5 mentale Abwehrmechanismen

Mentale Abwehrmechanismen helfen uns, in schwierigen Situationen oder bei traumatischen Ereignissen das Gleichgewicht nicht zu verlieren.
5 mentale Abwehrmechanismen
Gorka Jiménez Pajares

Geschrieben und geprüft von dem Psychologen Gorka Jiménez Pajares.

Letzte Aktualisierung: 24. Februar 2023

Wir alle nutzen unbewusst mentale Abwehrmechanismen, um uns vor Bedrohungen oder schwierigen und belastenden Situationen zu schützen. Mit diesen Werkzeugen sind wir in der Lage, potenziell traumatische Ereignisse abzufedern und uns an schwierige Situationen anzupassen. Allerdings können diese Mechanismen auch pathologisch werden und uns daran hindern, uns im persönlichen, akademischen oder beruflichen Bereich weiterzuentwickeln.

Wir skizzieren anschließend verschiedene mentale Abwehrmechanismen, die wir alle immer wieder verwenden. Sigmund Freud beschreibt diese Instrumente und erklärt, dass sie unsere Persönlichkeit prägen. Du wirst dich also mit bestimmten Strategien stärker identifizieren als mit anderen. Wenn du diese Abwehrmechanismen kennst, kannst du dich selbst im Alltag beobachten und beurteilen, ob diese Instrumente tatsächlich Sinn ergeben.

“Je vollkommener ein Mensch nach außen hin ist, desto mehr Dämonen hat er im Inneren.”

Sigmund Freud

Unsere mentalen Abwehrmechanismen lassen sich in zwei Hauptblöcke einteilen. Einerseits wenden wir Fluchtstrategien an, um uns vor Leid zu schützen (u.a. Verdrängung), andererseits versuchen wir Angst durch Kontrollmechanismen (u.a. Intellektualisierung) abzuhalten.

5 mentale Abwehrmechanismen
Unsere einzige Gewissheit ist das Selbstbewusstsein.

1. Verdrängung

Die Verdrängung bezweckt, unangenehme, schmerzliche Erfahrungen aus dem Bewusstsein fernzuhalten. Dieser Abwehrmechanismus schützt das Selbst vor angstauslösenden Gedanken und innerseelischen oder zwischenmenschlichen Konflikten. Diese Strategie kann helfen, Unerträgliches zu ertragen, doch sie birgt auch Gefahren: Wenn wir bedrohliche Sachverhalte nicht verarbeiten, können die seelischen Schmerzen sogar körperliche Symptome auslösen.

“Rückblickend werden Sie eines Tages die Jahre des Kampfes als die Schönsten erleben.”

Sigmund Freud

2. Projektive Identifikation

Dieser häufige Abwehrmechanismus führt dazu, dass wir innere Spannungen oder belastende Situationen, die wir vielleicht nicht in Worte fassen können, auf andere verlagern, um uns damit auseinanderzusetzen. Ein Teil des Selbst wird abgespalten und auf eine andere Person projiziert. Du bist vielleicht schlecht gelaunt und reagierst deshalb einer anderen Person gegenüber unpassend, hältst dieser Person jedoch vor, dass sie dich nicht richtig behandelt und du dich deshalb unsympathisch verhältst.

“Wir sind, was wir sind, weil wir waren, was wir waren.”

Sigmund Freud

3. Sublimierung

Die Strategie der Sublimierung hilft, negativ gewertete Wünsche oder Triebe in gesellschaftlich akzeptable Dimensionen umzuwandeln. Anstatt aggressiv oder unpassend zu reagieren, suchst du Alternativen, um deinen Frust abzubauen. Du kannst beispielsweise Sport oder Musik nutzen, um dich von deiner negativen Energie zu befreien.

“Die Absicht, daß der Mensch glücklich sei, ist im Plan der Schöpfung nicht enthalten.”

Sigmund Freud

4. Intellektualisierung

Dieser Abwehrmechanismus hilft, sich von Gefühlen zu distanzieren, indem Gründe und Fakten gesucht werden, um sie zu erklären. Du analysierst eine Vielzahl von Argumenten, um dir die belastende Situation zu erklären und sie zu rechtfertigen. So kannst du dich von den Emotionen abkoppeln. Wenn dein Partner untreu war, versuchst du, sein Verhalten rational zu erklären, um mit dem Gefühl von Verrat und deinem innerlichen Schmerz besser umgehen zu können.

“Die Stimme der Vernunft ist leise, doch sie ruht nicht, ehe sie sich Gehör verschafft hat.”

Sigmund Freud

Mann denkt über mentale Abwehrmechanismen nach

5. Verdichtung

Auch die Verdichtung (Kompression) zählt zu den häufigsten Abwehrmechanismen.  Diese Strategie steht in engem Zusammenhang mit der Verdrängung. Verdrängte Ereignisse tauchen häufig in unseren Träumen auf – Freud bezeichnet den Traum deshalb als wichtiges Tor zum Unbewussten, das Erinnerung, Bilder und Emotionen speichert. Die Verdichtung ist ein Werkzeug der Traumarbeit, das Erinnerungen, Gedanken oder Emotionen verkürzt beziehungsweise verdichtet und in Traumbildern zum Ausdruck bringt.

Die beschriebenen mentalen Abwehrmechanismen helfen uns, in schwierigen, belastenden Situationen das psychologische Gleichgewicht nicht zu verlieren. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass das Ausmaß der Kontrolle über diese Werkzeuge entscheidend ist: Manche Menschen entwickeln pathologische Verhaltensweisen, die sie in Schwierigkeiten bringen und schädlich sind. Ist dies der Fall, ist unbedingt professionelle Hilfe erforderlich.

“Der Traum ist die Erfüllung eines unterdrückten Wunsches.”

Sigmund Freud


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  • Bleichmar, H. (2006). Hacer consciente lo inconsciente para modificar los procesamientos inconscientes: algunos mecanismos del cambio terapéutico. Aperturas psicoanalíticas, 22.
  • Bleichmar, H. (2001). El cambio terapéutico a la luz de los conocimientos actuales sobre la memoria y los múltiples procesamientos inconscientes. Aperturas psicoanalíticas, 9(2).

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