Empathie oder Ekpathie? Beide haben Vorteile!
Zeichnest du dich durch Einfühlungsvermögen aus, das dich befähigt, dich in die Lage einer anderen Person zu versetzen? Das Gegenteil dieser Fähigkeit nennt sich Ekpathie – wir könnten also davon ausgehen, dass es sich um eine negative Eigenschaft handelt. Wir dürfen allerdings nicht vergessen, dass übermäßige Empathie genauso schädlich sein kann wie ausufernde Ekpathie. Im richtigen Maß haben beide Vorteile und ergänzen sich gegenseitig. Wir laden dich heute ein, mit uns über diese beiden Konzepte nachzudenken.
“Die Realität ist für alle gleich, aber jeder sieht sie anders, weil er sie von seinem eigenen Standpunkt aus betrachtet.”
Jose Luis Gonzalez de Rivera y Revuelta
Was ist Empathie?
Der Begriff Empathie kommt aus dem Griechischen em-patheia und bedeutet wörtlich “innerlich fühlen“. Übertragen auf die Psychologie geht es um das Einfühlungsvermögen, um die Fähigkeit, mit unseren Mitmenschen in Verbindung zu treten:
- Wir sind fähig, uns in die Gedanken und Situationen einer anderen Person hineinzuversetzen (kognitive Empathie).
- Außerdem sind wir in der Lage, Emotionen anderer Menschen nachzuempfinden (emotionale Empathie). Ein Beispiel: Wenn dir jemand über den Tod einer Person berichtet, kannst du nachempfinden, wie schwierig diese Situation für die Familie sein muss. Du fühlst ihre Traurigkeit.
Die Empathie ist eine wichtige Voraussetzung für den Aufbau von Vertrautheit in Beziehungen. Sie ermöglicht eine tiefgehende Bindung und fördert das harmonische Zusammenleben.
Was ist Ekpathie?
Auch dieser Begriff kommt aus dem Griechischen: ek-patheia. Die Vorsilbe ek bedeutet “heraus”. Ekpathie bezieht sich also darauf, dass wir uns emotional aus einer Sache heraushalten. Das Gegenteil von Empathie ist keine negative Eigenschaft, es handelt sich um einen Schutzmechanismus, der uns unter anderem dazu befähigt, rationale Entscheidungen zu treffen. Die Ekpathie ist auch nötig, um der Gefühlsmanipulation entgegenzuwirken, die zum Beispiel Politiker oder Medien einsetzen, um ihre Ziele zu erreichen.
Nur ein Übermaß ist schädlich, und das trifft bei der Empathie genauso zu wie bei der Ekpathie.
Die emotionale Selbstregulierung
Wir sind soziale Wesen und benötigen Geselligkeit. In diesem Sinne ermöglicht es uns die Empathie, in andere Geschichten, in andere Lebenserfahrungen einzutauchen und sie so zu leben, als wären sie unsere eigenen. Empathisch zu sein, ist eine Gabe, die wir jedoch auch durch das Praktizieren entwickeln können.
Im Gegensatz dazu ist Ekpathie eine Fähigkeit zur Selbstregulierung und zum Schutz. Es ist ein mentaler Akt, eine Fähigkeit, die es uns ermöglicht, uns von dem emotionalen Tsunami abzukoppeln, den wir spüren können, wenn wir uns zu sehr in andere einfühlen.
“Nur der verwandte Schmerz entlockt uns die Träne, und jeder weint eigentlich für sich selbst.”
Heinrich Heine
Ekpathie schützt vor Empathie-Erschöpfung
Hyperempathische Menschen fühlen sich bis zur Erschöpfung in andere ein. Ihre Sensibilität kennt keine Grenzen, doch das unendliche Mitleid macht sie schließlich psychologisch und auch physisch krank. Paradoxerweise führt diese Empathie-Erschöpfung dazu, dass wir für die Gefühle anderer weniger empfänglich werden und unser Einfühlungsvermögen schwindet. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Erfahrung traumatisch sein kann, denn diese Personen ertragen das Leid anderer über einen längeren Zeitraum.
Ekpathie ist ein Schutzmechanismus, der einer Empathie-Erschöpfung entgegenwirkt. Diese Fähigkeit ermöglicht es uns, zu bestimmen, in welchen Situationen und welchen Menschen gegenüber wir unser Einfühlungsvermögen einsetzen. Sie schützt uns vor einer “emotionalen Ansteckung”, die wir erleiden könnten, wenn wir Menschen in sehr schwierigen Situationen beobachten (z. B. Palliativpatienten). Wie immer ist also das gesunde Mittelmaß die beste Option, um anderen zu helfen und uns gleichzeitig selbst zu schützen.
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Campos-Vidal, J. F., Cardona-Cardona, J., & Cuartero-Castañer, M. E. (2017). Afrontar el desgaste: cuidado y mecanismos paliativos de la fatiga por compasión.
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Bermejo, J. (2011). Empatía y ecpatía. Revista Humanizar, 118.
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González de Rivera Revuelta, J. L. (2004). Empatía y ecpatía. Psiquis (Madr.), 25(6), 243-245.