Ein Seufzer ist die Luft, die in uns frei wird, wenn uns jemand fehlt

Ein Seufzer ist die Luft, die in uns frei wird, wenn uns jemand fehlt

Letzte Aktualisierung: 12. Februar 2022

Ein Seufzer ist die Luft, die wegen dieser Person in uns frei wird, die uns fehlt. Es ist ein alltäglicher Akt, der es uns scheinbar erlaubt, stechende Schmerzen herauszulassen, so als ob uns jemand das Gewicht von der Seele nehmen würde, in dem Versuch, eine kurzzeitige Erleichterung zu finden, wenn dieses zu sehr schmerzt.

Doch sind nun die Seufzer wirklich die körperliche Erlösung von unseren emotionalen Problemen? Nur zum Teil. Wir Menschen seufzen, wenn wir uns gestresst oder frustriert fühlen oder wenn uns die Traurigkeit mit ihrem aschfarbenen Schleier überkommt. Genau dann scheint unser Unterbewusstsein reflexartig nach diesem Knopf zum Neustart zu suchen, um uns Sauerstoff aufnehmen zu lassen, um uns für einen Moment vom Schmerz zu befreien.

Wir könnten annehmen, dass wir Menschen diesen biologischen Akt als simple Form der emotionalen Erleichterung durchführen. Jedoch ist dies nicht immer der Fall und es ist in der Tat so, dass der Mensch sterben würde, wenn er nicht seufzen könnte. Denn ein Seufzer ist eine ganz bestimmte Form der Atmung, die wir über den gesamten Tag hinweg auf unbewusste Weise ausführen.

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Ein unfreiwilliger Seufzer, ein lebenswichtiger Atemzug

Es gibt freiwillige und unfreiwillige Seufzer. Letztere bilden eine lebenswichtige Stütze für die Gesundheit und die Funktion unserer Lungen. Die Art und Weise, in der dieser Reflex in unserem Organismus funktioniert und sich orchestriert, umfasst eine faszinierende Kette an Schritten, die es wert ist, sie genauer kennenzulernen.

Laut einer Studie, die an der Medizinischen Fakultät der Stanford University (Kalifornien, USA) durchgeführt wurde, “entscheidet” unser Gehirn darüber, welche Form der Atmung wir in welchem Moment brauchen. Diese delikate Aufgabe wird von ganz bestimmten Neuronen durchgeführt, die sich im Hirnstamm befinden und welche von den Wissenschaftlern manchmal als “Seufzerknöpfchen” bezeichnet werden.

Die folgende Tatsache ist sehr interessant: Es gibt Momente, in denen unsere Lungenbläschen kollabieren. Wenn dies passiert, dann ist die Fähigkeit unserer Lunge, Sauerstoff aufzunehmen, erheblich eingeschränkt. Die Lösung? Genau hier kommen die “Seufzerknöpfchen” ins Spiel und geben den Befehl, zu seufzen, um so diese Lungenbläschen wieder zu entfalten und somit zuzulassen, dass ein größeres Luftvolumen in die Lunge strömt.

Dies ist ein Überlebensmechanismus, den wir etwa 12-mal stündlich ausführen, ganz ohne es zu bemerken. Unglaublich und wundervoll, ganz ohne Zweifel.

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Emotionale Seufzer: Das, was wir brauchen

Karl Teigen ist Wissenschaftler der Abteilung für Psychologie der Universität Oslo (Norwegen) und wurde für seine Studien zu den sogenannten “emotionalen Seufzern” ausgezeichnet. Im Jahr 2010 führte er diverse Untersuchungen durch, in denen er Folgendes beweisen konnte:

  • Wir Menschen sind sehr rezeptiv für fremde Seufzer. Wir haben fast augenblicklich Mitgefühl mit jemandem, der einen tiefen Seufzer ausstößt.
  • Diese Verbindung ist so intensiv, weil wir diesen Akt gewöhnlich mit emotionalen Schmerzen assoziieren.
  • Freiwillige Seufzer werden von unserem Gehirn als Befreiung von Frust, Enttäuschung, Schmerz oder Niederlage wahrgenommen, oder auch weil uns jemand fehlt oder wir etwas vermissen. Deshalb fragen wir uns fast sofort: “Was ist passiert, woran denkst du, was macht dir Sorgen?”

Wir Menschen fühlen den Schmerz anderer Personen viel mehr als deren Freude. Es ist ein subtiler, instinktiver Mechanismus, der schon immer dazu gedient hat, das Überleben unserer Spezies in der sozialen Gruppe zu ermöglichen. Denn es ist lebenswichtig, die Bedürfnisse anderer lesen zu können, um Unterstützung anzubieten.

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Seufzen lässt uns mental und körperlich neustarten

Wir wissen, dass die Seufzer lebenswichtig sind, um die Funktion der Lungen aufrechtzuerhalten. Sie schaffen eine intime und perfekte Verbindung zwischen unserem Gehirn und dem Atemsystem. Laut einer Studie der Universität Leuven (Belgien) tue es uns sehr gut, wenn wir über den Tag hinweg nach Mitteln suchen, um uns zu entspannen. Zum Beispiel indem wir seufzen.

Diese Tatsache ist weder neu noch seltsam. Die Wissenschaft der langsamen und tiefen Atmung listet eine ganze Reihe an Entspannungstechniken auf – von Joga bis hin zu Übungen aus dem Mindfulness-Bereich. Laut den Autoren dieser Arbeit sei es interessant, Folgendes in die Praxis umzusetzen:

  • Einen ruhigen Platz suchen, an dem man mental entspannen kann.
  • Sich mit aufrechtem Rücken hinsetzen.
  • Die Brust nach vorn anheben und unsere Hände auf dem Schoß ruhen lassen.
  • Luft tief durch die Nase einatmen und bis vier zählen. Die Luft vier weitere Sekunden anhalten und daraufhin für sieben Sekunden einen langen und klangvollen Seufzer ausstoßen.

Diese einfache Übung entspannt, erlaubt uns, uns neu zu fokussieren, verbessert unsere kognitiven Fähigkeiten und schaltet störende mentale Geräusche aus.

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Wie wir also sehen, umfasst ein Seufzer sehr faszinierende Dimensionen, die definieren, was wir sind, wie wir funktionieren, was wir fühlen und sogar wie wir mit unserer Umgebung interagieren. Zögere nicht, jeden Tag und bei jeder Gelegenheit zu seufzen, um diesen wunderbaren Kreislauf des Lebens und der Zufriedenheit zu initiieren.


Dieser Text dient nur zu Informationszwecken und ersetzt nicht die Beratung durch einen Fachmann. Bei Zweifeln konsultieren Sie Ihren Spezialisten.