranz zu befreien. Und das ist im Moment entscheidend.
Literatur:
Saber Uddiyan (2013): Kâlâma-Sutta. The Rediscovery of Conscience. Vajra Publications
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Soma Translator Thera (1959) Kalama Sutta the Buddha’s Charter of Free Inquiry. Buddhist Publication Society
- Kalama Sutta: The Rediscovery of Conscience. Vajra Publications