Hans Eysencks Modell der individuellen Unterschiede
Hans Jürgen Eysenck ist einer der bekanntesten Namen in der Geschichte der Psychologie. Wer sich mit ihm beschäftigt, kommt schnell zu dem Schluss, dass er Psychologie in die Welt der Wissenschaft befördert habe. Daher wird er oft als “Vater der Psychologie” bezeichnet.
Eysenck wurde 1916 in Berlin geboren. Als Hitler an die Macht kam, entschloss sich Eysenck, der NSDAP nicht beizutreten, und floh nach England. Dort studierte er Psychologie an der University of Exeter. Später arbeitete er am Mill Hill Emergency Hospital in London (ebenfalls England, Vereinigtes Königreich), wo er Soldaten psychiatrisch behandelte.
“Persönlichkeit ist die mehr oder weniger stabile und dauerhafte Organisation des Temperaments, des Intellekts und des Körpers einer Person, die ihre einzigartige Anpassung an die Umgebung bestimmen.”
Hans Jürgen Eysenck
Eysenck wurde später Professor am University College London, wo er seine Theorie formulierte. Klassische Behavioristen wie Iwan Pawlow und John Watson inspirierten Eysencks Arbeit, der in seiner Arbeit die genetischen und physiologischen Faktoren der Persönlichkeit hervorhebt. Er interessierte sich auch dafür, wie man Verhalten messen kann.
Hans Eysencks Persönlichkeitstheorie
Es wurde vielfach spekuliert, dass die Theorie von Hans Jürgen Eysenck enger mit der Untersuchung des Temperaments als mit der Persönlichkeit zusammenhänge. Trotzdem wurde sie als Persönlichkeitstheorie bekannt. Interessanterweise stützte sich Eysenck anfangs auf die vier Temperamente, wie sie Galen definierte: Sanguiniker, Choleriker, Melancholiker und Phlegmatiker.
Grundsätzlich hatte Eysenck vorgeschlagen, dass jeder Mensch bestimmte Eigenschaften habe, die über die Zeit stabil bleiben. Die Konfiguration des Nervensystems jeder Person sei dabei ein entscheidender Faktor. Jeder Mensch habe ein Nervensystem mit einer einzigartigen genetischen und physiologischen Ausstattung. Folglich sei jedes Individuum anders.
Eysenck berücksichtigte aber auch soziokulturelle Einflüsse auf die Persönlichkeit. Trotzdem glaubte er, dass biologische Faktoren für Persönlichkeitsunterschiede relevanter seien. Ein diesbezüglicher Aspekt, der ihn von anderen Psychologen unterschied, war sein Interesse an einer empirischen Basis für seine Theorie. Daher führte er eine Reihe von Experimenten durch, um seine Theorie zu testen. Diese Tests haben die Psychometrie enorm vorangebracht.
Eysencks Persönlichkeitstheorie: die drei Hauptdimensionen
Hans Jürgen Eysenck behauptete, dass es drei primäre Dimensionen der Persönlichkeit gebe, die durch das Erbe bestimmt seien und sich physiologisch manifestieren. Er glaubte, man könne sie messen, indem man die Reaktion des autonomen Nervensystems beobachte.
Eysenck definierte also die drei grundlegenden Dimensionen der Persönlichkeit sowie deren Struktur und Merkmale. Diese drei Dimensionen lauten:
- Extraversion (gegenüber der Introversion): Merkmale wie Vitalität, Impulsivität, Geselligkeit, Dynamik, Dominanz, Dogmatismus und Drang zur Neugier entsprechen dieser Dimension.
- Neurotizismus (gegenüber der emotionalen Stabilität): Diese Dimension umfasst Merkmale wie Schüchternheit, Irrationalität, Emotionalität, geringes Selbstwertgefühl, Angstzustände, Schuldgefühle und Instabilität.
- Psychotik (gegenüber der Normalität): Merkmale wie Aggressivität, Kälte, Grausamkeit, Egozentrismus und Schwierigkeiten, Empathie zu empfinden, fallen in diese Kategorie.
Für Eysenck hing die Entwicklung dieser Merkmale von der Erregung oder Hemmung des Kortex ab. Mit anderen Worten, grundlegende Persönlichkeitsmerkmale werden durch biologische Faktoren bestimmt.
Die Transzendenz von Eysencks Persönlichkeitstheorie
Hans Jürgen Eysencks radikale Haltung in Bezug auf den Behaviorismus machten ihn zu einem kontrovers diskutierten Autor. Trotzdem wagte es niemand, die Gültigkeit seiner Theorie infrage zu stellen: An seinen Experimenten war nichts auszusetzen und es hat alles, was er vorschlug, eine empirische Grundlage. Ferner werden seine Persönlichkeitsmesssysteme immer noch weltweit anerkannt und eingesetzt.
Eysenck war ein harter Kritiker der populären Therapiemethoden seiner Zeit, darunter zum Beispiel jener von Sigmund Freud. Im Allgemeinen war er der Meinung, dass der psychodynamische und psychoanalytische Fokus grundsätzlich unwirksam sei. Infolgedessen widmete er sein Leben der Entwicklung einer Theorie, die in messbare und wirksame therapeutische Interventionen umgesetzt werden konnte. Sein Hauptbeitrag zur Psychologie bestand darin, dass er eine empirische Grundlage für die Verhaltenstherapie schuf.
Zu den bekanntesten Arbeiten von Eysenck zählen Dimensions of Personalyty und The Causes and Cures of Criminality. Er entwarf auch zahlreiche Fragebögen und Tests zur Beurteilung der Persönlichkeitsmerkmale und des Intelligenzquotienten. Eysenck starb 1997 in London an einem Gehirntumor, sein Erbe lebt jedoch weiter.
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