Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung

Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung
Valeria Sabater

Geschrieben und geprüft von der Psychologin Valeria Sabater.

Letzte Aktualisierung: 17. Januar 2023

Obwohl nicht oft darüber gesprochen wird, haben einige Kinder Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung. Diese Kinder leiden unter den Auswirkungen mangelnder Sicherheit in Beziehungen, emotionaler Instabilität und einer dysfunktionalen Umgebung. Später im Leben haben sie ein erhöhtes Risiko für psychische Erkrankungen. Es liegt auf der Hand, dass diese Kinder und ihre Familien die Hilfe von medizinischen Fachkräften benötigen.

Menschen mit Persönlichkeitsstörungen wie Schizophrenie und dissoziativen Störungen sind immer noch Menschen. Auch sie verlieben sich und haben Kinder und gründen Familien. Aber ohne angemessene soziale und familiäre Unterstützung haben viele von ihnen mit komplexen Problemsituationen zu kämpfen, die von der Außenwelt oft unbemerkt bleiben.

Fachkräfte für psychische Gesundheit und von Sozialeinrichtungen müssen sehr aufmerksam auf Kinder und Jugendliche achten, die Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung oder einer anderen psychischen Störung haben.

Leider haben Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung oft Schwierigkeiten, Beziehungen zu ihren Mitmenschen. Und was das Ganze noch schlimmer macht, ist, dass sich auch die Behandlung dieser Kondition schwierig gestaltet. Diese Umstände können schnell zu sehr komplexen Familiensituationen führen, für die die Kinder wiederum extrem anfällig sind. Deshalb ist es wichtig, das Bewusstsein für derartige heimische Situationen zu schärfen und sie mit Mitgefühl anzugehen.

Ängstlicher Mann, der eine paranoide Persönlichkeitsstörung hat

Mit Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung leben

Wir wissen immer noch nicht, wie oder warum manche Menschen eine paranoide Persönlichkeitsstörung entwickeln. Es wird allgemein angenommen, dass es sich um eine komplexe Kombination aus biologischen, genetischen und sozialen Faktoren handelt, die diesen Zustand hervorruft. Unabhängig von ihren Ursachen betrifft sie nicht nur alle Lebensbereiche der Person, sondern macht es enorm schwierig, gesunde Beziehungen aufzubauen, einschließlich persönlicher, beruflicher und eben intrafamiliärer.

Einige wichtige Merkmale der paranoiden Persönlichkeitsstörung sind:

  • Allgemeines Misstrauen. Dieses tritt in der Regel ab der Pubertät auf. Es manifestiert sich als anhaltender Argwohn und die Betroffenen denken, dass andere hinter ihnen her wären und ihnen nichts Gutes wollten.
  • Sie haben ständig den Verdacht, dass andere sie täuschen, verraten oder verlassen würden.
  • Notwendigkeit ständiger Vertrauens- und Loyalitätsbeweise
  • Schlechtes emotionales Management
  • Unvermögen, wahrgenommene Beleidigungen zu verzeihen oder zu vergessen, sogar bis hin zu obsessivem Groll
  • Übermäßige Wachsamkeit. Betroffene sind immer auf der Hut vor Anzeichen von Bedrohungen oder Gefahren.
  • Defensives Verhalten
  • Kaltes und feindseliges Auftreten
Tochter tröstet Vater

Kinder von Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung

Es gibt mehrere Studien über die Auswirkungen der paranoiden Persönlichkeitsstörung bei Eltern auf deren Kinder. Dabei gilt es zu berücksichtigen, dass sich Folgen auf zweierlei Art und Weise einstellen können. Erstens hat die paranoide Persönlichkeitsstörung eine genetische Komponente. Es gibt klare Hinweise darauf, dass die Tendenz zur Entwicklung dieser Krankheit von einer Generation auf die nächste übertragen werden kann.

Die Genetik garantiert jedoch nie, dass jemand eine psychische Erkrankung entwickeln wird. Zweifellos haben Umwelt und Erziehung einen mindestens genauso großen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder. In dieser zweiten Art und Weise, wie die Krankheit des Elternteils dessen Kinder betrifft, liegt das eigentliche Problem.

Werfen wir nun einen Blick auf das, was die wissenschaftliche Forschung über das Wachstum und die Entwicklung von Kindern sagt, die mit Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung aufwachsen.

Auswirkungen auf Bildung und Entwicklung

  • Bereits im Alter von zwei Jahren sind diese Kinder ausweichender und weniger empfänglich für äußere Reize.
  • Unsichere, instabile und stressige Familienbeziehungen lassen diese Kinder eine starke Angst vor dem Verlassenwerden entwickeln. Sie suchen ständig nach Trost, handeln entweder misstrauisch oder überdreht.
  • Ein Elternteil mit paranoider Persönlichkeitsstörung ist zuweilen überfürsorglich. Manchmal erlaubt es seinen Kindern nicht, sich zu sozialisieren, um sie davor zu schützen, später verlassen zu werden. Zu anderen Zeitpunkten ignoriert es die emotionalen Bedürfnisse der Kinder völlig.
  • Das Elternteil mit paranoider Persönlichkeitsstörung handelt daher emotional inkonsequent. Es kann in wenigen Augenblicken von sehr emotional zu kalt und feindselig wechseln. Diese inkonsistente Erziehung schafft eine dysfunktionale Umgebung, die die Gehirnentwicklung der Kinder beeinträchtigt, die zudem ein geringes Selbstwertgefühl und negatives Selbstbild entwickeln.
  • Kinder von Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung mögen sich schuldig fühlen, wenn sie endlich die Krankheit ihrer Mutter oder ihres Vaters verstehen.
  • In der Pubertät werden diese Kinder oft trotzig oder tendenziell eher in kriminelle Aktivitäten verwickelt. Sie leiden auch häufiger unter Angststörungen, Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen.

Mögliche Interventionen

Kinder von Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung brauchen zweifellos eine personalisierte psychosoziale Therapie. Es ist jedoch gleichermaßen wichtig, dass wir uns daran erinnern, dass ein unvorhersehbares familiäres Umfeld weitreichende Auswirkungen hat und dass sich die Behandlung nicht nur auf die Kinder konzentrieren sollte. Die Intervention und Behandlung sollte sich auf das gesamte Umfeld, einschließlich der Eltern, erstrecken.

Mutter mit ihrem Kind

Wenn jemand mit paranoider Persönlichkeitsstörung Kinder hat, ist es wichtig, dass er sich einer Psychotherapie unterzieht, um die Bindung an seine Kinder zu fördern. Das betroffene Elternteil sollte ermutigt werden, über seine Erfahrungen in der eigenen Kindheit zu sprechen. Der Vergleich seiner Kindheit mit seiner aktuellen Beziehung zu seinen Kindern mag ihm helfen, zu verstehen, wie es den Kreislauf instabiler Beziehungen durchbrechen kann.

Darüber hinaus benötigt die Familie eine angemessene psychosoziale Unterstützung, um ein rettendes Netz aufzuspannen. Es ist auch wichtig, den übrigen Familienmitgliedern die Fähigkeiten beizubringen, die sie benötigen, um stabile Beziehungen, Routinen und Gewohnheiten aufzubauen.

Die Kinder oder Jugendlichen, die in diesem sozialen Umfeld aufwachsen, brauchen ebenfalls Hilfe, um ein gutes Selbstwertgefühl zu entwickeln und positive Beziehungen zu ihren Altersgenossen aufzubauen. Sie sollten auch angehalten werden, Neues auszuprobieren und ihre Interessen zu verfolgen. So können ihnen Werkzeuge an die Hand gegeben werden, um ihnen zu helfen, mit dem Stress umzugehen, den ein psychisch krankes Elternteil notwendigerweise verursacht.

Kinder von Eltern mit paranoider Persönlichkeitsstörung benötigen in vielen Bereichen ihres Lebens spezifische Hilfe. Mit der richtigen Unterstützung können sie jedoch zu gesunden, glücklichen und erfolgreichen Menschen heranwachsen.


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