Gründe für Prokrastination oder Aufschieberitis
Die Arbeit wartet, du hast Termine und musst einen Bericht abgeben, doch du findest viele Ausreden, die dich davon abhalten. Du lässt immer alles bis zum letzten Tag liegen und bist dann gestresst. Trotzdem kannst du dich einfach nicht aufraffen und es fehlt dir an jeglicher Motivation. Kommt dir das bekannt vor? Aufschieberitis oder Prokrastination kann nicht nur im Beruf, sondern auch im privaten Alltag zu einem Problem werden. Doch wie kommt es dazu?
Handelt es sich einzig und allein um Faulheit? Steckt fehlendes Verantwortungsbewusstsein dahinter oder ist es nur eine Frage der Motivation? Der n egative innere Dialog spielt zweifelsohne in dieser Situation eine einflussreiche Rolle, doch gibt es noch andere Mechanismen, die uns dazu treiben, alles immer so lange wie möglich aufzuschieben?
Aufschieberitis: Wie entsteht sie und warum handelt es sich um ein allgemeines Problem?
Wir alle kennen Prokrastination. Für viele gehört das ständige Aufschieben von Dingen zum Alltag, bis der Druck von außen zu groß wird und die anstehenden Dinge endlich doch erledigt werden müssen. Dieses negative Verhalten hat allerdings verschiedene Konsequenzen, unter anderem folgende:
- Du könntest zum Beispiel deinen Job verlieren, wenn du deine Aufgaben nicht rechtzeitig erledigst.
- Außerdem fühlst du dich möglicherweise unwohl und unfähig, was sich negativ auf dein Selbstwertgefühl auswirkt. Du hast das Gefühl, keine Kontrolle über dich und dein Leben zu haben.
Was ist der Grund für dieses Verhalten?
Aufschieberitis: Es geht nicht um das Zeitmanagement, sondern um Emotionen
Du leidest immer wieder an Aufschieberits und hast dir einen Terminplaner gekauft, um damit Schluss zu machen? Viele glauben, dass schlechtes Zeitmanagement dafür verantwortlich ist. Doch die richtige Planung bedeutet noch lange nicht, dass du dich tatsächlich daran hältst. Die meisten Personen machen die Erfahrung, dass sie trotz Zeitplanung weiterhin der alten Gewohnheit des Aufschiebens verfallen.
Das Grundproblem liegt nämlich nicht an fehlender Organisation, sondern ist emotional bedingt: Häufig vestecken sich dahinter Sorgen, Ängste, fehlende Kontrolle, depressive Verstimmungen oder Versagensängste.
Diese Gefühle sind schwer zu kontrollieren und oft unbewusst. Betroffene fühlen sich unwohl und nutzlos. Diese Situation kann sich über Monate dahinziehen und in schlimmeren Fällen zu einer nicht diagnostizierten Depression oder Angststörung führen.
Angst als Ursache für Prokrastination
Veränderungen sind oft schwierig, weil sich dahinter Angst versteckt, auch wenn wir uns darüber nicht bewusst sind. ine Studie der Leuphana Universität in Deutschland hat gezeigt, dass das Aufschieben oft eine ungeeignete Reaktion auf unerwünschte Gefühlszustände ist. Es gibt möglicherweise viele Dinge, die dir Angst und Unbehagen bereiten. Da du nicht weißt, wie du mit deinen Gefühlen umgehen sollst, entscheidest du dich, sie einfach zu vermeiden. Dies könnte eine mögliche Ursache für Prokrastination sein.
Angst kann viele Gründe haben, ein paar Beispiele sind:
- Angst vor dem Versagen; davor, die eigenen Erwartungen oder die anderer nicht zu erfüllen.
- Die Angst, sich bestimmten Situationen stellen zu müssen, über die du keine Kontrolle zu haben scheinst.
- Oft ist es auch die Abneigung davor, etwas Ungewolltes tun zu müssen.
Konzentriere dich zuerst auf deine Emotionen, dann auf dein Ziel
Stelle dir folgendes Szenario vor: Du hast dir ein kurzfristiges Ziel gesetzt, du musst eine Aufgabe erledigen oder etwas zu einem bestimmten Termin abliefern. Der häufigste Fehler ist, sich auf den Abgabetermin zu konzentrieren und die Zeit entsprechend einzuteilen. Dies sollte bei der Planung zweitrangig sein. Konzentriere dich zuerst auf deine Emotionen.
Wenn du (unbewusst) Angst hast, wirst du nicht vorankommen. Mit Begeisterung und Motivation ist jedoch alles gleich viel einfacher. Du musst zuerst deine Gefühle in den Griff bekommen, deine Gedanken ausrichten, deine Ängste abbauen, und dich entspannen und konzentrieren, um etwas zu schaffen.
Darüber hinaus raten die Ärzte Sirois und Pychyl (2013) von der University of Leeds sich anfangs auf ein kurzfristiges Ziel zu konzentrieren: Du solltest für die richtige Stimmung sorgen und dir erst danach langfristige Ziele setzen.
Kurz gesagt: Wenn du dich gut fühlst, kannst du alles tun, was du dir vorgenommen hast. Das Management deiner Emotionen ist grundlegend, um zum Ziel zu kommen und Prokrastination beziehungsweise Aufschieberitis zu vermeiden.
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- Eckert, M., Ebert, D. D., Lehr, D., Sieland, B., & Berking, M. (2016). Overcome procrastination: Enhancing emotion regulation skills reduce procrastination. Learning and Individual Differences, 52, 10–18. https://doi.org/10.1016/j.lindif.2016.10.001
- Sirois, F. and Pychyl, T. (2013) Procrastination and the Priority of Short-Term Mood Regulation: Consequences for Future Self. Social and Personality Psychology Compass, 72). 115 – 127. ISSN 1751-9004 https://doi.org/10.1111/spc3.12011