Emotionale Stile: Bist du selbstbewusst oder schüchtern, gefühlsblind oder sensibel?
In ihrem Buch “Warum regst du dich so auf?: Wie die Gehirnstruktur unsere Emotionen bestimmt” fassen Richard Davidson, Professor für Psychologie und Psychiatrie an der Universität Wisconsin-Madison, und die Wissenschaftsautorin Sharon Begley fast vierzig Jahre Forschung über die neuronalen Grundlagen der Emotionen zusammen. Die Autoren sprechen darin über emotionale Stile, die uns prägen und bestimmen, wie wir mit anderen umgehen und unser Leben gestalten.
Davidson und Begley definieren diese emotionalen Stile anhand unserer Reaktionen auf unsere Lebenserfahrungen. Bei jeder Person werden spezifische Gehirn- und Nervenaktivitäten identifiziert, die mit objektiven Labormethoden gemessen werden können. Welcher Stil bei dir vorherrscht, kannst du jedoch selbst erkennen. Lies weiter, wir erklären dir wie.
6 emotionale Stile
Davidson und Begley haben sechs emotionale Stile mit verschiedenen Abstufungen identifiziert. Wenn du sie kennst, kannst du dich selbst und dein Umfeld besser verstehen.
1. Die Resilienz
Der resiliente Typus zeichnet sich dadurch aus, dass er bei Widrigkeiten seine große Widerstandsfähigkeit beweist. Resilienz ist die Fähigkeit, sich nach einem Rückschlag zu erholen und das Beste daraus zu machen. Manche Menschen brauchen dafür länger, andere gehen mit schwierigen Situationen auf sehr positive Weise um.
2. Die Grundeinstellung
Die Grundeinstellung kann positiv oder negativ sein. Im Allgemeinen haben Menschen mit stärkeren Verbindungen zwischen dem präfrontalen Kortex und dem Nucleus accumbens (spielt eine zentrale Rolle im Belohnungssystem) eine positivere Lebenseinstellung. Außerdem haben sie in der Regel eine hohe Motivation, Energie, Kreativität, Entschlossenheit und Wohlbefinden.
3. Die soziale Intuition
Hier geht es darum, wie gut du die nonverbalen emotionalen Signale anderer interpretieren kannst. Es gibt intuitionsschwache und -starke Menschen. Wenn deine Intuition gut ausgeprägt ist, bist du einfühlsam und mitfühlend.
4. Die Selbstwahrnehmung
Es geht darum, wie bewusst du dir über deine eigenen emotionalen Zustände bist. Du kannst selbstblind oder selbstaffin sein, je nachdem, ob du die Signale deines Körpers leicht erkennst und deine Gefühle identifizierst oder nicht.
5. Die Kontextsensibilität
Wir sprechen von der Fähigkeit, die Umwelt wahrzunehmen und emotionale Reaktionen den Umständen entsprechend anzupassen. Es gibt kontextblinde und kontextaffine Menschen.
Wenn du beispielsweise einem Menschen begegnest, der über den Verlust einer geliebten Person berichtet, ist es angemessen, Trauer und Mitgefühl zu zeigen. Ein kontextblinder Mensch zeigt kein Interesse oder versucht unter anderem mit Witzen, die Person aufzuheitern.
6. Die Aufmerksamkeit
Es geht um die Fähigkeit, sich auf eine bestimmte Aufgabe zu konzentrieren. In dieser Hinsicht gibt es Menschen, die sich leicht ablenken lassen, und andere, die hochkonzentriert bei der Arbeit bleiben. Vergiss jedoch nicht, dass ein Übermaß an Konzentration die Kreativität hemmt, daher sind auch Momente der Ablenkung notwendig.
Emotionale Stile: Identifiziere dich!
Wir alle integrieren die verschiedenen emotionalen Stile, allerdings ist einer stärker ausgeprägt als die anderen. Um herauszufinden, welches dein dominanter Stil ist, bewertest du die sechs Typen auf einer Skala von 1 bis 5. Du kannst eine Vertrauensperson bitten, dir dabei zu helfen.
Emotionale Stile: Sind Veränderungen möglich?
Davidson erklärt, dass die Neuroplastizität, das heißt die Fähigkeit des Gehirns sich zu verändern, Veränderungen durch Erfahrung und bewusste Bemühungen zulässt. Er argumentiert auch, dass das Leben eines Menschen verbessert werden kann, wenn er an seinen emotionalen Stilen arbeitet.
Ist es sinnvoll, den emotionalen Stil zu verändern?
Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass kein emotionaler Stil besser ist als ein anderer. Doch du kannst jene Fähigkeiten verbessern, in denen du deiner Meinung nach schwächer bist, um deine Beziehungen oder dein Arbeitsleben zu verbessern.
Manche Menschen haben eine schwache Aufmerksamkeit, was sie jedoch nicht beeinträchtigt, da sie dafür sehr kreativ und sensibel sind, was sie glücklich macht. Du solltest dich deshalb zuerst fragen, was dir schadet oder was dich leiden lässt.
Wenn du dich weiterentwickeln möchtest, schlägt Davidson Meditation vor. Er untersuchte eine kleine Anzahl buddhistischer Mönche, bei denen er erhebliche Unterschiede in der Funktionsweise und Struktur ihrer Gehirne feststellte. Das deutet auf die positiven Eigenschaften dieser mentalen Praxis hin.
Alle zitierten Quellen wurden von unserem Team gründlich geprüft, um deren Qualität, Verlässlichkeit, Aktualität und Gültigkeit zu gewährleisten. Die Bibliographie dieses Artikels wurde als zuverlässig und akademisch oder wissenschaftlich präzise angesehen.
- Davidson, R. & Begley, S. (2012). El perfil emocional de tu cerebro: Claves para modificar nuestras actitudes y reacciones. Grupo Planeta Spain.