Erwachsene Söhne kontrollierender Mütter: Auswirkungen einer toxischen Bindung
Die Liebe einer Mutter ist nicht immer bedingungslos. Manchmal trägt die Mutter Leid in sich, das sie kennzeichnet, jedoch auch bei ihren Kindern tiefe Spuren hinterlässt. Ein Beispiel dafür sind die erwachsenen Söhne kontrollierender Mütter: Die komplexe Bindung zu ihrer Mutter belastet sie im Erwachsenenalter und wirkt sich negativ auf ihre Beziehungen aus.
Innige oder konfliktreiche Mutter-Tochter-Beziehungen werden häufig thematisiert, doch welchen Einfluss üben Mütter auf ihre Söhne aus? Die Theorie von Freud¹ über den Ödipuskomplex² hat vielleicht dazu beigetragen, den Fokus auf die Beziehung zwischen Vater und Sohn zu legen. Wir können jedoch häufig komplexe Bindungsstile zwischen Müttern und Söhnen beobachten.
Noch immer glauben viele, dass eine tief emotionale Bindung einer Mutter zu ihrem Sohn verhindert, dass sich dieser zu einem unabhängigen, starken Mann entwickelt. Doch welche Rolle spielt die Mutter im Leben eines Mannes³ tatsächlich? Die Andersartigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Mutter prägt das Bild der Weiblichkeit, sie ist die erste Frau im Leben ihres Sohnes.
Entwickelt sich zwischen Mutter und Sohn in den ersten Lebensjahren keine sichere Bindung, sind Verhaltensprobleme im Erwachsenenalter wahrscheinlicher. Dies geht aus einer Studie eines Psychologenteams hervor, die in der Fachzeitschrift Child Development veröffentlicht wurde. In unserem heutigen Artikel konzentrieren wir uns auf die Söhne kontrollierender Mütter. Welche Auswirkungen hat diese toxische Bindung im Erwachsenenalter?
“Das höchste Glück im Leben ist die Gewissheit, geliebt zu sein – so, wie wir sind, oder besser: obwohl wir so sind.”
Victor Hugo
Das Verhalten kontrollierender Mütter
Die kontrollierende Mutter versucht, ihren Sohn auch im Erwachsenenalter zu beeinflussen. Folgende Verhaltensmuster sind charakteristisch und “nur zu seinem Besten”.
Eindringen in die Privatsphäre
Kontrollierende Mütter schrecken nicht davor zurück, E-Mails oder Briefe zu öffnen und bei Telefongesprächen mitzuhören. Sie respektieren die Privatsphäre ihrer Söhne nicht, was sich schädlich auf ihr Selbstwertgefühl auswirkt und dem Sohn keinen Raum gibt, Eigenständigkeit zu entwickeln.
Druck und Perfektion
Kontrollierende Mütter motivieren ihre Kinder nicht dazu, ihre eigenen Träume zu verfolgen und zu verwirklichen. Sie erwarten sich Perfektion und die Erfüllung ihrer Vorgaben. Durch den ständigen Vergleich mit anderen setzen sie ihre Söhne unter Druck, was tiefe Spuren hinterlässt.
Kritik und mangelnde Selbstkritik
Kontrollierende Mütter sind mit ihren Kindern nie zufrieden. Auch wenn sich das Kind bemüht, ihre Erwartungen zu erfüllen, erlebt es ständig Frustration. Es fühlt sich minderwertig und kann kein gesundes Selbstwertgefühl entwickeln.
Manipulation
Eine beliebte Strategie kontrollierender Mütter ist die Manipulation: Sie versuchen damit, von ihren Kindern zu bekommen, was sie möchten. Die Kinder fühlen sich schuldig und nehmen dieses Gefühl ins Erwachsenenalter mit.
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Erwachsene Söhne kontrollierender Mütter
Die erwachsenen Söhne kontrollierender Mütter leben häufig in einer widersprüchlichen Realität und sehen sich zum Schweigen verurteilt. Unsere Gesellschaft erwartet sich Männlichkeit und Stärke, deshalb verbergen sie ihre Emotionen und ihr Leid. Sie sammeln Wut in sich an, denn der Druck ihrer kontrollierenden, narzisstischen und manipulativen Mutter lässt im Erwachsenenalter nicht an. Die Söhne kontrollierender Mütter sind deshalb nicht in der Lage, Freiheit oder Unabhängigkeit zu erreichen.
Die Söhne kontrollierender Mütter entwickeln häufig folgende Verhaltensmuster.
Lügen und Verleugnung
Söhne kontrollierender Mütter haben in ihrer Kindheit nicht die Chance, eine authentische und starke Identität aufzubauen. Sie greifen deshalb häufig auf Lügen als Überlebensmechanismus zurück. Sie möchten ihre Mütter nicht enttäuschen, sich nicht schuldig machen. Ausreden und Lügen helfen ihnen, ihre Gefühle zu verbergen und es ihren Müttern recht zu machen.
Emotionale Zurückhaltung
Emotionale Leere ist eine Folge der mütterlichen Kontrolle. Das Kind lernt bereits in jungen Jahren, dass der emotionale Ausdruck sinnlos, beschämend oder gefährlich ist. Im Erwachsenenalter lässt sich der Sohn noch immer von der Mutter kontrollieren und zeigt emotionale Zurückhaltung, die psychische Störungen verursachen kann.
Feindseligkeit
Eine kontrollierende Mutter erzeugt eine unsichere Bindung, in der das Kind emotional nicht akzeptiert wird und deshalb oft aggressives oder feindseliges Verhalten zeigt. Bei Töchtern tritt diese Feindseligkeit seltener auf.
In seiner Aggression kann der Mann, der mit dieser Dynamik aufgewachsen ist, seine überdimensionierte, von Wut geprägte Reaktion auf Situationen zeigen, in denen er die Kontrolle verliert. Er ist nicht in der Lage, mit seinen Emotionen umzugehen.
Frustrierende Beziehungen und Selbstboykott
Kontrollierende Mütter betrachten ihre Kinder häufig als ihr persönliches Eigentum. Diese toxische Beziehung hat schwerwiegende Folgen für die emotionale Entwicklung des Kindes, seine psychologische Reife, seine Unabhängigkeit und seine Fähigkeit, selbstständig Entscheidungen zu treffen. Söhne kontrollierender Mütter tun sich schwer dabei, eine emotionale Bindung zu anderen aufzubauen, was langfristige Beziehungen schwierig macht.
Die kontrollierende Mutter stellt sich der Unabhängigkeit ihres Sohnes in den Weg, sie mischt sich in seine Beziehungen ein und entwickelt sich zu einer kontrollierenden Schwiegermutter. Der Sohn wird von Zweifeln geplagt, die schließlich seine Beziehungen zerstören.
Abschließend ist es wichtig, einen weiteren Aspekt hervorzuheben. Männer nehmen im Allgemeinen seltener Hilfe in Anspruch. Auch wenn ihr Leid groß ist, versuchen sie meistens, es zu verbergen oder zu verdrängen. In einer Psychotherapie können sie mehr Selbsterkenntnis erlangen und ihre Wunden heilen, um stärkere und bessere Bindungen aufbauen zu können und ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen.
▶ Lese-Tipp
- Gesammelte Werke über die Sexualität, Sigmund Freud, e-artnow 2018
- König Ödipus: Eine griechische Tragödie, Sophokles (Autor), Swen Görtz (Erzähler), Bäng 2020
- Die Mutter im Leben eines Mannes, Victor Chu, Klett-Cotta 2020
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Galán Rodríguez, A. (2010). El apego: Más allá de un concepto inspirador. Revista de la Asociación Española de Neuropsiquiatría, 30(4), 581-595.
- León-del-Barco, B., Mendo-Lázaro, S., Polo-Del-Río, M. I., & López-Ramos, V. M. (2019). Parental psychological control and emotional and behavioral disorders among Spanish adolescents. International journal of environmental research and public health, 16(3), 507.