Gibt es Gehirnwäsche wirklich oder ist sie nur ein Mythos?
Vermutlich kennst auch du Geschichten von Menschen, die sich einer Religion oder Sekte angeschlossen und sich daraufhin völlig verändert haben. Sie dachten, handelten und fühlten anders als zuvor. Wir bezeichnen diese Veränderungen oftmals umgangssprachlich als Gehirnwäsche. Allerdings gibt es die Gehirnwäsche tatsächlich? Hierfür werden ganz spezifische Techniken angewendet.
Ungefähr seit den 1950er Jahren gibt es die Gehirnwäsche, allerdings haben die Menschen schon weitaus früher versucht, das Gehirn und die Gedanken von Menschen zu beeinflussen. In den 1950er Jahren wurde dann mit der systematischen Entwicklung von Methoden begonnen, mit denen auf dauerhafte und effiziente Weise das Gehirn eines Menschen neu “programmiert” werden sollte.
Der Journalist (und CIA Agent) Edward Hunter prägte im Jahr 1950 den Begriff Gehirnwäsche. Danach wurden viele Romane über dieses Thema geschrieben und Filme darüber gedreht. Denken wir beispielsweise an den Roman 1984 und Filme wie Das Schlangenei (The Serpent´s Egg). Da es sich um fiktive Geschichten handelte, glaubten viele Menschen, dass die Gehirnwäsche nur ein Fantasie-Produkt der Autoren sei. Leider war dies aber nicht der Fall.
Die Geschichte der Gehirnwäsche
Nach dem Korea-Krieg kehrten viele Soldaten nach langer Gefangenschaft in die USA zurück. Viele Amerikaner waren schockiert und irritiert über deren Verhalten, denn sie benahmen sich sehr merkwürdig und hatten seltsame Ansichten und Vorstellungen. Einige Soldaten verteidigten das kommunistische Regime, welches sie zuvor noch bekämpft hatten. Manche kehrten auch gar nicht mehr aus Korea zurück. Sie blieben dort, weil sie zwischenzeitlich die Seiten gewechselt hatten.
Edward Hunter begann daraufhin, dieses Phänomen näher zu untersuchen. Dabei fand er heraus, dass die Chinesen während der Kulturrevolution eine spezielle Methodik entwickelt hatten, mittels derer sie die Gehirne von Menschen umprogrammieren konnten. Diese Technik hatten sie anschließend an die Koreaner weitergegeben, welche sie bei den Kriegsgefangenen angewendet hatten.
Aufgrund dieser Erkenntnisse hat Hunter dann festgestellt, dass es einen Unterschied zwischen Gehirnwäsche und Folter gibt. Der wesentliche Unterschied besteht darin, dass bei der Folter ein sehr spezifischer Zweck verfolgt wird. Das Ziel ist in der Regel, dass der Gefolterte ein Geständnis ablegt oder Freunde und Verbündete verrät. Durch Gehirnwäsche hingegen soll das gesamte Gehirn des Betroffenen verändert und neu programmiert werden. Dennoch ist Folter oftmals ein Teil dieses Prozesses.
Wie kannst du ein Gehirn “waschen”?
Es wurde herausgefunden, dass es grundsätzlich vier Möglichkeiten gibt, jemanden dazu zu bringen, seine Überzeugungen und seine Weltanschauung zu verändern. Diese vier Methoden sind rationale Überzeugung und Überredung, Suggestion, Folter und schließlich die Gehirnwäsche.
Überredung oder Überzeugung ist die einzige Methode, bei der die “Kommunikation auf Augenhöhe” stattfindet. Die drei anderen Methoden basieren auf Machtausübung durch eine Partei. Bei der Gehirnwäsche werden u.a. folgende Methoden angewendet:
- Totale Kontrolle und Überwachung der Kommunikation einer Person mit der Außenwelt.
- Physische und/oder psychische Bestrafung bei Ungehorsam. Die Gehirnwäscher stellen Verhaltensregeln auf und wenn du sie nicht befolgst, dann foltern sie dich auf die eine oder andere Weise.
- Die Verpflichtung, sich vollkommen zu bekennen. Sie erlauben dir nicht, dass du ein eigenes Privatleben hast.
- Belohnungen für Gehorsam. Die Gehirnwäscher machen dich glauben, dass du dich vor Qualen und Folter schützen kannst, wenn du ihnen gehorchst.
- Dogmatische Propaganda. Sie werden dich dazu bringen, dass du diese als 100% rational ansiehst, denn die Ideen und Vorstellungen, die sie dir “einimpfen”, sind sehr präzise und genau.
- Vereinfachung geistiger Aktivitäten. Dadurch wirst du davon abgehalten, dich mit abstraktem und kritischem Denken zu beschäftigen.
- Du überträgst einer anderen Person das Recht, dein Leben und dein Schicksal “zu deinem eigenen Besten” zu kontrollieren.
All diese Techniken nutzen unser menschliches Bedürfnis nach Sicherheit, Zugehörigkeit und Schutz aus. Im Laufe der Zeit wirst du glauben, dass es für dich keine andere Möglichkeit gibt, als dein Leben und deine Überzeugungen in die Hände eines anderen Menschen zu legen. Dadurch hoffst du, ein wenig Stabilität und Frieden erlangen zu können.
Die Bedeutung von Zwang bei der Gehirnwäsche
Gehirnwäsche würde ohne Zwang nicht funktionieren, da wir einen natürlichen Drang haben, uns gegen den Verlust unserer Unabhängigkeit und unserer Identität zur Wehr zu setzen. Daher ist ein enormer Druck und Zwang erforderlich, um jemanden dazu zu bringen, die eigenen Überzeugungen und sein Verhalten zu verändern.
Wenn du den natürlichen Widerstand eines Menschen brechen willst, dann gelingt dir das, indem du sehr starke Gefühle bei ihm erzeugst. Gleichzeitig musst du ihn auch extrem stark in Stress versetzen. Damit eine Gehirnwäsche effektiv gelingen kann, muss der Betroffene extrem emotional und gestresst sein. Dadurch wird er sehr viel anfälliger und empfänglicher für den ausgeübten Druck sein.
Bedauerlicherweise wurde diese Technik von denen, die sie anwenden, so sehr verfeinert und entwickelt, dass sie Druck auf uns ausüben und unsere Gedanken verändern können, ohne dass wir das überhaupt noch bemerken. Viele Menschen unterziehen sich diesem Prozess sogar freiwillig und leisten daher keinerlei Widerstand.
Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist unsere heutige konsumorientierte Gesellschaft. Auch die starke Abhängigkeit von sozialen Medien ist ein weiteres Beispiel.
Wenn du darüber nachdenkst, dann wirst du erkennen, dass in beiden Fällen Methoden der Gehirnwäsche angewendet werden. Und dabei werden diese Techniken so gekonnt eingesetzt, dass die meisten Menschen noch nicht einmal bemerken, was genau mit ihnen geschieht. Sie sind vielmehr davon überzeugt, dass der hemmungslose Konsum und das Teilen vieler privater Details im Internet ein Ausdruck ihrer eigenen Freiheit sind.
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- Rodríguez Carballeira, A. (1992). El lavado de cerebro. Psicología de la persuasión coercitiva. Barcelona: Editorial Boixareu Universitaria.