Ist Langeweile in der Beziehung normal?
Langeweile in der Beziehung ist genauso normal, wie das Gefühl von Langeweile in deinem Job, deiner Familie, bei Verpflichtungen oder bei jeder anderen wiederkehrenden Routine in deinem Leben. Zunächst gibt es keinen Grund, dich für diesen Zustand zu bedauern.
Außerdem wird dadurch auch nicht deine ganze Welt zusammenbrechen oder dein Leben enden. Viele Menschen empfinden das Gefühl von Langeweile als etwas ausschließlich Negatives, aber diese Sichtweise ist nicht ganz richtig. Jeder von uns langweilt sich von Zeit zu Zeit, auch die Besten und Aktivsten unter uns tun dies von Zeit zu Zeit.
Langeweile lässt sich als Zustand beschreiben, in welchem du überhaupt kein Interesse an irgendetwas und keinerlei Motivation verspürst. Etymologisch betrachtet, beschreibt dieses Substantiv ein Gefühl des Nichtausgefülltseins, des Überdrusses und mangelnder Abwechslung.
Wenn du dich von Zeit zu Zeit mit deinem Lebenspartner, deinen Freunden oder in deinem Job langweilst, dann ist das völlig normal. Allerdings kann dies in gewissen Fällen aber auch ein Hinweis auf Probleme sein. Dabei ist der Zustand der Langeweile lediglich die Folge, nicht aber das eigentliche Problem. Es ist genau wie in der Dunkelheit, in der du das Licht nur noch mehr zu schätzen weißt und vice versa.
“Langeweile ist ein Anzeichen für befriedigte Ignoranz, abgestumpfte Auffassungsgabe, wenig Anteilnahme, schwerfälliges Verständnis, schwache Aufmerksamkeit und unwiderbringliche Charakterschwäche. Langeweile ist das Gefühl, dass alles Zeitverschwendung ist; Gelassenheit ist das Gefühl, dass nichts ist.”
-James Bridie-
Einige Gedanken über Langeweile
Langeweile ist “der Bruder der Depression, der eine andere Mutter hat”. Es ist ein Zustand, in dem du dich unwohl und oftmals auch traurig fühlst. Er kann bewirken, dass du dir viele Fragen stellst und dir Gedanken über den wirklichen Sinn des Lebens machst. Wenn du zu viel Zeit mit diesen Überlegungen verbringst, dann kann es passieren, dass du daran verzweifelst.
Isaac Asimov sagte voraus, dass Langeweile die größte Krankheit unserer heutigen Zeit werden würde. Warum ausgerechnet in unserer heutigen Zeit? Gab es denn vorher keine Langeweile? Es gab sie auch. Vielleicht ist der einzige Unterschied der, dass dieses Gefühl im Laufe der Zeit einen so schlechten Ruf bekommen hat. Mit Langeweile wird heute etwas Negatives assoziiert. Und da wir im Zeitalter des “positiven Denkens” leben, ist etwas Negatives nicht akzeptabel.
Üblicherweise empfinden wir Langeweile, wenn wir uns mit Dingen beschäftigen, die uns keinen Spaß machen. Genauer gesagt, ist Langeweile das Gegenteil der aktiven und freudvollen Realität. Viele Menschen werden unruhig, wenn sie zu viel Routine in ihrem Leben haben und ihre Aktivitäten sich fortlaufend wiederholen. Außerdem kann das Fehlen von Zielen, auf die man hinarbeiten kann oder auch Ziele, die nicht herausfordernd, attraktiv oder bedeutungsvoll sind, zu diesem Zustand führen.
Langeweile in Beziehungen
Wenn du in deiner Beziehung Langeweile verspürst, dann solltest du dieses Warnzeichen ernst nehmen. Der erste Gedanke, der dir in diesem Zusammenhang kommen kann, ist der, dass die Liebe vorüber ist. Tatsächlich gibt es in Beziehungen oftmals sowohl Liebe als auch Langeweile, sie können nebeneinander existieren. Obwohl diese beiden Gefühle gegensätzlich erscheinen mögen, sind sie es in Wahrheit gar nicht.
Es kommt sehr häufig vor, dass Menschen nach einigen Jahren oder auch nur wenigen Monaten des Zusammenlebens eine gewisse Langeweile verspüren. Studien zu diesem Thema haben ergeben, dass der kritische Zeitpunkt in Beziehungen zwischen dem vierten und siebten Jahr liegt, da das Gehirn zu diesem Zeitpunkt die Ausschüttung von Dopamin und anderen Substanzen, die das Verliebtsein auslösen, einstellt. Aus biologischer Sicht sind wir dann bereit dazu, unseren Co-Elternteil zu verlassen, weil wir sicher sind, dass unsere Gene überleben werden.
Aus psychologischer Sicht ist Langeweile in einer Beziehung ein Anzeichen dafür, dass die Phase der romantischen Liebe vorüber ist. Eine Studie von Sandra L. Murray, Dale W. Griffin und John G. Holmes hat ergeben, dass die Wahrscheinlichkeit für Langeweile umso geringer ist, je idealisierter die vorangegangene Phase des Verliebtseins war.
Das Verlangen nach Zuneigung
Wenn sich zwei Menschen ineinander verlieben, dann entsteht unmittelbar ein starkes Verlangen nach Zuneigung. Zu Beginn einer Liebesbeziehung entsteht in uns sehr oft das Gefühl, dass sich unser Leben durch diese Verbindung erweitert und durch sie bereichert wird. Dieser Zustand wird als eine Art psychologisches Erwachen empfunden, welches von vielen sehr angenehmen Gefühlen begleitet wird.
Darüber hinaus haben wir das Bedürfnis nach Schutz und Wohlbefinden. Damit einhergehend kann gleichzeitig eine Verlustangst auftreten. Es erscheint daher sehr plausibel, dass wir dem von uns geliebten Menschen nahe sein wollen. Wenn beide Partner diese Gefühle gegenseitig füreinander empfinden, dann verringern sich auch die Ängste.
Was diese Gefühle also letztendlich zeigen, ist unser starkes Bedürfnis nach einer Verbindung mit dem Menschen, für den wir Zuneigung und Liebe empfinden.
Veränderungen sind normal
Im Laufe der Zeit nehmen die Gefühle des persönlichen Wachstums und des psychologischen Erwachens allmählich ab. Was zu Beginn der Beziehung für uns noch außergewöhnlich und aufregend war, wird zunehmend normal und vertraut. Auch das berauschende Gefühl, welches durch das Neue erzeugt wurde, verschwindet nach einiger Zeit.
Gleichermaßen nimmt auch der Enthusiasmus und der Rausch der angenehmen Empfindungen und Wahrnehmungen, den wir zu Beginn der Beziehung empfunden haben, deutlich ab. Genau an diesem Punkt kann sich dann Langeweile in einer Beziehung einstellen.
Bedenke, dass sich eine Beziehung nie mehr so anfühlen wird, wie sie sich zu Beginn angefühlt hat. Alles verändert sich im Laufe der Zeit, das ist normal. Allerdings bedeutet das nicht automatisch, dass alles schlecht und langweilig werden muss.
Es gibt viele Möglichkeiten, wieder neuen Schwung in eine Beziehung zu bringen und die Leidenschaft und die Begeisterung füreinander wieder neu zu erwecken. Dazu solltest du bei dir selber anfangen. Bist du vielleicht selber langweilig geworden? Wenn das auf dich zutrifft, dann solltest du dir ein paar neue, schöne Dinge ausdenken, mit denen du wieder mehr Gemeinsamkeit mit deinem Partner erzeugen kannst.
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- Salgado, C. (2003). El desafío de construir una relación de pareja. Editorial Norma.