Frustessen hängt mit Emotionen und nicht mit Hunger zusammen

Auch Emotionen machen hungrig. Es geht jedoch nicht nur um Übergewicht und andere Gesundheitsprobleme, sondern auch darum, Unglück, Schmerz und Schuldgefühle zu stillen. Deshalb musst du wissen, wie du tatsächlichen physiologischen Hunger von emotionalem Hunger unterscheiden kannst.
Frustessen hängt mit Emotionen und nicht mit Hunger zusammen
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 09. Februar 2023

Traurigkeit macht hungrig, genau wie der Stress und der Frust nach einem anstrengenden Tag auf der Arbeit. Menschen, die aus Frust essen, sind nicht immer dazu in der Lage, physiologischen Hunger von emotionalem Hunger zu unterscheiden. Leider führt dieses Frustessen allzu häufig zu gesundheitlichen Ungleichgewichten wie beispielsweise einem zu hohen Cholesterinspiegel, Bluthochdruck, Übergewicht usw. Allerdings gibt es neben diesen organischen Problemen noch eine weitaus komplexere Herausforderung.

Schmerzen, Unzufriedenheit, Schuldgefühle und Unglück. Es stimmt, dass es unterschiedliche Nuancen gibt. Jeder hat schon bestimmte Zeiten im Leben erlebt, in denen der Stress zu unangemessenem Essverhalten geführt hat. Der Druck vor bevorstehenden Prüfungen oder große Arbeitsbelastungen führen Menschen häufig zu derartigen Verhaltensweisen.

Aber es gibt auch andere Realitäten, die oftmals unbemerkt bleiben. Und auf diese Weise manifestieren sich sehr oft verschiedene Essstörungen. Letztendlich hängt die Ernährung sehr eng mit deinem mentalen Zustand zusammen. Und manchmal gerätst du in einen Zustand, aus dem du dich nicht mehr so einfach befreien kannst. Emotionalen Hunger kannst du aber niemals mit einem Teller Gemüse stillen.

Ja, Angst hat eine Vorliebe für Fast Food. Wenn du also nicht die Ursachen löst, die sich hinter deiner Angst selbst verbergen, wirst du sie nur noch mehr verstärken und dieselben Verhaltensweisen fortwährend wiederholen. Das ist auch der Grund, warum du Essen schließlich als Mittel betrachtest, um dir emotionale Erleichterung zu verschaffen.

Frustessen - Mann vor Kühlschrank

Frustessen: Die Symptome, Ursachen und Bewältigungsstrategien

Wenn das Frustessen zu einer häufigen Gewohnheit von dir gehört, dann leidest du unter einer Essstörung. Darüber hinaus zeigt die überwiegende Mehrheit der wissenschaftlichen Studien, dass Angststörungen in den meisten Fällen der ätiologische Faktor dieser Form der Essstörung sind.

Studien wie diese, die von der Psychologischen Fakultät der University of Minnesota durchgeführt wurde, belegen diesen Zusammenhang. Dr. Corine Webb, die Autorin dieser Studie, weist darauf hin, dass viele dieser Menschen in der Regel über eine mangelnde Fähigkeit verfügen, die emotionalen Zustände zu bewältigen, die zwanghaften Hunger verursachen. Zweifelsohne sind dies komplexe Situationen, über die du mehr wissen solltest.

Wie erkennst du, ob du unter dieser Essstörung leidest?

Aber wie kann es sein, dass jemand nicht weiß, dass er oder sie aus Angst oder Frust isst? So verrückt sich das auch anhören mag, es ist in der Tat nicht immer ganz einfach, dies zu erkennen. Das liegt daran, dass viele Menschen nicht zwischen physiologischem und emotionalem Hunger unterscheiden können.

Hier findest du einige Merkmale für emotionalen Hunger:

  • Das Verlangen nach Essen tritt ganz plötzlich auf, impulsiv und in Form von Gelüsten.
  • Im Allgemeinen erfolgen diese Episoden der Essensaufnahme, wenn du alleine bist.
  • Das Gehirn verlangt nach Lebensmitteln, die dir angenehme Gefühle bereiten; solche, die dir einen ordentlichen Serotonin-Schub verleihen. So etwas kann normalerweise nur durch den beinahe zwanghaften Verzehr von Fast Food erfolgen.
  • Emotionaler Hunger entsteht mit größerer Intensität, wenn du viele Verpflichtungen hast und unter Druck stehst. Ein Beispiel: Eigentlich hättest du mit dem Projekt beginnen sollen, das du nächste Woche präsentieren musst. Stattdessen hast du auf der Couch gesessen und eine Tüte Chips, Pizza und Eis gegessen.
  • Wie du siehst, ist dieser Appetit nicht physiologisch bedingt. Darüber hinaus wird er nur sehr selten gestillt. Du kannst immer weiter essen, bis du nicht mehr kannst. Aber in Wahrheit ist das einzige Gefühl, das du haben möchtest, dass du dich nicht mehr so leer fühlst und keine Angst mehr hast. Daher versuchst du, dich mit einer “Belohnung” darüber hinwegzutäuschen.
  • Außerdem solltest du bedenken, dass Frustessen Schuldgefühle verursacht. Daher musst du immer weiter essen, um das emotionale Verlangen zu stillen. Aber gleichzeitig bist du überhaupt nicht glücklich darüber, dass du das tust. Infolgedessen wächst dein Unwohlsein.
  • Das liegt daran, dass du dich schlecht fühlst, weil du die Kontrolle verloren hast. Natürlich weißt du, dass diese Lebensmittel schlecht für dich sind und das Gefühl, dir selber geschadet zu haben, führt zu weiterer Frustration.

Frustessen: Was sind die Ursachen?

Offensichtlich sind Emotionen der Auslöser dieser Angst und des daraus resultierenden Frustessens. Diese Stimmungen werden normalerweise durch verschiedene Situationen verursacht, aber folgende sind besonders erwähnenswert:

  • Hoher Anspruch an sich selbst
  • Das konstante Bedürfnis, alles unter Kontrolle haben zu müssen. Obwohl dies ironisch erscheinen mag, gibt es eine Erklärung dafür. Wenn du permanent alles unter Kontrolle haben möchtest und dich für alles verantwortlich fühlst, ist dies auf Dauer sehr ermüdend. Und plötzlich entsteht ein Rückpralleffekt. Daher sucht deine Erschöpfung durch den Verzehr von Fast Food nach einem Fluchtventil.
  • Niedriges Selbstwertgefühl und wenn Lebensmittel als Belohnungsmechanismus angesehen werden
  • Gleichermaßen ist Essen ein Fluchtmechanismus während stressiger Zeiten oder einfach dann, wenn du einen schlechten Tag hattest.
Frustessen - Frau schaut Gebäckstücke an

Strategien, um das Frustessen zu reduzieren und zu kontrollieren

Wenn du dieses Frustessen unterbinden willst, solltest du Folgendes beachten. Wenn du dieses Verhalten schon für lange Zeit hast, musst du einen Spezialisten für Essstörungen aufsuchen. Sowohl Psychologen als auch Ernährungsspezialisten können in derartigen Situationen zu deinen besten Verbündeten werden.

Aber wenn es sich nur um gelegentliche “Anfälle” handelt und du dir darüber bewusst bist, dass diese ungesunde Gewohnheit nur zu bestimmten Zeiten auftritt, kannst du folgende Empfehlungen beachten und ausprobieren.

  • Mache dir bewusst, dass die Ursachen für deinen Stress und deine Ängste dazu führen, dass du impulsiv isst. Daher musst du diese Ursachen bearbeiten, sie aus einer anderen Perspektive betrachten und sie in den Griff bekommen.
  • Außerdem solltest du Veränderungen in deiner Routine vornehmen und etwas Motivierendes unternehmen, das dir dabei hilft, deine Ängste zu kanalisieren. Wähle eine Aktivität, die dir positive Gefühle vermittelt.
  • Suche dir andere Belohnungen.
  • Versuche, nicht alleine zu essen.
  • Plane vorab, was du essen wirst und lasse keinen Raum für Improvisation.
  • Darüber hinaus ist es hilfreich, wenn du mit einer Einkaufsliste zum Einkaufen gehst, auf der sich viele gesunde Lebensmittel befinden. Denke daran: “Alles, was du nicht in deinen Einkaufswagen legst, wirst du später auch nicht zu Hause essen können”.
  • Außerdem solltest du lernen, besser mit deinen Emotionen umzugehen. Praktiziere Entspannungstechniken.

Zusammenfassend lässt sich Folgendes feststellen: Die meisten Menschen haben schon mehr als einmal diese Leere im Magen verspürt, die sich nur sehr schwer füllen lässt. Dein emotionaler Hunger ist immer das Resultat eines Geistes, der deine Aufmerksamkeit erfordert und eines Selbstwertgefühls, das du reparieren und stärken musst. Daher solltest du dir unbedingt auch medizinische Hilfe suchen, denn deine physische und psychische Gesundheit sind sehr wichtig.


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  • CM Webb (2011) Eating-related anxiety in individuals with eating disorder.Eat Weight Disord. 2011 Dec; 16(4): e236–e241.
    doi: 10.1007/BF03327466
  • Fairburn, C.G. (1995). Overcoming Binge Eating. New York: Guilford Press.
  • Yanovski, S.Z. (1993). “Binge Eating Disorder: Current Knowledge and Future Directions”. Obesity Research.

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